Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Geschäft gemacht. Siebzehn Jahre lang hatte sie unglückliche Kolonisten den Fluß hinauf transportiert und mit angesehen, wie ihre Träume zerbrachen, und das hatte sie davon überzeugt, für sich die richtige Wahl getroffen zu haben. Ihr Transportkontrakt mit dem Verkehrsamt des Gouverneurs sicherte ihr für weitere zwanzig Jahre ein stattliches Einkommen, und alles, was sie aus den Siedlungen für die wachsende Händlerschaft Durringhams mitbrachte, bedeutete reinen Profit. Harte, gute Fuseodollars.
Das Leben auf dem Fluß war wunderbar. Rosemary konnte sich kaum noch an ihr Leben auf der Erde erinnern, wo sie in einem Designbüro von GovCentral an der Verbesserung von Vakzugwaggons gearbeitet hatte. Das war nicht mehr ihre Existenz, sondern die von jemand anderem.
Eine Viertelstunde vor dem geplanten Abfahrtstermin stand Rosemary auf der offenen Brücke, die das vordere Viertel des obersten Decks der Aufbauten einnahm. Powel Manani hatte sich zu ihr gesellt, nachdem er sein Pferd über die Gangway an Bord geführt und auf dem Achterdeck untergebracht hatte. Jetzt beobachteten sie gemeinsam, wie die Kolonisten an Bord kamen. Kinder und Erwachsene liefen durcheinander. Die meisten Kinder hatten sich um Powels Pferd versammelt und tätschelten und streichelten es sanft. Schwere Rucksäcke und große Koffer wurden über die dunklen Decksplanken geschleift. Das Geräusch mehrerer hitziger Streitereien drang von unten herauf. Niemand hatte daran gedacht, die Leute zu zählen, die an Bord kamen. Jetzt war das Schiff überladen, und die zuletzt Gekommenen taten sich schwer, auf einem der beiden anderen Schiffe nach einer anderen, noch freien Koje zu suchen.
»Du hast deine Zettdees gut im Griff«, sagte Rosemary zu dem Aufseher. »Ich kann mich nicht erinnern, daß die Ausrüstung jemals so professionell verstaut worden wäre. Sie waren schon vor einer Stunde fertig. Der Hafenmeister täte gut daran, sie dir wegzuschnappen und als Dockarbeiter einzusetzen.«
»Hmmm«, entgegnete Powel. Sein Hund, der hinter den beiden auf dem Boden lag, stieß ein beunruhigtes Knurren aus.
Rosemary grinste, als sie es bemerkte. Manchmal war sie nicht sicher, wer von den beiden an wen affinitätsgebunden war.
»Stimmt vielleicht etwas nicht?« fragte sie.
»Kann schon sein. Die Zettdees haben sich einen Anführer ausgesucht. Er wird Schwierigkeiten machen, Rosemary. Ich kenne diese Sorte.«
»Du wirst es schon nicht soweit kommen lassen. Verdammt, Powel, du hast schon fünf Siedlungen auf die Beine gestellt, und alle haben sich als überlebensfähig erwiesen. Wenn du es nicht schaffst, dann schafft es niemand.«
»Danke. Du hast dein Schiff auch ziemlich gut im Griff, Rosemary.«
»Paß diesmal besonders gut auf dich auf, Powel. Oben im Schuster County wurden kürzlich Leute als vermißt gemeldet. Der Gouverneur soll gar nicht glücklich über diese Entwicklung sein.«
»Aha?«
»Die Hycel hat einen Marshal an Bord. Er kommt mit den Fluß hinauf. Er soll sich an Ort und Stelle umsehen.«
»Ich frage mich, ob es eine Belohnung für denjenigen gibt, der sie findet. Der Gouverneur mag keine Siedler, die bei der erstbesten Gelegenheit ihren Vertrag brechen und davonlaufen. Sie könnten einen schlechten Einfluß auf die anderen Kolonisten haben. Wenn nichts dagegen unternommen wird, wandern bald alle beim kleinsten Problem nach Durringham ab.«
»Nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist, wollen sie herausfinden, was den Siedlern zugestoßen ist, und nicht wo sie stecken.«
»Oh?«
»Sie sind einfach verschwunden, Powel. Keine Spuren eines Kampfes. Sie haben ihre gesamte Ausrüstung und alle Tiere zurückgelassen.«
»Na, wunderbar. Schön, ich bin auf der Hut.« Er zog einen breitkrempigen Hut aus dem Rucksack zu seinen Füßen. Er bestand aus einem gelbgrünen Material und war ziemlich fleckig. »Teilen wir wieder unser Bett auf dieser Tour, Rose?«
»Keine Chance.« Sie beugte sich weiter über die Reling, um das Vorderdeck nach ihren vier Kindern abzusuchen, die zusammen mit zwei Heizern die einzigen Besatzungsmitglieder bildeten. »Ich habe einen ganz frischen Zettdee als zweiten Heizer bekommen. Barry McArple. Er ist neunzehn, ein talentierter Mechaniker und auch im Bett sehr begabt. Ich schätze, mein ältester Sohn ist darüber schockiert – das heißt, wenn er selbst hin und wieder einmal eine kurze Verschnaufpause bei seiner Schürzenjagd auf die Kolonistentöchter einlegt.«
»Na wunderbar.«
Vorix stieß ein
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