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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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entlang und spürte den Blick von Syrinx heiß in seinem Nacken. Bissige Bemerkungen drängten sich in sein Bewußtsein. Drayton’s Import lag nicht in der Penn Street, es war die Penn Street. Nicht ein einziges Gebäude, das nicht auf einem Schild den Namen der Gesellschaft getragen hätte.
    »Und wohin jetzt, Chef?« fragte der Kutscher.
    »Zum Hauptbüro«, antwortete Ruben. Als er das letzte Mal auf Norfolk gewesen war, war Drayton’s Import nicht mehr als ein einzelnes kleines Büro in einem angemieteten Lagerhaus gewesen.
    Das Hauptbüro stellte sich als ein Bauwerk in der Mitte des Straßenzugs heraus, an der dem Wasser zugewandten Seite, eingeklemmt zwischen zwei große Lagerhäuser. Die Bogenfenster waren in Eisen eingefaßt, und in der Mauer neben den hohen Doppeltüren prangte eine große, blank polierte Messingplakette. Die Pferdedroschke hielt vor der gewundenen Steintreppe, die zum Eingang hinauf führte.
    »Sieht ganz danach aus, als ginge es dem guten alten Dominic Kavanagh gar nicht schlecht«, sagte Ruben, als sie aus dem Wagen kletterten. Er reichte dem Fahrer eine Guinea und ein Sixpenny-Stück als Trinkgeld.
    Syrinx’ Blicke waren so hart, daß sie Diamant hätten schneiden können.
    »Der gute alte Dominic. Er war schon immer einer der Besten. Ich sage dir, wir hatten Zeiten! Dominic kennt jedes einzelne Pub in der Stadt.« Ruben fragte sich insgeheim, ob er so selbstsicher tat, um Syrinx zu beruhigen – oder sich selbst.
    »Wie lange ist das genau her?« erkundigte sich Syrinx scheinbar beiläufig, als sie die Empfangshalle des beeindruckenden Gebäudes betraten.
    »Vielleicht fünfzehn oder zwanzig Jahre?« wich Ruben aus. Seinem Gefühl nach stimmte das durchaus, obwohl ihn nach und nach das schreckliche Gefühl beschlich, daß Dominic im gleichen Alter war wie er selbst. Das ist das Dumme, wenn man auf einem Voidhawk durch das Weltall schippert, dachte er. Ein Tag ist wie der andere, und man verliert jegliches Gefühl für die Zeit. Woher soll ich wissen, wie lange genau das her ist?
    Die Empfangshalle war in einem Karo aus schwarzem und weißem Marmor gefliest, und an der hinteren Wand führte eine breite Treppe nach oben. Hinter einem Schalter zehn Yards hinter dem Eingang saß eine junge Frau. Neben ihr stand eine uniformierte Empfangsdame.
    »Ich würde gerne Dominic Kavanagh sprechen«, wandte sich Ruben unbekümmert an die junge Frau. »Sagen Sie ihm einfach, Ruben wäre wieder in der Stadt.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Sir«, erwiderte die Frau. »Aber bei unserer Gesellschaft arbeitet kein Kavanagh dieses Namens.«
    »Wie bitte? Dominic ist der Besitzer dieses ganzen Ladens!« erwiderte Ruben hilflos.
    »Diese Firma gehört Kenneth Kavanagh, Sir.«
    »Oh.«
    »Könnten wir bitte trotzdem mit ihm sprechen?« fragte Syrinx. »Wir sind den ganzen Weg von der Erde hierher gekommen.«
    Die Frau musterte Syrinx’ blaue Schiffsuniform mit ihrem silbernen Stern. »In welcher Angelegenheit, Captain?«
    »Wie jeder andere auch. Ich bin an einer Ladung Fracht interessiert.«
    »Einen Augenblick. Ich sehe nach, ob Mister Kavanagh im Hause ist.« Die Frau hob einen perlmuttfarbenen Telephonhörer auf.
    Acht Minuten später wurden sie in das Büro von Kenneth Kavanagh in der obersten Etage geführt. Eine Wand des großen Raums wurde zur Hälfte von einem Bogenfenster eingenommen, von dem aus man eine wunderbare Aussicht über den Fluß hatte. Große Leichter glitten durch das ruhige schwarze Wasser, majestätisch und gelassen wie Schwäne.
    Kenneth Kavanagh war Ende Dreißig, ein breitschultriger Mann in einem eleganten, anthrazitfarbenen Geschäftsanzug mit weißem Hemd und roter Krawatte. Das rabenschwarze Haar war mit Pomade glatt von der Stirn nach hinten gekämmt.
    Syrinx schenkte ihm fast keine Beachtung. Im Raum befand sich ein weiterer Mann, Mitte Zwanzig, mit einem flachen, breiten Gesicht und massigen Kieferknochen und einem Wuschelkopf von blaß kupferfarbenem Haar, das er in einen unregelmäßigen Mittelscheitel gekämmt hatte. Er besaß ganz genau die Figur, die Syrinx mit sportlichen Typen assoziierte oder (was auf dieser Welt wahrscheinlicher schien) mit Männern, die im Freien arbeiteten. Sein Anzug war aus einem glänzenden, grau-grünen Material, doch der linke Jackenarm war leer und mit einer Nadel an der Seite festgemacht. Syrinx hatte noch niemals einen Menschen gesehen, dem ein Gliedmaß fehlte.
    – Du starrst ihn an, warnte Ruben sie, als sie Kenneth Kavanagh

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