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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zwanzig, die an der Decke entlang liefen. Sie alle waren unter dem Riß aufgebrochen, und unter der Isolierung war der wohlvertraute Anblick aufgesplissener optischer Leiter zu sehen.
    Joshuas neurale Nanonik schrie lautstark nach Gehör. Medizinische Daten, die hartnäckig über seine Synapsen hereinprasselten. Er ging sie hastig durch und unterdrückte das erneute Aufkeimen von Übelkeit. Das medizinische Programm der neuralen Nanonik bot mehrere Optionen; Joshua wählte die einfachste: er deaktivierte die Schmerznerven unterhalb der Knie, verabreichte sich eine Infusion aus Antibiotika aus dem Notfallpaket des SII-Anzugs und rief ein mildes Tranquilizerprogramm in den Primärmodus mit dem einzigen Zweck, seine immer wieder aufsteigende Panik zu unterdrücken.
    Während er auf die einsetzende Wirkung der Medikamente wartete, nahm er die Passage näher in Augenschein. Der Polyp war an mehreren Stellen aufgebrochen. Wasser und eine sirupöse Flüssigkeit hatten sich in den Korridor ergossen und waren in langen Streifen entlang der Wände erstarrt. Sie verwandelten die Passage in eine winterliche Höhle. Jetzt kochten sie, als die verkrustete Oberfläche vom entweichenden Dampf vorübergehend in den flüssigen Zustand zurückversetzt wurde, und schäumten dabei wie warmes Bier. Joshua leuchtete mit seinen Scheinwerfern in die Risse und erblickte Röhren, die parallel zur Passage verliefen; Wasserleitungen, Nahrungsadern, Abwasserkanäle – was auch immer, es waren zweifellos die Überreste von Versorgungsleitungen. Die Habitate der Edeniten waren mit einem ganz ähnlichen Netzwerk von Leitungen durchzogen.
    Er rief das Trägheitsleitsystem des SII-Anzugs auf und integrierte die Passage in das Datenkonstrukt des Habitat-Segments. Falls die Kurve einigermaßen konstant verlief, würde das eine Ende der Passage nach etwa dreißig Metern aus dem Rand des Segments austreten. Joshua setzte sich in die andere Richtung in Bewegung und orientierte sich an den Leitungen. Er wußte nicht, wohin er sich sonst hätte wenden sollen.
    Die Passage verzweigte sich dann noch einmal. Eine Kreuzung besaß fünf abzweigende Gänge. Eine ganze Reihe von Wänden war mit dickem Eis überzogen, das sich in glatten Hügeln nach außen wölbte. An manchen Stellen war der Durchgang auf diese Weise buchstäblich unpassierbar geworden. Einmal mußte Joshua seinen Thermalinduktor einsetzen.
    Die Leitungen waren häufig unter erstarrten Wellen aus Eis begraben. Die Zerstörung hier unten war genauso groß wie überall sonst im Habitat. Das hätte ihn eigentlich warnen müssen.
    Eine halbkugelförmige Kammer hatte vielleicht einst das zentrale Datenspeichersystem für die darüberliegenden Büros beherbergt, doch das war heute nicht mehr zweifelsfrei feststellbar. Die Leitungen, die ihn loyal bis zu dieser Stelle gebracht hatten, führten durch die Passage bis ins Zentrum der Kammer, wo sie sich verzweigten und an den Wänden entlang nach unten liefen wie silberne Rippenbögen. Früher einmal mußte es hier jede Menge Elektronik gegeben haben: schiefergraue Säulen, einen Meter oder höher, mit Kühlrippen auf der Außenseite, das Äquivalent menschlicher Prozessorcluster. Einige davon waren noch sichtbar, stark erodiert unter dem Einfluß des Vakuums, und ihre empfindlichen Innereien waren über jede Rettung hinaus zerstört. Zerfetzte Enden ragten aus dem allgemeinen Schutt. Fast die halbe Decke war eingestürzt, und die Bruchstücke aus Polypmaterial hatten sich auf halber Höhe zu einer bedrohlichen konkaven Decke verkeilt, als hätte die Lawine unterwegs innegehalten. Falls jemals wieder so etwas wie Gravitation auf dieses Segment einwirkte, würde der ganze Rest herunterkommen.
    Vielleicht war es Absicht, überlegte Joshua. Jedenfalls ist die Zerstörung sehr gründlich. Vielleicht wollten sie nicht, daß irgendwelche Daten überleben?
    Der Manövrierpack drehte ihn um seine Längsachse und gestattete ihm einen vollkommenen Rundblick. An der Stelle, wo der Bogengang in die Kammer mündete, war ein Ausläufer der viskoseartigen braunen Flüssigkeit hereingeleckt und hatte sich über die Wand ergossen, bis sie durch den erneuten Abfall der Temperatur zu einer halb transparenten Schicht erstarrt war. Unter der unregelmäßigen Oberfläche erkannte Joshua einen regelmäßigen Umriß.
    Er schwebte zu der Stelle hinüber und versuchte den schwächenden Einfluß zu ignorieren, den seine verletzten Füße auf den Rest seines Körpers ausübten. Er

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