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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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auf und ab und blickte jeden einzelnen an, während sie sich ängstlich aneinander drängten. Sie alle teilten die gleiche Niedergeschlagenheit, und nur wenige waren stark genug, seinem Blick standzuhalten. »Soll das etwa heißen, ihr wart schon so, bevor ich hergekommen bin?«
    »Ja, Quinn«, antwortete der Junge.
    »Aber … wie? Ich war der erste, der die Besessenen zu diesem Asteroiden geführt hat. Wenn ihr keine Besessenen seid, was seid ihr dann?«
    »Wir …« Er blickte sich erlaubnissuchend zu seinen Kameraden um. »Wir sind Geister.«
     
    Die Hotelsuite befand sich zwei Stockwerke über dem Boden und besaß eine Gravitation, die ungefähr einem Fünftel dessen entsprach, was Louise von Norfolk gewohnt war. Sie kam noch weniger damit zurecht als mit völliger Schwerelosigkeit. Jede Bewegung mußte im voraus wohlüberlegt werden. Auch Fletcher und Genevieve gefiel es nicht sonderlich.
    Und dann die Luft – oder besser, der Mangel daran. Die beiden Biokavernen des Phobos besaßen einen extrem geringen Luftdruck. Es war ein Kompromiß; doppelt so hoch wie der Luftdruck auf dem Mars, um den Menschen, die dorthin unterwegs waren, bei der Akklimatisation zu helfen. Louise war froh, daß sie nicht auf der Oberfläche landen würden; selbst hier bedeutete jeder Atemzug eine Anstrengung, um nur ja genügend Sauerstoff aufzunehmen.
    Rein optisch war der Asteroid atemberaubend – nachdem Louise sich daran gewöhnt hatte, daß der Boden zu beiden Seiten anstieg und über ihren Kopf kurvte. Der Balkon gestattete eine herrliche Aussicht auf die Parklandschaft und die umliegenden Felder. Sie wäre zu gerne in den Wäldern spazierengegangen; viele der Bäume sahen aus, als wären sie Jahrhunderte alt. Ihre Würde und Erhabenheit beruhigte Louise, ließ die kleine Welt weniger künstlich erscheinen. Von ihrem Balkon aus konnte sie mehrere Zedern erkennen, mit charakteristischen grau-grünen Ästen, die sich ein wenig vom üppigeren Grün ringsum abhoben. Doch sie hatte keine Zeit für derartige Freizeitaktivitäten. Sobald die drei Flüchtlinge von Bord der Far Realm gegangen waren, hatte Endron ihnen hier Zimmer gebucht (obwohl es Louises Geld war, mit dem die Suite bezahlt wurde). Dann waren sie einkaufen gegangen. Zuerst hatte sie noch geglaubt, es würde ihr Freude machen, doch unglücklicherweise war der Phobos überhaupt nicht mit Norwich zu vergleichen. Es gab keine exklusiven Boutiquen und keine Kaufhäuser; ihre Kleidung hatten sie ausnahmslos in einem Laden der SII gekauft, der halb Geschäft, halb Lagerhaus war – und nichts davon hatte Louise oder Genevieve auch nur einigermaßen gepaßt. Ihre Körperformen unterschieden sich deutlich von denen der Einwohner des Mars und des irdischen Mondes. Alles, was sie ausgesucht hatten, mußte geändert werden. Anschließend hatten sie Prozessorblocks gekauft. (Jedermann in der Konföderation benutzte Prozessorblocks, hatte Endron ihnen erklärt, ganz bestimmt jedenfalls Reisende.) Genevieve hatte sich ein Gerät mit einem leistungsstarken AV-Projektor ausgesucht und anschließend mehr als fünfzig verschiedene Spiele aus dem Speicherkern des SII-Ladens darauf installiert. Louise hatte für sich einen Block gewählt, der geeignet war, das nanonische Medipack um ihr Handgelenk zu kontrollieren. Mit seiner Hilfe konnte sie ihren Gesundheitszustand selbst überwachen.
    Nachdem sie ausgerüstet waren und wie ganz gewöhnliche Bürger der Konföderation aussahen, waren Louise und Endron zu den Hotels gegangen, in denen für gewöhnlich Raumschiffsbesatzungen Station machten. Es war eine Wiederholung ihrer Erlebnisse auf Norfolk, als sie versucht hatte, eine Passage zu kaufen, die sie in Sicherheit bringen würde – doch diesmal hatte Louise ein wenig mehr Erfahrung, und Endron kannte sich auf dem Phobos recht gut aus. Sie benötigten keine zwei Stunden, um die Jamrana zu finden, einen interplanetaren Frachter, der zur Erde wollte, und einen Preis für Louise und ihre beiden Begleiter auszuhandeln.
    Damit blieben nur noch die Pässe.
    Louise zog sich um; sie entschied sich für einen Tartan-Rock, schwarze Leggings und ein grünes Polotop. Mit Kleidern ist es dasselbe wie mit Computern, dachte sie; nachdem sie den Bordrechner der Far Realm benutzt hatte, würde sie sich nie mehr mit den primitiven, mit einer Tastatur zu bedienenden Terminals zufriedengeben, die sie von Norfolk kannte. Und jetzt hatte sie eine Million verschiedener Möglichkeiten, sich anzuziehen, und keine

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