Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Halteklammern rasteten an den Verladebolzen des Holzbündels ein. Langsam entfernte sich der Verladearm des Transporters.
»Wie geht es voran?« erkundigte sich Marie.
»Nach diesem hier noch ein Flug, und wir sind fertig«, erwiderte Warlow. »Maximal zehn Stunden.«
»Großartig.« Sie schwang das Bein über den Sattel der Maschine. Der junge Mann stieg einen Augenblick später ab. »Warlow, das hier ist Quinn Dexter.«
Quinn lächelte liebenswürdig. »Warlow. Erfreut, Sie kennenzulernen. Marie hat mir erzählt, daß Sie von hier aus nach Norfolk fliegen.«
»Das ist richtig.« Warlow blickte dem Transporter hinterher, der zum Hangar zurückfuhr. Das hellorange Fahrzeug wirkte mit einemmal seltsam verschwommen. Warlows neurale Nanonik meldete einen geringfügigen Datenverlust von den optischen Sensoren, und er startete ein Diagnoseprogramm, um den Fehler aufzuspüren.
»Das könnte sich für beide Seiten als vorteilhaft erweisen«, sagte Quinn. »Ich würde gerne eine Passage an Bord der Lady Macbeth kaufen. Marie hier hat mir erzählt, daß Ihr Schiff eine Lizenz zum Transport von Passagieren besitzt.«
»Das tut es.«
»In Ordnung, prima. Wieviel kostet die Koje?«
»Sie wollen nach Norfolk?« fragte Warlow. Seine optischen Sensoren fuhren wieder hoch. Das Diagnoseprogramm hatte keinerlei Fehler feststellen können.
»Genau.« Quinns fröhliches Lächeln wurde noch breiter. »Ich bin Handelsreisender für Dobson Engineering, eine auf Kulu beheimatete Gesellschaft. Wir stellen einfache Farmausrüstungen her – Pflugscharen, Radlager für Karren und so weiter. Genau das, was auf Welten mit niedriger Technologiestufe so gebraucht wird.«
»Schön, dann waren Sie hier auf Lalonde ja genau an der richtigen Stelle«, sagte Warlow mit maximaler Baßverstärkung seines Diaphragmas, die beste Annäherung an Ironie, über die er verfügte.
»Ja. Aber ich glaube, es dauert noch einmal mindestens fünfzig Jahre, bis Lalonde auch nur weit genug ist, um unsere einfache Technologie zu kaufen. Ich war nicht in der Lage, in das offizielle Monopol einzubrechen, nicht einmal mit Hilfe meines Botschafters. Deswegen wird es Zeit für mich weiterzuziehen.«
»Ich verstehe. Einen Augenblick bitte.« Warlow öffnete mit Hilfe seiner neuralen Nanonik einen Kommunikationskanal zum Bordrechner des Raumflugzeugs und bat um eine Verbindung mit der Lady Macbeth.
»Was gibt’s?« kam Joshuas Frage über Datavis.
»Ein Kunde.«
»Zeig mir sein Bild«, sagte Joshua, als Warlow mit seiner Erklärung fertig war.
Der Kosmonik richtete seine optischen Sensoren auf Quinns Dexters Gesicht. Das Grinsen des Burschen war inzwischen nicht verflogen. Wenn überhaupt, dann war es noch breiter geworden.
»Scheint es ziemlich eilig zu haben, von Lalonde wegzukommen, wenn er sich auf der Lady eine Koje kaufen will, anstatt auf das nächste Schiff der Gesellschaft zu warten«, sagte Joshua. »Sag ihm fünfundvierzigtausend Fuseodollars für den Transport in Null-Tau.«
Es gab Zeiten, da bedauerte Warlow zutiefst, daß er die Fähigkeit zu einem wirklich resignierenden Seufzer verloren hatte. »Das zahlt der Kerl nie!« gab er zurück. Wenn Joshua doch nur nicht immer versuchen würde, seine Kunden auszuquetschen, dann würden sie bessere Geschäfte machen.
»Aha?« schoß Joshua zurück. »Wir können ja feilschen. Außerdem zahlt er vielleicht doch, und wir brauchen das Geld. Die Kosten, die wir auf diesem verdammten Misthaufen von Welt vorschießen mußten, haben unsere Portokasse ziemlich geleert. Wenn wir nicht aufpassen, brechen wir die Rücklagen für den Norfolk-Deal an.«
»Der Captain verlangt fünfundvierzigtausend Fuseodollars für den Transport nach Norfolk, allerdings in Null-Tau«, sagte Warlow.
»Null-Tau?« Quinn klang verwirrt.
»Ja.«
Quinn warf einen fragenden Blick zu Marie, die regungslos dabeistand.
Warlow wartete geduldig, während die Hangartore des Raumflugzeugs langsam zuglitten. Seine neurale Nanonik übertrug die Hintergrundgeräusche aus dem Cockpit, als der Pilot durch die Startvorbereitungen ging.
»Ich will aber nicht in einer Null-Tau-Kapsel fliegen«, sagte Quinn tonlos.
»Da hast du es. Fünfundfünfzigtausend in einer Standardkabine«, sagte Joshua per Datavis.
»Dafür müssen sie, fürchte ich, fünfundfünfzigtausend Fuseodollars hinlegen«, wiederholte Warlow umständlich. »Verbrauchsartikel, Verpflegung, Lebenserhaltungsaufwand – nicht gerade ein billiges Vergnügen.«
»Ja. Ich
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