Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
an.
»Hi«, sagte sie.
Er ließ den Blick über ihren Körper wandern. Sie hatte sich bis zum Unterleib freigestrampelt, was ihm einen Ausblick auf ihre hübschen Brüste, den flachen, muskulösen Bauch und die schlanken Hüften gestattete. »Selber hi!« Er schob ihr einige Locken aus dem Gesicht.
Rufe und ein bellendes Lachen klangen von draußen herein. Alison gab ein schüchternes Kichern von sich. »Meine Güte, sie sind kaum einen Meter von uns entfernt!«
»Daran hättest du denken sollen, bevor du diesen Krach veranstaltet hast.«
Sie streckte ihm die Zunge heraus. »Ich habe keinen Krach veranstaltet.«
»Hast du doch.«
»Hab’ ich nicht.«
Er nahm sie in die Arme und zog sie enger zu sich heran. »Hast du doch, und ich kann es auch beweisen.«
»Ach ja?«
»Ja.« Er küßte sie sanft, und sie fing an, auf seine Zärtlichkeit zu reagieren. Seine Hand stahl sich nach unten und schob das Laken weg.
Alison drehte sich auf den Bauch, als er sie darum bat. Sie erschauerte, als er den Arm unter ihren Bauch schob und sie ein wenig anhob.
»Was zur Hölle war das?«
»Karl?« Sie drehte den Kopf zu ihm. Er kniete hinter ihr und starrte mit gerunzelter Stirn die Decke an. »Karl, was ist?«
»Pssst. Hörst du das auch?«
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Noch immer drängten sich Menschen überall draußen auf Deck. Das war das einzige Geräusch, und sie war in ihrem ganzen Leben noch niemals so heiß gewesen! In diesem Augenblick haßte sie Karl mit der gleichen Intensität, mit der sie ihn noch eine Sekunde vorher angebetet hatte.
Karl drehte den Kopf, lauschte angestrengt in dem Versuch, das Geräusch erneut aufzuschnappen. Nur, daß es eigentlich kein richtiges Geräusch war, sondern eher so etwas wie eine merkwürdige Vibration, ein dumpfes Grollen. Karl kannte jedes Geräusch und jedes Zittern der Swithland, und das hier gehörte entschieden nicht zum Repertoire des Schiffes.
Da war es wieder, und diesmal konnte er es identifizieren. Eine Rumpfplanke, irgendwo am Heck. Das Knarren von Holz unter Druck, beinahe so, als hätte das Schiff einen treibenden Stamm gerammt. Aber seine Mutter wäre niemals so dicht an einem Stamm vorbeigefahren. Das war viel zu gefährlich.
Alison starrte ihn von unten herauf an. Sie war wütend und verletzt. Der Zauber der Situation war verflogen. Karl spürte, wie seine Erektion verging.
Da war das Geräusch schon wieder! Ein mahlendes Knirschen, das vielleicht drei Sekunden anhielt. Es klang gedämpft wegen dem Bilgenwasser, aber diesmal war es so laut, daß auch Alison etwas hörte.
Sie blinzelte verwirrt. »Was …?«
Karl sprang aus dem Bett und griff nach seinen Shorts. Hastig stieg er hinein. Er hatte den Knopf noch nicht ganz geschlossen, als er auch schon die Kabinentür aufriß und nach draußen auf das Deck stürmte.
Alison kreischte hinter ihm laut auf und bemühte sich, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken, als das grelle Licht der Morgensonne die Kabine überflutete. Sie packte das dünne Bettlaken und wickelte es sich um den Leib, dann sprang sie aus dem Bett und raffte ihre Kleider zusammen.
Nach dem erotischen Dämmerlicht in der Kabine hinterließ das helle Licht der Sonne purpurne Nachbilder auf Karls Netzhaut. Die Tränendrüsen entließen ihre gespeicherte Flüssigkeit, und Karl wischte sie mit einer ärgerlichen Geste weg. Ein paar Kolonisten und drei Deputys, die kaum älter waren als er selbst, starrten ihn voller Verwunderung an. Er beugte sich über die Reling und spähte hinunter in das Wasser. Der Fluß führte reichlich Sedimente mit, und glänzende Reflexe vom Sonnenlicht jagten über die Oberfläche, doch Karl konnte trotzdem gut drei oder vier Meter tief sehen. Doch da war kein Hindernis. Keine massive Sandbank, kein untergetauchter Baumstamm.
Rosemary Lambourne stand oben im Ruderhaus. Beim ersten Kratzen hatte sie noch geglaubt, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein, doch wie ihr ältester Sohn kannte sie jedes Geräusch der Swithland. Irgend etwas hatte sie alarmiert aufhorchen lassen. In ihrem Magen war plötzlich ein hohles Gefühl. Dieser Abschnitt des Zamjan war gut zwölf Meter tief womit der Swithland ungefähr zehn Meter Wasser unter dem flachen Kiel blieben, selbst in ihrem jetzigen überladenen Zustand. Vor, unter und neben der Swithland gab es keine Hindernisse.
Dann passierte es wieder. Der hintere Rumpf streifte irgend etwas. Rosemary unterbrach augenblicklich die Energiezufuhr zu den Motoren der
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