Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
können weg von hier? Ganz weg von dieser Welt?«
»Ja. Aber dazu brauchen wir einen Haufen gutes Geld, und das bedeutet, daß wir eine Menge Kolonisten um ihre Disks erleichtern müssen.« Er fixierte Jackson mit dem starren Blick, den er von Banneth her kannte, immer wenn sie neue Rekruten verhört hatte. »Bist du dazu bereit, Jackson? Ich brauche Leute, die mir den Rücken frei halten, auch wenn es hart wird. Ich habe keinen Platz für jemanden, der beim leisesten Anzeichen von Schwierigkeiten den Schwanz einzieht.«
»Ich bin dabei, Quinn. Bis zum Ende. Mein Gott, das müßtest du doch eigentlich wissen! Oder war dir gestern und heute nacht nicht Beweis genug?«
Ein Hauch von Verzweiflung hatte sich in Jacksons Stimme geschlichen. Er wollte unter allen Umständen teilhaben an dem, was Quinn ihm bot. Die grundlegenden Regeln standen damit fest.
Also fangen wir an mit dem Spiel, dachte Quinn. Das größte aller denkbaren Spiele, das Spiel, das Gottes Bruder bis in alle Ewigkeit spielt. Das Rachespiel. »Also schön, komm mit«, sagte er laut. »Wollen mal sehen, was Baxter so für uns hat.«
Horst Elwes überprüfte die Anzeigen der metabolischen Funktionen auf dem Display seines Prozessorblocks, dann sah er hinunter auf die schlafende Gestalt von Jay Hilton. Das Mädchen hatte sich in seinem Schlafsack zusammengerollt, und seine Gesichtszüge hatten einen Ausdruck von Klarheit angenommen. Horst hatte den häßlichen Schnitt an ihrem Bein gesäubert, ein Antibiotikum verabreicht und das Bein mit Epithelmembran verbunden. Das zähe, schützende Gewebe würde die natürliche Regeneration der kindlichen Haut beschleunigen.
Eine Schande, daß die Membran nur einmal benutzbar war. Horst kamen schon jetzt die ersten Zweifel, ob er genug davon in seine medizinische Ausrüstung gepackt hatte. Nach seinem didaktischen Kurs in Medizin konnte verletzte menschliche Haut anfangen zu faulen, wenn sie ununterbrochen zu hoher Feuchtigkeit ausgesetzt war. Und nirgendwo war die Feuchtigkeit höher als in der Nähe des Juliffe.
Horst zog den Sensorfühler von Jays Hals und steckte ihn zurück in die dafür vorgesehene Aussparung seines Mediblocks.
Ruth Hilton sah ihn mit erwartungsvollen Blicken an. »Und?«
»Ich habe ihr ein leichtes Sedativum gegeben. Sie wird die nächsten zehn Stunden tief und fest schlafen. Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn Sie bei ihr sind, sobald Jay wieder wach wird.«
»Selbstverständlich werde ich bei ihr sein!« schnappte Ruth.
Horst nickte. Ruth hatte nichts als mütterliche Besorgnis und Mitgefühl gezeigt, als das schluchzende Mädchen zurück in das Übergangslager gestolpert war. Er hatte nicht eine Spur von Schwäche bei der Frau entdeckt. Sie hatte beruhigend Jays Hand gehalten, während Horst die Wunde desinfiziert und der Sheriff seine Fragen gestellt hatte, und ihre Ängste bis zu diesem Augenblick zurückgehalten.
»Tut mir leid«, sagte sie.
Horst schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln und steckte den Mediblock wieder ein. Das Gerät war größer als ein gewöhnlicher Prozessorblock, ein fünfunddreißig Zentimeter langer, fünfundzwanzig Zentimeter breiter und drei Zentimeter dicker Kasten mit verschiedenen Meßfühlern und Sensoren und sämtlichen bekannten Symptomen und Behandlungen jeder menschlichen Krankheit oder Verletzung im Speicher. Und darüber machte er sich genausoviel Sorgen wie über die Epithelmembran: Die gesamte Gruppe Sieben würde für die nächsten Jahre vollständig von ihm und dem Block abhängig sein, was die allgemeine Gesundheit anbetraf. Die Last der Verantwortung drückte seine Stimmung schon jetzt. Die kurze Zeit seines Aufenthalts im Refugium der Arkologie hatte ihm erschreckend deutlich gemacht, wie wenig theoretische Medizin angesichts wirklicher Verletzungen nutzte. Er hatte so schnell es ging eine Ausbildung in Erster Hilfe absolviert, um den schwer arbeitenden Ärzten wenigstens eine kleine Hilfe zu sein, doch alles, was über einfache Schnitte und Brüche hinausging, würde sich flußaufwärts als fatal erweisen.
Wenigstens hatten sie ihm den Block in seinem Container gelassen. Verschiedene andere Gegenstände waren auf dem Weg zwischen Raumhafen und Übergangslager verschwunden. Verdammt, warum mußte Ruth unbedingt recht behalten? Die Sheriffs hatten nicht das geringste Interesse gezeigt, als er den Diebstahl der Schmerz- und Betäubungsmittel gemeldet hatte. Schon wieder genau so, wie Ruth es vorhergesagt hatte.
Horst
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