Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
wollen herausfinden, was geschehen ist. Ich kann Ihnen nur eins raten: Suchen Sie nicht nach den verschwundenen Männern. Bleiben Sie zusammen, hier im Dorf. Je größer Ihre Zahl, desto sicherer sind Sie.«
Geoffrey Tunnard schürzte die Lippen und wandte den Blick ab. Seine Augen schweiften voller bitterem Haß über den umgebenden Dschungel. »Ich dachte mir schon, daß Sie so etwas sagen würden. Ein paar von uns sind schon aufgebrochen, um nach den Männern zu suchen. Ein paar der Ehefrauen. Wir konnten sie nicht aufhalten.«
Darcy legte Geoffrey Tunnard die Hand auf die Schulter und packte sie fest. »Wenn noch jemand gehen will, halten Sie ihn auf. Lassen Sie einen Baumstamm über den Fuß fallen, wenn es sein muß, aber halten sie die Leute auf, koste es, was es wolle.«
»Ich tue mein Bestes.« Geoffrey Tunnard ließ niedergeschlagen den Kopf sinken. »Wenn ich könnte, würde ich von hier weggehen. Die Familien auf einem Boot den Fluß hinunter bringen. Aber ich habe dieses Dorf mit meinen eigenen Händen gebaut, ohne jede verdammte Einmischung von GovCentral. Es war ein gutes Leben, jawohl, das war es. Und es kann wieder so sein. Die verfluchten Zettdees waren noch nie zu irgend etwas nutze. Müllkids in Arbeitshosen, weiter nichts.«
»Wir tun jedenfalls, was in unserer Macht steht«, sagte Lori.
»Natürlich. Sie tun das, wovon Sie mich abzuhalten versuchen: Sie gehen da raus, in den Dschungel. Nur Sie beide, ganz allein. Das ist Wahnsinn.«
Es klang so, als hätte er Selbstmord sagen wollen.
»Können Sie uns verraten, wo wir Quentin Montrose finden?« fragte Lori.
Geoffrey Tunnard deutete auf ein Blockhaus, das sich in nichts von den anderen unterschied: Solarpaneele auf dem Dach, ein weit überstehendes Vordach über einer Veranda. »Aber das wird Ihnen nichts nützen. Quentin war in Neils Gruppe.«
Lori stand beim Ruderhaus, als die Coogan ablegte. Darcy fütterte wieder einmal Brennholz in den Kessel. Len Buchannan pfiff unmelodisch vor sich hin, während er das Boot in die Mitte des Flusses steuerte. Nach und nach blieb Oconto hinter ihnen zurück, bis es nichts mehr weiter war als ein etwas tieferer Einschnitt in der smaragdgrünen Wand des Dschungels. Der Rauch von den Kochfeuern trieb apathisch über das unruhige Wasser.
– Wir könnten einen der Adler hinterherschicken, schlug Lori vor.
– Das meinst du doch wohl nicht ernst.
– Nein. Tut mir leid. Ich wollte wohl nur mein eigenes Gewissen beruhigen.
– Fünfzig bewaffnete Männer, spurlos verschwunden. Ich weiß nicht, wie es um dein Gewissen steht, aber mich hat der Mut beinahe verlassen.
– Wir könnten umkehren oder wenigstens warten, bis Solankis Soldaten da sind.
– Könnten wir, ja.
– Du hast recht. Wir fahren weiter.
– Wir hätten Geoffrey raten sollen, von hier zu verschwinden, sagte Darcy. – Ich hätte es ihm sagen sollen. Nehmen Sie Ihre Familien und gehen Sie zurück nach Durringham. Das wäre zumindest ehrlich gewesen. Nicht diese falsche Hoffnung, die wir bei ihm und seinen Leuten erweckt haben.
– Ach, mach dir deswegen keine Gedanken. Ich glaube, das weiß er selbst.
Karl Lambourne schreckte hoch, ohne zu wissen warum. Es war noch nicht Mittag, und seine Wache begann erst wieder um zwei Uhr. Die Vorhänge vor dem Bullauge seiner Kabine waren noch immer zugezogen und verringerten das Licht im Innern zu einer geheimnisvollen, verlockenden Dämmerung. Füße in Stiefeln trappelten draußen vor der Tür über das Deck. Unterhaltungen waren ein ständiges Geräusch im Hintergrund, und hin und wieder riefen oder lachten helle Kinderstimmen dazwischen.
Alles war ganz normal. Warum also war er aufgewacht, und warum verspürte er diese merkwürdige innere Unruhe?
Das Kolonistenmädchen – wie lautete doch gleich ihr Name? – rührte sich neben ihm. Sie war ein paar Monate jünger als Karl, mit einem dunklen Lockenkopf, der ein zartes Gesicht einrahmte. Trotz seiner ursprünglichen Bestürzung, daß die Swithland zusätzlich zu den Kolonisten noch jede Menge Sheriffs und Deputys an Bord genommen hatte, war die Fahrt den Fluß hinauf zu einer netten Tour geworden. Die Mädchen liebten den großzügigen Platz und die Privatsphäre von Karls Kabine; das Schiff war ziemlich überfüllt, und Schlafsäcke bedeckten jedes freien Fleckchen an Deck.
Die Augenlider des Mädchens flatterten, dann öffneten sie sich langsam. Sie – Anne, nein, Alison, das war es; vergiß das nicht wieder! – grinste ihn
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