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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gemeldet haben. Pete Cox und Alun Reuter. Zehn zu eins, daß der Leichnam einer der beiden ist.«
    »Wahrscheinlich«, gab Horst zu. »Ich vermute, es ist ein Schock, auf einem Planeten wie diesem ganz gewöhnlichen Verbrechen zu begegnen, als wäre man in einer Stadt auf der Erde. Irgendwie rechnet man auf einer Koloniewelt nicht damit. Andererseits ist Lalonde auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber in Kürze lassen wir all das hinter uns zurück. Unsere Gemeinde ist zu klein für derartige Dinge. Es wird nicht lange dauern, bis jeder jeden kennt.«
    Ruth rieb sich die Augen. Sie sah erschöpft aus. »Horst, Sie denken nicht richtig nach. Warum wurde der Leichnam ausgezogen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht wollte jemand die Kleider. Oder die Stiefel.«
    »Genau. Und welcher Mistkerl ist bereit, für ein paar Kleider Menschen umzubringen? Genaugenommen sogar zwei Leute, und kaltblütig? Überlegen Sie: Die Leute hier sind arm, das will ich gar nicht abstreiten, aber ihre Lage ist nicht sooo verzweifelt.«
    »Wer dann?«
    Sie blickte vielsagend über die Schulter. Horst wandte sich in die angegebene Richtung. »Die Zettdees? Ich würde sagen, jetzt urteilen Sie ziemlich vorschnell, Ruth«, ermahnte er sie vorwurfsvoll.
    »Sie haben gesehen, wie die armen Schweine in der Stadt behandelt wurden, Vater. Und wir springen nicht viel besser mit ihnen um. Sie können das Hafenviertel nicht verlassen, ohne zusammengeschlagen zu werden. Nicht mit ihren auffälligen Overalls, und sie besitzen nichts anderes zum Anziehen. Und jetzt sagen Sie mir, Vater, wer wird sich verzweifelt normale, unauffällige Kleidung wünschen? Wem ist es egal, was er tun muß, um in ihren Besitz zu kommen? Und wer auch immer diesen Mann umgebracht hat, er hat es hier im Hafenviertel getan, in unbehaglicher Nähe zu unserem Übergangslager.«
    »Sie glauben, es war einer von unseren Zettdees?« rief Horst erschrocken.
    »Lassen Sie mich es so formulieren: Ich bete, daß es keiner aus unserer Gruppe war. Aber wenn ich bedenke, wie wenig Glück wir bisher hatten, würde ich keinen Cent darauf wetten.«
     
    Diranol, der kleinste, äußerste Mond der Welt Lalonde, war der einzige der drei natürlichen Satelliten des Planeten, der im Nachthimmel übriggeblieben war: Ein neunhundert Kilometer durchmessender Felsbrocken mit einem ockergelb-roten Mantel. Er umkreiste Lalonde in einer Entfernung von einer halben Million Kilometern.
    Gegenwärtig stand Diranol tief über dem östlichen Horizont und tauchte Durringham in ein bleiches, pinkfarbenes Licht. Unmittelbar vor dem Lichtschein, der aus dem Übergangslager der Kolonisten auf die Straße fiel, kam ein Motorrad schlitternd zum Halten. Marie Skibbow löste ihren Griff um Furgus. Die Fahrt durch die dunkle Stadt war sensationell gewesen, jede einzelne Sekunde voller Nervenkitzel und Spannung. Vorbeisausende Häuserwände, mehr zu ahnen als zu sehen, der Scheinwerfer, dessen Licht die Schlaglöcher und Schlammpfützen fast erst in dem Augenblick enthüllte, als sie auch schon hindurch waren, der Wind in ihren Haaren, die Tränen in den Augen vom Fahrtwind. Drohende Gefahr bei jeder Bewegung des Lenkers und das Gefühl, mit ihr fertig zu werden … zu leben.
    »So, da wären wir. Endstation«, sagte Furgus.
    »Ja.« Sie schwang das Bein über den Sattel und stand neben ihm. Jetzt wurde sie von Müdigkeit erfaßt, eine erstarrende Welle aus Depression, die drohend über ihr hing und nur darauf wartete, auf sie herabzudonnern mit den Aussichten auf die Zukunft und das, was sie für Marie bereithielt.
    »Du warst großartig, Marie.« Er küßte sie und streichelte mit einer Hand die Brust unter dem dünnen Stoffkleid. Dann war er weg, und das rote Rücklicht entfernte sich rasch in der Schwärze der Nacht.
    Sie ließ die Schultern sinken, als sie in das Schlaflager trottete. Die meisten Pritschen waren belegt. Menschen schnarchten, warfen sich in ihren Betten hin und her oder husteten. Sie hätte sich am liebsten umgedreht und wäre davongerannt, zurück zu Furgus und Hamish und der dunklen Erfüllung ihrer Sehnsüchte in den letzten Stunden. Ihr Gehirn war von den Erfahrungen noch immer wie benebelt, der nackten Wildheit der Saycekämpfe, der johlenden Menge in Donovan’s Kneipe, der blutigen Hitze, die ihre Sinne angefacht hatte. Dann die köstlichen Unanständigkeiten im Haus der Zwillinge auf der anderen Seite der Stadt, mit den beiden starken Körpern, die erst einzeln, dann gemeinsam gegen den

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