Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Duchamp krachte mit der Rückseite des Knies gegen eine Stuhlkante und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Doch er fing sich wieder und warf sich mit fliegenden Fäusten auf Hasan Rawand.
Desmond Lafoe erhob sich von seinem Stuhl, und Ian O’Flaherty ächzte erschrocken, als die Größe, das Gewicht und die Kraft Lafoes sichtbar wurden. Gewaltige Hände schossen vor, und O’Flaherty wurde von den Beinen gerissen. Er trat wild um sich, und seine Stiefelspitze erwischte Lafoe mit voller Wucht am Schienbein. Der Riese grunzte nur, und dann schleuderte er sein Opfer durch den gesamten Raum. O’Flaherty landete heftig auf einem der Aluminiumtische, und seine Schulter fing den größten Teil des Schwunges ab, bevor er rückwärts weiterrutschte und krachend zwischen zwei Stühlen landete.
Erick spürte, wie sich eine Hand um den Kragen seines Bordanzugs schloß. Es war Shane Brandes, der im Begriff stand, ihn aus der Nische zu zerren: ein vierzigjähriger Bursche mit einem Kahlkopf und kleinen goldenen Ohrringen. Er grinste voller bösartiger Erregung. Das Programm für unbewaffneten Zweikampf in Ericks neuraler Nanonik schaltete in den Primärmodus. Seine instinktiven Bewegungsabläufe wurden überlagert von Logik-basierten Mustern, die Trägheit und Angriffsrichtung mit einer Leichtigkeit vorherberechneten, die jeden Karate-Meister übertraf. Nanonische Supplemente wurden aktiviert und verstärkten seine natürliche Muskelkraft um ein Mehrfaches.
Shane Brandes war überrascht, wie leicht sich sein Gegner aus der Nische zerren ließ. Aus der Überraschung wurde Schreck, als Erick ihm weiter und weiter entgegen kam. Shane mußte zurückweichen, um das Gleichgewicht zu bewahren, und seine eigene neurale Nanonik übernahm das Kommando über die Massenpositionierung. Er riß die geballte Faust zurück, um einen Schlag in Ericks Gesicht zu landen, und eine Warnung seiner Nanonik blitzte in seinem Verstand auf, als Ericks Unterarm mit unglaublicher Geschwindigkeit nach oben schwang. Shanes Schlag wurde abgeblockt und sein Unterarm schmerzhaft zur Seite gewischt. Ein wütender Tritt nach Ericks Unterleib – und er hätte sich wegen der Wucht des Gegentritts fast das Knie gebrochen. Er wich taumelnd zur Seite aus und stieß mit Harry Levine und Bev Lennon zusammen, die miteinander rangen.
Erick stieß Shane den Ellbogen in die Rippen und hörte die Knochen brechen. Brandes stieß ein schmerzerfülltes Grunzen aus.
Das Programm für unbewaffneten Kampf wußte, daß Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung war und daß ein Gegner so schnell wie möglich ausgeschaltet werden mußte. Die neurale Nanonik analysierte Shanes Bewegungen, die halbe Drehung, als er seine gebrochenen Rippen umklammerte und sich nach vorn beugte. Die Bewegung wurde zwei Sekunden in die Zukunft projiziert, und Abfangzüge wurden berechnet. Eine Liste materialisierte in Ericks Bewußtsein, und er wählte einen Schlag aus, der Shane vorübergehend bewußtlos machen mußte. Sein rechtes Bein schoß vor, und die Stiefelspitze zielte auf einen leere Stelle in der Luft. Shanes Kopf fiel genau hinein.
Eine Bedrohungsanalysefunktion des Programms ließ Ericks periphere Sinne in den Vordergrund treten. André Duchamp und Hasan Rawand schlugen auf der anderen Seite des Nischentisches noch immer mit wütenden Fäusten aufeinander ein. Keiner von beiden richtete in dem beengten Raum größeren Schaden an.
Harry Levine hatte Bev Lennon in einen Würgegriff genommen. Die beiden lagen am Boden und drehten sich auf der Stelle wie Profiringer. Stühle flogen zur Seite. Bev Lennon versetzte Harry Levines Rippen eine Serie von Ellbogenstößen, als wollte er seinen Bauchnabel in die Wirbelsäule schlagen.
Stafford Charlton besaß offensichtlich eine aufgerüstete Muskulatur. Er stand vor Desmond Lafoe und landete Schlag auf Schlag gegen den gewaltigen Mann. Seine Arme bewegten sich mit unglaublicher Präzision. Lafoe war kurz vor dem Zusammenbruch. Sein Arm hing schlaff herab, und Blut strömte aus seiner zerschlagenen Nase.
Ian O’Flaherty erhob sich hinter Lafoe, wahnsinnigen Haß in den Augen. Eine Fissionsklinge blitzte in seiner Hand. Ericks aufgerüstete Retinas waren auf volle Verstärkung geschaltet, und das gelbe Licht der aktivierten Klinge blendete ihn für den Bruchteil einer Sekunde. Die Bedrohungsanalysefunktion aktivierte das defensive Nanonikimplantat in Ericks linker Hand. Ein Zielgitter aus dünnen blauen Linien legte sich über sein
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