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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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geworden. Schon jetzt war die Bergung nützlicher Artefakte eine gefährliche, frustrierende und im allgemeinen wenig lohnende Angelegenheit. Das Laymil-Forschungsprojekt, dessen Basis in Tranquility lag, einem eigens hierfür gezüchteten BiTek-Habitat in einem Orbit siebzigtausend Kilometer über dem Ruinenring, war auf Glücksritter angewiesen, welche die schmutzige Arbeit machten.
    Die Schatzsucher, die den Ring ausbeuteten, wurden von den verschiedensten Motiven getrieben. Manche (die meisten davon jünger) hielten es für ein Abenteuer, andere taten es, weil sie keine andere Wahl hatten, und wieder andere betrachteten es als eine Art letzter Chance. Doch sie alle wurden von der Hoffnung getrieben, den sagenumwobenen riesigen Schatz zu finden. Intakte Laymil-Artefakte erzielten auf dem Sammlermarkt phantastische Preise: Es gab nur diese eine, beschränkte und immer weiter versiegende Quelle für echte Xeno-Artefakte, und Museen und private Sammler waren gleichermaßen versessen darauf. Es gab keine vernünftige Untersuchungstechnologie, mit der man den Ring einfach hätte durchsieben können und die Edelsteine aus dem Abfall herausfiltern; die Schatzsucher mußten sich in ihre Raumanzüge zwängen und nach draußen zwischen die herumwirbelnden Splitter gehen, um Stück für Stück nacheinander umzudrehen, alles mit Händen und Augen. Die meisten verdienten genug dabei, um weitermachen zu können, aber manche hatten mehr Glück als andere. Jedenfalls nannten sie es Glück. Da waren diejenigen, die jedes Jahr ein paar der interessanteren Stücke fanden, Gegenstände, deren Erlös für mehrere Monate ein gutes Leben versprach. Manche hatten außergewöhnlich viel Glück. Sie kehrten immer und immer wieder mit Artefakten zurück, die sowohl Sammler als auch Forschungsprojekte unbedingt haben mußten. Und dann gab es noch die, die verdächtig viel Glück hatten.
     
    Hätte man ihn bedrängt, würde sich Joshua Calvert wohl als zur zweiten Gruppe gehörig bezeichnet haben, obwohl das ein eher untertriebenes Eingeständnis gewesen wäre. Er hatte in den letzten acht Monaten sechs besondere Stücke aus dem Ring gezogen: ein paar relativ intakte Pflanzen, ein paar elektronische Platinen (zerbrechlich, aber noch erkennbar), die Hälfte eines nagetierähnlichen Wesens, und den ganz großen Fund – ein intaktes Ei, sieben Zentimeter groß. Zusammen hatte er dafür eine Dreiviertel Million Fuseodollars kassiert (die Währung der Edeniten, die in der gesamten Konföderation als Basiswährung verwandt wurde). Für die meisten Schatzsucher hätte das gereicht, um sich zur Ruhe zu setzen. In Tranquility schüttelten sie die Köpfe und wunderten sich, daß er immer und immer wieder in den Ring zurückkehrte. Joshua war einundzwanzig, und soviel Geld würde ihm einen zufriedenstellend hohen Lebensstandard sichern.
    Sie konnten nicht verstehen, was ihn antrieb, wußten nichts von dem Fieber, das in ihm brannte, durch jede Ader raste wie ein lebendiger Strom und jede einzelne Zelle seines Körpers animierte. Hätten sie etwas von diesem Gezeitenantrieb gewußt, würden sie geahnt haben, was wie ein Raubtier hinter seinem reizenden Lächeln und jungenhaften Aussehen lauerte. Er wollte eine ganze Menge mehr als eine Dreiviertel Million. Genaugenommen wären wohl eher um die fünf Millionen nötig gewesen, um Joshua zufriedenzustellen.
    Und ein luxuriöser Lebensstil stand nicht einmal zur Diskussion, soweit es ihn betraf. Ein ganzes Leben mit nichts anderem verbringen, als ein sorgfältiges Auge auf das monatliche Budget zu haben? Alles, was man tat, eingeschränkt durch die Erträge aus besonnenen Investitionen? Das klang in seinen Ohren wie der lebendige Tod, wie künstliches Koma, und das war nur etwas für Verlierer.
    Joshua wußte, wieviel das Leben bieten konnte. Sein Körper war perfekt an die Schwerelosigkeit angepaßt, eine Kombination nützlicher physiologischer Eigenschaften, die wanderlustige Vorfahren vor langer Zeit genetisch in seine Familie sequenziert hatten. Doch diese Talente waren nur Beigaben zu seiner großen Leidenschaft, die mit der aufrührerischsten aller menschlichen Charaktereigenschaften einherging – dem unstillbaren Hunger nach neuen Grenzen. Joshua hatte seine Kindheit und frühe Jugend damit verbracht, seinem Vater beim Erzählen von Geschichten aus der Zeit seines eigenen Kommandos zu lauschen: die Schmuggeltouren, das Austricksen ganzer Schwadronen der Konföderierten Navy, die Kämpfe, die Zeit

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