Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
ja.«
»Admiral Aleksandrovich war der Meinung, daß diese Angelegenheit besser nicht mit Ihren Vertretern auf Avon diskutiert werden sollte. Je weniger Leute sich der Situation bewußt sind, sagt er, desto besser.«
Ihr Lächeln verwandelte sich in einen erwartungsvollen Ausdruck. »Weniger Leute? Maynard, auf Tranquility haben acht verschiedene Geheimdienste ihre Büros eröffnet, und alle haben nur eines im Sinn: die arme Dr. Mzu zu überwachen. Manchmal nimmt diese intensive Beschattung groteske Ausmaße an. Selbst Kulus ESA hat auf Tranquility ein Team stationiert. Ich stelle mir lebhaft vor, daß diese Angelegenheit ein wahrer Dorn im königlichen Auge meines verehrten Cousins Alastair sein muß.«
»Ich denke, der Admiral meinte damit eher Leute außerhalb hoher Regierungskreise.«
»Ja. Selbstverständlich. Die Leute, die noch am ehesten imstande wären, mit der Situation zurechtzukommen.«
Die beißende Ironie in ihrer Stimme ließ Maynard innerlich zusammenzucken. »Angesichts der Tatsache, daß Dr. Mzu inzwischen eine ganze Reihe von Raumschiffskommandanten angesprochen hat und die Sanktionen gegen Omuta demnächst enden, wäre der Admiral äußerst dankbar, wenn Sie uns über ihre Politik bezüglich Dr. Mzu aufklären könnten«, sagte er förmlich.
»Zeichnen Sie unsere Unterredung für den Admiral auf?«
»Ja. Vollständiges Sens-O-Vis.«
Ione starrte ihm geradewegs in die Augen und antwortete mit klarer, bestimmter Stimme. »Mein Vater hat Admiral Aleksandrovichs Vorgänger versprochen, daß man Dr. Alkad Mzu unter keinen Umständen gestatten würde, Tranquility wieder zu verlassen. Ich wiederhole dieses Versprechen hiermit. Wir werden ihr nicht gestatten, das Habitat zu verlassen, noch werden wir auch nur den geringsten Versuch dulden, daß sie die Informationen, in deren Besitz sie sich vermutlich befindet, an irgend jemanden verkauft, einschließlich der Konföderierten Navy. Nach ihrem Tod wird Dr. Mzu eingeäschert, um ihre neurale Nanonik zu zerstören. Und ich hoffe bei Gott, daß damit das Ende dieser schrecklichen Bedrohung gekommen ist.«
»Danke sehr, Ma’am«, sagte Maynard Khanna.
Ione entspannte sich ein wenig. »Ich war noch nicht geboren, als sie vor sechsundzwanzig Jahren auf Tranquility eintraf. Erzählen Sie mir mehr über diese Geschichte, ich bin neugierig. Hat der Abschirmdienst der Navy inzwischen herausgefunden, wie sie die Zerstörung Garissas überleben konnte?«
»Nein. Sie kann unmöglich auf Garissa gewesen sein. Die Konföderierte Navy hat die Evakuierung durchgeführt, und wir besitzen keinerlei Aufzeichnungen, daß sie an Bord eines unserer Schiffe gewesen wäre. Genausowenig, wie sie auf einer der Asteroidensiedlungen gewesen wäre. Die einzig logische Schlußfolgerung lautet, daß sie auf irgendeiner geheimen militärischen Mission außerhalb des Systems gewesen ist, als Omuta ihre Heimatwelt bombardierte.«
»Vielleicht, um den Alchimisten einzusetzen?«
»Wer weiß? Die Waffe wurde jedenfalls nicht benutzt; entweder, sie hat nicht funktioniert, oder das Schiff wurde abgefangen. Der Generalstab hält die zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher.«
»Und wenn Dr. Mzu überlebt hat, dann gilt das gleiche für den Alchimisten«, schloß Ione.
»Falls es die Waffe jemals wirklich gegeben hat«, erwiderte Khanna.
Ione runzelte die Stirn. »Ich dachte eigentlich immer, das stünde fest?«
»Man ist der Meinung, daß den Geheimdiensten nach all der Zeit mehr als nur Gerüchte zu Ohren gekommen sein müßten. Falls der Alchimist tatsächlich existiert, warum haben die garissanischen Überlebenden dann in all den Jahren nicht versucht, die Waffe gegen Omuta einzusetzen?«
»Wenn es um Weltuntergangsmaschinen geht, dann reichen mir Gerüchte vollkommen.«
»Ja.«
»Wissen Sie, ich habe Dr. Mzu hin und wieder beobachtet, wenn sie drüben im Laymil-Institut gearbeitet hat. Sie ist eine gute Physikerin, und ihre Kollegen respektieren sie. Aber sie ist nicht außergewöhnlich, jedenfalls nicht das Genie, für das man sie gehalten hat.«
»Manchmal reicht eine einzige Idee im Leben vollkommen aus.«
»Sie haben recht. Jedenfalls war es ein schlauer Zug von ihr, nach Tranquility zu kommen. Der einzige Ort in der gesamten Konföderation, an dem ihre Sicherheit garantiert ist, und zugleich die einzige kleine Nation, die anerkanntermaßen keinerlei militärische Bedrohung für andere Mitglieder der Konföderation darstellt.«
»Darf ich dann also davon ausgehen,
Weitere Kostenlose Bücher