Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
wanden. Als Quinn nach einem der leuchtenden Schatten schlug, war seine Hand ein mattschwarzer Schatten, der ohne den geringsten Widerstand durch die verschwommene Erscheinung ging. Quinns Finger schlossen sich um nichts.
Der leuchtende Ball wechselte die Richtung, durchdrang andere seiner Art, floh scheinbar vor Quinn.
»Komm zurück!« brüllte Quinn wutentbrannt und schoß einen blendenden Blitz weißen Feuers in die Richtung, in die der Ball verschwunden war. Die ätherischen Farben verblaßten in der Helligkeit des Blitzes.
Dann sah er sie. Menschen, die sich in der Dunkelheit des Tunnels zusammendrängten, angestrahlt von der energistischen Entladung, die Gesichter zu furchterfüllten Grimassen verzogen. Ausnahmslos alle starrten ihn an.
Das weiße Feuer verschwand, und mit ihm die Vision. Quinn starrte auf den nebulösen Schwarm, der hektisch auf und ab tanzte. Die Klumpen schwebten vor ihm davon. Sie wurden immer schneller.
Er glaubte zu wissen, was für Leute das gewesen waren. Eine ganze Gruppe Besessener, die herausgefunden hatte, wie man sich unsichtbar machen konnte. Quinns eigene energistische Energien schäumten durch seinen Körper und imitierten die Muster, die er in der sprudelnden Luft gefunden hatte. Es war unglaublich schwierig, und es erforderte fast seine gesamte Kraft. Während die Energien rings um ihn in einem neuen Muster knisterten, wurde Quinn bewußt, was geschah. Es war ein Effekt ähnlich dem, den die wilden Besessenen anwandten, um aus diesem Universum zu entfliehen. Sie zwängten sich in einen der zahllosen Schlitze der Quantenrealität.
Quinn harrte aus, bot all seine Kräfte auf, klammerte sich an die schwer faßbare Öffnung fest. Wenn sie es konnten, dann konnte er, der Auserwählte, dieses Stadium ebenfalls erreichen. Er eilte hinter den fliehenden Gespenstern her, den Tunnel hinunter bis in die Höhle, in der die Fusionsbombe plaziert worden war. Eine ganze Gruppe von Verlorenen Seelen, die nicht unter seiner Kontrolle stand und sich seinem Zugriff entzog, war das letzte, das er erlauben durfte.
Sein Übergang in die neue Dimension geschah nur langsam. Die schemenhaften Umrisse von Materie, die sein Geist wahrnahm, gewannen nach und nach mehr an Substanz, wurden weniger transparent. Quinns Haut kitzelte, als würde er durch eine Membran aus Statik gehen. Dann war er da. Das Gewicht war anders; sein Körper fühlte sich an, als sei er leichter als ein Regentropfen. Quinn wurde bewußt, daß er nicht atmete. Sein Herzschlag hatte ebenfalls aufgehört. Trotzdem funktionierte sein Körper noch. Reine Willenskraft, schätzte Quinn.
Er betrat die Höhle und fand sie alle, vielleicht zweihundert Leute: Männer, Frauen und Kinder. Sie drängten sich um die Fusionsbombe. Wäre nicht ihre unverhohlene Bestürzung gewesen, hätte man glauben können, sie beteten zu dem Artefakt. Dann wandten sie sich zu ihm um, und ein kollektives furchterfülltes Stöhnen erhob sich. Kinder klammerten sich an ihre Eltern. Mehrere hielten abwehrend die Hände hoch.
»Schau mal einer an«, sagte Quinn. »Ich seh’ euch, ihr Arschlöcher.«
Irgend etwas war anders, unterschied sie von ihm. Sein eigener Körper leuchtete von den energistischen Kräften, die er ausübte; ein Bild sprühender Vitalität. Ihre Leiber waren im Gegensatz dazu bleich und farblos, beinahe wie ausgewaschen.
»Netter Versuch«, sagte Quinn. »Aber ihr könnt euch nicht vor Gottes Bruder verstecken. Er sieht alles. Und jetzt möchte ich, daß ihr mit mir in die Realität zurückkehrt. Ich verspreche euch, daß ich euch nicht zu hart bestrafen werde; immerhin habe ich heute nacht einen nützlichen Trick gelernt.« Er fixierte einen Teenager mit langen lockigen Haaren und lächelte.
Der Junge schüttelte den Kopf. »Wir können nicht zurück«, stammelte er.
Quinn trat fünf rasche Schritte vor und wollte den Burschen am Arm packen. Seine Finger gingen zwar nicht glatt hindurch, doch der Widerstand, als sie den Ärmel durchdrangen, war kaum spürbar. Der Arm des Junge leuchtete plötzlich in den hellsten Farben, und er kreischte erschrocken auf und stolperte rückwärts. »Nicht«, flehte er. »Nicht, Quinn. Das tut weh!«
Quinn starrte in das schmerzverzerrte Gesicht; der Anblick bereitete ihm nicht wenig Genuß. »Also kennst du meinen Namen.«
»Ja. Wir haben gesehen, wie du angekommen bist. Bitte, Quinn, laß uns in Frieden. Wir können dir keinen Schaden zufügen.«
Quinn schlich vor der zusammengedrängten Schar
Weitere Kostenlose Bücher