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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem Tal, überwuchert von hohem, üppigem Gras mit lebhaften roten und gelben und blauen glockenförmigen Blumentupfen. Ringsum erhob sich die Raummutter, eine Landschaft aus verschlungenem Grün, voll zügelloser Vegetation, durchzogen von silbernen Flüssen und Bächen, bedeckt von dünnen Wolkenfetzen. Sonnenspitzen stachen aus den Zentren der beiden Abschlußkappen, dünne, zwanzig Kilometer lange Säulen aus wütendem, gleißendem Licht.
    – BAUMGEISTLIED EINHEIT, rief sie mit Stimme und Geist. Ihre beiden Fanfarenköpfe trompeteten voller Freude. – ICH WARTE.
    – FRUCHTBARKEIT BELOHNUNG EMBRYO WACHSTUM TOCHTER, antwortete die Raummutter.
    – MÄNNCHEN AUSWAHL?
    – ÜBEREINSTIMMUNG.
    – GLEICHKLANG WARTET.
    – LEBEN DRÄNGT ZU VERZÜCKUNG.
    Sie setzte sich den Abhang hinunter in Bewegung. Voraus, am Boden des Tals, wartete die vierte Hochzeitskommune. Blaue Polypstrukturen, kubisch, streng symmetrisch, angeordnet in konzentrischen Ringen. Auf den Pfaden zwischen den konturlosen Wänden sah sie andere Laymil umherwandern. Sie streckte alle Köpfe erwartungsvoll nach vorn.
    Die Erinnerung endete.
    Der Sturz zurück in die Gleichförmigkeit des Elektroniklabors war abrupt und schockierend. Ione legte eine Hand auf die Arbeitsfläche, um sich abzustützen. Oski Katsura und Parker Higgens sahen sie besorgt an, und selbst Lierias dunkelviolette Augen waren fragend auf Ione gerichtet.
    »Das … das war erstaunlich«, brachte sie hervor. Der heiße Laymil-Dschungel lauerte noch immer an den Rändern ihres Gesichtsfelds wie ein böser Tagtraum. »Diese Bäume … ich hatte das Gefühl, als handelte es sich dabei um lebende Wesen.«
    »Ja«, stimmte Parker Higgens ihr zu. »Offensichtlich ging es um eine Art Paarungsauslese oder ein Ritual. Wir wissen, daß Laymil-Weibchen zu fünf Reproduktionszyklen fähig sind. Bisher ist niemand auf den Gedanken gekommen, daß sie vielleicht künstlichen Beschränkungen unterworfen sein könnten. Ehrlich gesagt finde ich es erstaunlich, daß eine so weit fortgeschrittene Kultur sich einem fast paganischen Ritual hingeben kann.«
    »Ich bin gar nicht sicher, ob es tatsächlich paganisch war«, widersprach Oski Katsura. »Schließlich haben wir im Genom der Laymil bereits eine genetische Sequenz identifizieren können, die dem Affinitätsgen der Edeniten äußerst ähnlich ist. Allerdings waren die Laymil allem Anschein nach weit gaiaistischer ausgerichtet als unsere Edeniten. Ihr Habitat, die Raummutter, war offensichtlich ein Teil des Reproduktionsprozesses. Ganz sicher scheint es eine Art Vetorecht besessen zu haben.«
    »Wie Tranquility und ich«, sagte Ione ganz leise.
    – Wohl kaum.
    – Gib uns noch fünftausend Jahre, und die Geburt eines neuen Lords Ruin kann durchaus zu einem Ritual erstarrt sein.
    – Du hast vollkommen recht, Ione Saldana, sagte Lieria. Die Kiint redete weiter, doch diesmal benutzte sie ihre weiße Translatorscheibe. »Ich bemerke starke Indizien, daß die Partnerwahl der Laymil auf einer wissenschaftlichen Vererbungslehre basiert und nicht auf primitivem Spiritualismus. Die Eignung steht weit stärker im Vordergrund als der Besitz wünschenswerter physischer Charakteristika, und mentale Kraft ist offensichtlich eine unabdingbare Voraussetzung.«
    »Was auch immer. Diese Entdeckung öffnet uns ein phantastisches Fenster in ihre Kultur«, sagte Parker Higgens. »Vorher wußten wir fast nichts über sie. Allein der Gedanke, daß drei Minuten soviel verraten können … Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten …« Er blickte beinahe ehrfürchtig auf das Modulmagazin.
    »Wird es Probleme beim Entschlüsseln der restlichen Daten geben?« wandte sich Ione an Oski Katsura.
    »Ich wüßte keine. Was Sie gesehen haben, war noch immer recht improvisiert; die emotionalen Analoga waren lediglich angenähert. Selbstverständlich wird unser Programm besser, doch ich bezweifle, daß wir direkte Parallelen zu einer so fremden Rasse finden.«
    Ione starrte auf die transparente Kugel und das Artefakt darin. Ein Orakel für eine ganze Spezies. Und möglicherweise, ganz vielleicht, ruhte auch das Geheimnis der Laymil dort drinnen: Warum sie es getan hatten. Je mehr sie darüber nachdachte, desto rätselhafter wurde alles. Die Laymil waren so quicklebendig gewesen. Was in aller Götter Namen konnte eine so lebendige Entität wie die der Laymil in den Selbstmord treiben?
    Sie erschauerte, dann drehte sie sich zu Parker Higgens um. »Richten Sie ein neues Budget

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