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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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seufzte und legte ihr die Hand auf die Schulter, während er sich auf den Rand von Jays Pritsche niederließ. Er strich dem Mädchen über das Haar.
    »Sie ist viel zäher als ich selbst«, sagte er. »Sie wird bald wieder gesund. In diesem Alter verlieren Schrecken rasch ihre Bedeutung. Außerdem beginnt bald unsere Fahrt den Fluß hinauf. Es wird ihr helfen, den Ort des Geschehens zu verlassen.«
    »Ich danke Ihnen, Horst.«
    »Gibt es in Ihrer genetischen Linie Manipulationen?«
    »Ja, eine ganze Menge. Wir sind zwar keine Saldanas, aber einer meiner Vorfahren hatte ein wenig Geld, Gott segne ihn. Vor sechs oder sieben Generationen wurden ein paar grundlegende Verbesserungen an unseren Genen vorgenommen. Warum?«
    »Ich habe über die Möglichkeit von Infektionen nachgedacht. Es gibt auf Lalonde eine Art Sporenpilz, die in menschlichem Blut überleben kann. Aber wenn Ihre Familie auch nur über die grundlegendsten Verbesserungen des Immunsystems verfügt, dann werden sicherlich keine Probleme auftauchen.«
    Er stand auf und streckte sich – und zuckte schmerzhaft zusammen, als er seinen verspannten Rücken spürte. Im Schlafsaal war alles still; das Licht im Zentrum, wo die restlichen Kinder schliefen, war längst ausgeschaltet worden. Bienengroße Insekten mit großen grauen Flügeln umschwärmten die wenigen noch brennenden Leuchtpaneele. Horst und Ruth waren von den anderen Kolonisten in Ruhe gelassen worden, nachdem der Sheriff aufgebrochen war, um den Leichnam im Fluß zu untersuchen.
    In der Kantine sah Horst eine Art Versammlung. Die meisten Erwachsenen hatten sich dort eingefunden. Die Zettdees drängten sich in einer Ecke der Kantine zusammen, und sie wirkten ausnahmslos düster. Und teilweise verängstigt, jedenfalls glaubte Horst, Angst zu erkennen. Müllkids aus den Arkologien, die wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben den freien Himmel gesehen hatten. Sie waren den ganzen Tag über im Lager geblieben. Horst wußte, daß er sich eigentlich bemühen sollte, sie näher kennenzulernen und eine Brücke zwischen den Zwangsdeportierten und den richtigen Kolonisten zu bauen, um die Gemeinschaft zu einigen. Schließlich würden sie den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen. Aber irgendwie fand er nicht die Energie dazu.
    Morgen, nahm er sich vor. Wir werden alle zusammen vierzehn Tage lang auf einem Schiff verbringen, und dann werde ich reichlich Gelegenheit dazu finden.
    »Ich sollte zu diesem Treffen gehen«, sagte er laut. Soweit er es beurteilen konnte, trugen die beiden Kolonisten, die gerade von ihren Plätzen aufgesprungen waren, ein Rednerduell aus.
    »Halten Sie sich einfach raus«, sagte Ruth. »Solange sie hier sind und sich anschreien, machen sie wenigstens keine Dummheiten. Und bevor nicht der Siedlungsbeauftragte hier war, kriegen sie sowieso nichts geregelt.«
    »Er hätte heute morgen schon kommen sollen«, entgegnete Horst. »Wir brauchen schließlich Rat, wie wir unsere Häuser bauen sollen. Wir wissen ja nicht einmal, welches Land uns zugewiesen wurde.«
    »Das werden wir schon noch früh genug herausfinden. Und der Siedlungsbeauftragte hat während der gesamten Flußfahrt Zeit, uns zu unterrichten. Ich schätze, er streift heute nacht noch ein letztes Mal durch die Stadt; ich kann’s ihm nicht verdenken. Der arme Kerl steckt die nächsten achtzehn Monate bei uns fest.«
    »Müssen Sie eigentlich immer das Schlechteste von den Menschen denken?«
    »Warum? Ich würde genau das gleiche tun. Aber ich mache mir über etwas anderes Gedanken. Sehen Sie nur.«
    Horst warf einen neuerlichen Blick auf die Versammlung in der Kantine. Die Kolonisten schienen abzustimmen. Hände wurden gehoben. Er setzte sich wieder auf die Pritsche und blickte Ruth an. »Was macht Ihnen Sorgen?«
    »Der Mord.«
    »Wir wissen nicht, ob es ein Mord war.«
    »Nun seien Sie aber mal realistisch, Vater! Der Leichnam wurde ausgeraubt. Was sollte es Ihrer Meinung nach denn sonst sein?«
    »Er könnte betrunken gewesen sein.« Und Gott ist mein Zeuge, wie nötig ich selbst einen anständigen Drink habe, wenn ich nur auf den Fluß sehe.
    »Betrunken, und dann war er im Fluß schwimmen? Im Juliffe? Jetzt hören Sie aber auf, Horst!«
    »Die Autopsie wird zeigen, ob …« Unter Ruths Blicken verstummte er. »Nein. Es wird wohl keine Autopsie geben, nicht wahr?«
    »Bestimmt nicht. Der Tote ist in den Fluß geworfen worden. Der Sheriff hat mir erzählt, daß zwei Frauen aus Gruppe Drei ihre Männer heute morgen als vermißt

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