Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Brötchengeber. Laß ihnen ihre Illusionen, alles andere wäre unhöflich.
Iones Gesicht war während der sekundenlangen Unterbrechung ausdruckslos geblieben. Jetzt sagte sie: »Und das hat ausgereicht, um ein Erkennungsprogramm zu schreiben?«
»Genau«, sagte Oski Katsura. »Neunzig Prozent der Daten waren unverständliches, wirres Zeug, doch diese Muster tauchten immer wieder auf.«
»Nachdem es uns gelungen war, genügend davon eindeutig zu identifizieren, haben wir eine interdisziplinäre Konferenz einberufen und die anderen Abteilungen nach ihrer Meinung gefragt«, erläuterte Parker Higgens. »Ich weiß, es scheint auf den ersten Blick ein wenig willkürlich, aber es hat sich ausgezahlt. Ich freue mich festzustellen, daß es Lieria war, die feststellte, daß die Daten an optische Impulse der Laymil erinnerten.«
»Korrekt«, sagte Lieria durch die Translatorscheibe. »Die Übereinstimmung beträgt beinahe fünfundachtzig Prozent. Die Datenpakete repräsentieren für das Laymil-Auge gewöhnliche Farben.«
»Nachdem das gesichert war, führten wir Vergleiche mit den restlichen Daten durch und versuchten, sie mit anderen Laymil-Nervenimpulsen in Bezug zu setzen«, führte Katsura aus. »Volltreffer. Nun ja, mehr oder weniger. Wir benötigten vier Monate, um Interpretationsprogramme zu schreiben und geeignete Interfaces zu entwickeln, doch am Ende waren wir erfolgreich.« Ein Wink ihrer Hand schloß die umliegenden Arbeitsplätze und all die komplizierte Ausrüstung ein. »Gestern nacht haben wir die erste vollständige Sequenz entschlüsselt.«
Langsam dämmerte Ione, was Oski Katsura da gerade gesagt hatte, und eine unglaubliche Aufregung bemächtigte sich ihrer. Sie richtete den Blick auf das Modulmagazin in seiner schützenden Kugel. Beinahe ehrfürchtig berührte sie die transparente Oberfläche. Sie war wärmer als die Umgebung. »Und? Handelt es sich um eine Laymil-Sinnesaufzeichnung?« fragte sie.
Parker Higgens und Oski Katsura grinsten wie Zehnjährige. »Ja, Ma’am«, sagte Parker Higgens.
Sie drehte sich abrupt zu ihm um. »Wieviel haben wir? Wie viele Aufzeichnungen sind in den Kristallen gespeichert?«
Oski Katsura zuckte die Schultern. »Wir wissen nicht genau, in welcher Reihenfolge die Dateien angeordnet sind. Die entschlüsselte Datei besitzt einen Umfang von etwas über drei Minuten.«
»Wie lang?« Iones Stimme bekam plötzlich einen bissigen Unterton.
»Falls die Bitrate für die restlichen Sequenzen gleich bleibt … ungefähr achttausend Stunden.«
– Hat sie achttausend gesagt?
– Hat sie, antwortete Tranquility.
»Höllenfeuer!« Auf Iones Gesicht breitete sich ein dümmliches Lächeln aus. »Wenn Sie sagen entschlüsselt – was genau meinen Sie damit?«
»Die Sequenz wurde für menschlichen Sens-O-Vis-Empfang angepaßt«, sagte Oski Katsura.
»Haben Sie die Sequenz bereits gesehen?«
»Ja. Die Qualität entspricht nicht dem gewohnten Standard, aber das wird sich verbessern, sobald wir erst unsere Entschlüsselungsprogramme und unsere Ausrüstung verbessert haben.«
»Ist Tranquility möglicherweise imstande, über das Kommunikationsnetz auf Ihre Ausrüstung zuzugreifen?« fragte Ione drängend.
»Das sollte kein Problem darstellen. Einen Augenblick, ich übertrage eben den Zugriffskode«, sagte Katsura. »So, fertig.«
– Zeig es mir!
Fundamental falsche Sinne umschlossen ihre bewußten Gedanken und drängten sie in die Rolle des passiven Beobachters, der sich gegen die ihm zugewiesene Rolle wehrte – wenn auch nur schwach. Der Körper der Laymil war trisymmetrisch. Sie waren einen Meter fünfundsiebzig groß und besaßen eine stark runzlige schiefergraue Haut. Sie hatten drei Beine und ein Knie, das über zwei Gelenke verfügte. Jedes Bein endete in einer Art Huf. Drei Arme entsprangen aus mächtigen runden Schultern und erlaubten einen entsprechend großen Bewegungsradius. Ein einzelner Ellbogen und Hände mit vier dreigelenkigen Fingern von der Dicke und der doppelten Länge menschlicher Daumen ließen den Schluß auf beträchtliche Körperkraft und Geschicklichkeit zu. Am bestürzendsten von allem jedoch waren die drei mit Sinnesorganen ausgestatteten Köpfe. Jeder besaß auf der Vorderseite ein einzelnes Auge, darüber ein dreieckiges Fledermausohr und einen zahnlosen Mund darunter, der gleichzeitig als Atmungsorgan diente. Alle Münder waren zu sprachlicher Artikulation befähigt, doch einer stach besonders hervor. Er war größer und höher spezialisiert
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