Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
SII-Raumanzugs fing die ersten Fetzen von Datavis-Unterhaltungen zwischen Sam und Octal auf, unidentifizierbare Eruptionen digitalen Kodes mit einem merkwürdigen Echoeffekt. Er war froh über die Ablenkung und benutzte seine neurale Nanonik in dem Versuch, die Signale zu entschlüsseln. Sein Universum schien sich mit Zahlen zu füllen: galaktische Konstellationen aus farblosen Zahlen, die sich alle kunstvoll seinem Zugriff entwanden, als er Tracerprogramm auf Tracerprogramm lud und nach einem Muster suchte.
»… keine Chance. Es ist gebaut, um sicher zu landen … niemand kann sagen, wie es sich auf einem Planeten … Ein Thermalinduktor würde vielleicht den Effekt …« Das war Octals Trägerfrequenz, ausgestrahlt von einem Anzugsender. Es ergab Sinn; Octal war mit zweiundfünfzig der Jüngere von beiden. Sam würde sich behaglich im Kommandositz der Madeeir räkeln und seinen Juniorpartner dirigieren, um von Joshuas Raumflugzeug zu bergen, was es zu bergen gab.
Joshua spürte, wie ein Schauer über seinen Rücken lief.
Die Kälte des Gasriesen griff mit eisigen Fingern durch den SII-Anzug nach ihm.
»… das Heck, wo die Tanks sitzen … alles, was größer ist, müßte …« Sams Datavis.
»So, da bin ich.« Wieder Octal. »Ich kann eine Art Aufhängung erkennen … kann nicht für …«
Die Trägerfrequenz kam und ging. Sie unterhielten sich und gifteten sich an. Sam schien überzeugt, daß Joshua irgend etwas gefunden und an Bord genommen hatte. Er lauschte in einer Art Dämmerzustand, während die Madeeir an ihm vorüber trieb. Langsam, ganz langsam, als würde die Zeit in die Länge gezogen.
Ein Klumpen durchsichtigen Eises trieb vorbei, so groß wie Joshuas Hand. Im Innern war ein türkis- und orangefarbener Fisch eingeschlossen, drei Augen um ein schnabelähnliches Maul, die geradeaus starrten, als wäre sich das Wesen irgendwie seiner Umgebung bewußt, während es auf seiner ewigen Wanderung weiterzog. Joshua beobachtete, wie der Klumpen in der Ferne kleiner wurde. Er war zu betäubt, um einen Bergungsversuch zu unternehmen … und dann war er für immer verschwunden.
Joshua war fast eingeschlafen, als das Trägheitsleitsystem seines SII-Anzugs ihn darüber in Kenntnis setzte, daß er sich nun hinter der Madeeir befand und im Begriff stand, weiter zurückzufallen.
Die Jets des Manövrierpacks feuerten in einem langandauernden, komplizierten Rhythmus, als sie Joshuas Höhe und Geschwindigkeit wieder verringerten und ihn auf eine Bahn hinter der Madeeir brachten.
»… Antwort von seinem Bordrechner … Photoneninterface …« Sams Datavis.
»… Fissionsklinge funktioniert nicht, die verdammte Schleusenluke besteht aus monogebundenem Carbonium, ich hab’s doch gleich gesagt … Warum hörst du mir nie zu, du Arschloch …?« Octals Frequenz.
Sam: »… verdammter Dreckskerl … such seine Leiche … nimm ihn auseinander …«
Das Manövrierpack brachte Joshua hinter die Madeeir. Das Schiff war ein verschwommener rosafarbener Umriß einen Kilometer voraus. Hin und wieder erhaschte Joshua einen ungetrübten Blick durch die Partikelwolken hindurch, bevor er seinen Orbit erneut verengte, diesmal nur ein paar hundert Meter, und die orbitale Mechanik ihn mit schmerzhafter Langsamkeit näher herantrug.
Sein Annäherungskurs wurde einzig vom blinden Fleck der Madeeir bestimmt, einem Konus, der sich von ihrem Reaktionsantrieb weg nach hinten erstreckte. Er mußte nichts weiter tun, als die Masse der Maschine zwischen sich und den Sensorbündeln halten, die vorne aus dem Lebenserhaltungsmodul ragten, um unentdeckt zu bleiben, ganz besonders im Gewirr des Ruinenrings. Sie würden nicht nach ihm suchen, und ganz sicher nicht nach einem so kleinen Objekt wie seinem Raumanzug.
Die letzten hundert Meter waren die schlimmsten. Ein rascher Stoß aus den Gasdüsen sandte ihn mitten zwischen die beiden Austrittsöffnungen des Raketenantriebs. Falls Sam jetzt auf den Gedanken kam, die Motoren zu zünden …
Joshua glitt zwischen die beiden glockenförmigen Düsen und verankerte seinen Anzug in dem Labyrinth von Streben, die den Vortrieb des Motors auffingen. Die Raketenmotoren waren vom Prinzip her ähnlich denen seines Raumflugzeugs, obwohl ihm die Marke unbekannt war. Eine Arbeitsflüssigkeit (normalerweise ein Kohlenwasserstoff) wurde in eine Erregerkammer gepumpt und dort durch eine gewaltige elektrische Entladung auf etwa fünfundsiebzigtausend Grad Kelvin aufgeheizt.
Es war ein einfaches System mit
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