Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
herum, sieben von ihnen, gekleidet in blutigrote Umhänge. Ihre Gesichter leuchteten so hell wie ihre Gedanken, angetrieben von Gier und unheilvollem Verlangen.
Twelve-T war ebenfalls dabei, in sich zusammengesunken von der unglaublichen Anstrengung, einfach nur am Leben zu bleiben. Sein malträtierter Schädel hing permanent herab. Kein Besessener veränderte ihn, doch mit seiner Haltung sah er fast aus wie ein Neandertaler.
Außerhalb des exklusiven Zirkels bildeten die Akolythen einen weiten Halbkreis. Sie alle trugen graue Roben und hatten die Kapuzen nach hinten geschlagen. Ihre Gesichter leuchteten im Schein der unnatürlich heißen Freudenfeuer, die den Altar flankierten; ein flackerndes topazfarbenes Licht, daß ihre Haut in falschen Farben schimmern ließ.
Quinn spürte mehrere Geister, die unter ihnen standen. Verängstigt und demoralisiert wie eh und je, und, wie er rasch herausgefunden hatte, vollkommen harmlos. Sie waren absolut außerstande, irgendeinen Aspekt der physischen Welt zu beeinflussen. Triviale Kreaturen mit weniger Substanz als die Schatten, die sie warfen.
In gewisser Hinsicht war Quinn froh, daß sie der Zeremonie beiwohnten. Spionierten. Es würde ihnen zeigen, mit wem sie es zu tun hatten. Sie waren leicht einzuschüchtern, ganz gewiß, darin unterschieden sie sich nicht von gewöhnlichen Menschen. Er wollte sie spüren lassen, daß er nicht eine Sekunde zögern würde, sie zu foltern und zu quälen, sollten sie es wagen, ihm den Gehorsam zu verweigern.
Zufrieden intonierte Quinn: »Wir sind die Prinzen der Nacht.«
»Wir sind die Prinzen der Nacht«, stimmten die Akolythen ein. Es war ein Geräusch, das an fernen Donnerhall hinter dem Horizont erinnerte.
»Wenn der falsche Gott seine Legionen in das Nichts führt, werden wir hier sein.«
»Wir werden hier sein.«
Der alte Mann zitterte jetzt. Seine Lippen bewegten sich in lautlosem Gebet. Er war ein christlicher Priester; aus diesem Grund hatte Quinn ihn gewählt. Ein doppelter Sieg. Ein Sieg über den falschen Gott. Und ein Sieg für die Schlange. Ein Leben zu nehmen aus keinem anderen Grund, als daß Quinn danach war. Wegen des Schmerzes, den er anderen damit zufügte.
Opfer wie diese pflegten den Blick auf die Autorität zu richten. Ein Spektakel, um die Schwachen einzuschüchtern. In vorindustriellen Epochen hatte dieses Ritual möglicherweise dunkle Mächte beschworen, doch im Zeitalter der Nanotechnologie hatte der Mensch die Magie längst übertroffen, gleichgültig, ob schwarze oder weiße. Die Sekte jedoch hatte den Wert von Bildnissen gekannt, die Psychologie präziser Brutalität. Sie hatte ihren Gebrauch ermutigt, und es funktionierte.
Wer unter den versammelten Jüngern würde es jetzt noch wagen, Quinn herauszufordern? Es war mehr eine Ordination als alles andere, die sein Recht zu herrschen deutlich machte.
Er streckte die Hand aus, und Lawrence reichte ihm den Dolch.
Der Griff war eine kunstvolle Arbeit aus Elfenbein, doch die Klinge bestand aus gewöhnlichem Carbotanium, und sie war äußerst scharf.
Der Priester schrie auf, als Quinn die Spitze in seinen dicken Unterleib drückte. Das Schreien verklang zu einem Wimmern, während Quinn rezitierte: »Nimm dieses Leben als ein Zeichen unserer Liebe und Hingabe.«
»Wir beten dich an, und wir dienen dir mit unserem Leben, Herr!« sangen die Akolythen.
»Gott erlöse dich von deinen Sünden, Sohn«, keuchte der Priester.
Blut rann über Quinns Unterarm und besudelte den Altar. »Fick dich ins Knie, Alter.«
Lawrence lachte voller Freude, als er die Qualen des Priesters sah.
Quinn war äußerst stolz auf den Knaben; er kannte keinen anderen, der sich so ohne jede Einschränkung an Gottes Bruder hingab.
Der Priester starb unter den rauhen Jubelrufen der Akolythen. Quinn spürte, wie sich die Seele des Alten aus dem Körper löste, wie sich kräuselnder Rauch in einem grauen Himmel, um dann durch einen Spalt in der Realität zu verschwinden. Er beugte sich vor, um voller Verzückung mit seiner schwarzen Zunge an dem flüchtigen Strom zu lecken.
Und plötzlich kam eine andere Seele durch den versiegenden Fluß und schoß in den sterbenden Leib des Priesters.
»Arschloch!« fauchte Quinn. »Dieser Körper ist nicht für dich! Er ist ein Opfer. Mach, daß du verschwindest!«
Die Haut auf dem nach unten hängenden Gesicht des Priesters fing an zu fließen wie Sirup. Die Gesichtszüge verdrehten sich um hundertachtzig Grad, und mit einemmal saß der Mund auf
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