Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Welten sehen.«
»Irgendwann wirst du dich mit ihm einigen müssen, Joshua«, sagte Melvyn.
»Vielleicht. Verdammt, wenn er nur nicht so ein penetranter Bastard wäre. Kannst du nicht mal mit ihm reden, Ione? Du hast dich lange mit ihm unterhalten.«
»Es hat schon einmal nicht funktioniert«, sagte einer der Sergeants.
»Du hast es bereits versucht?«
»Laß es mich so sagen: Ich habe diese Prozedur schon einmal durchgemacht. Er ist nicht der einzige, der sich ein wenig entspannen sollte, Joshua. Keiner von euch beiden macht einen Fortschritt, wenn ihr euer Verhalten nicht ändert.«
Er wollte es erklären. Wie es war. Daß er sich seit Liols Auftauchen nicht mehr so allein im Universum fühlte, und wie sehr ihm diese Tatsache innerlich aufwühlte. Wie gerne er seinen Bruder mit offenen Armen aufgenommen hätte, aber gleichzeitig spürte, daß er ihm nicht vertrauen durfte. Ehrlich zu sein würde Liol als Schwäche auslegen. Und schließlich war Liol der Eindringling. Sollte er den ersten Schritt unternehmen. Schließlich hab’ ich seinen Arsch von den Dorados gerettet. Ich war derjenige, der sich ehrenhaft verhalten hat, und welchen Dank bekomme ich dafür?
Er blickte sich im Wagen um, und ihm wurde bewußt, daß alles, was er erwiderte, als Bockigkeit ausgelegt werden würde, ganz gleich, wie recht er haben mochte. Vor einem Jahr hätte ich ihnen gesagt, sie sollen sich zum Teufel scheren. Mein Gott, damals war das Leben einfacher. Damals gab es nur mich allein. »Ich will sehen, was ich tun kann«, sagte er.
Der Wagen bog von der Straße ab und steuerte in eine Tiefgarage hinunter. Das Gebäude darüber war zehnstöckig, mit kleinen Geschäften auf Straßenhöhe (von denen die Hälfte leer stand) und Büros in den oberen Etagen.
»Willst du uns vielleicht erzählen, warum wir jetzt hier sind?« erkundigte sich Dahybi, als sie aus dem Taxi kletterten.
»Ganz einfach«, entgegnete Joshua. »Wenn du eine Arbeit schnell und effektiv erledigen möchtest, suchst du dir einen Profi.«
Das Büro von Kilmartin und Elgant, Spezialisten für Datensicherheit, befand sich auf der siebten Etage. Niemand saß hinter dem Schalter im Empfangsraum. Joshua blieb einen Augenblick stehen, in Erwartung eines Sekretariatsprogramms, das ihnen Fragen stellte, doch der Desktop-Prozessor war nicht aktiviert. Die innere Tür glitt auf, als er sich näherte.
In einem Anfall von übertriebenem Optimismus hatten Kilmartin und Elgant bei der Gründung ihrer Firma einen Fünfzehn-Jahres-Vertrag über ausreichend Büroraum unterschrieben, um fünfzehn Mitarbeiter unterzubringen. Es gab immer noch genügend Schreibtische für fünfzehn Leute in dem offenen Großraumbüro; sieben Arbeitsplätze waren mit Staubschutzhauben abgedeckt, und die Prozessoren darunter waren selbst für Nyvans Maßstäbe veraltet. Vier Schreibtische wiesen leere Nischen auf, wo Prozessorblöcke gewesen waren; ein Abdruck auf dem Teppich verriet, wo ein Schreibtisch gestanden hatte, den man entfernt hatte.
Lediglich ein einziger Schreibtisch war mit einem halbwegs modernen Cluster von Prozessorblocks ausgerüstet. Neben dem Display stand eine vollkommen vertrocknete Topfpflanze. Zwei Männer saßen hinter dem Schreibtisch und starrten angespannt in das Flimmern eines AV-Projektors. Der erste war großgewachsen, jung und breitschultrig; er besaß lange blonde Haare, die mit einem bunten Lederband zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und trug einen teuren dunklen Anzug, der so geschneidert war, daß er maximale Bewegungsfreiheit gestattete. Nicht offensichtlich kampflüstern, aber mit einer Ausstrahlung, bei der man besser zweimal überlegte, ob man ihn provozieren sollte.
Der zweite Mann war im fortgeschrittenen Alter, trug ein verblaßtes graubraunes Jackett, und sein kastanienbraunes Haar war wirr. Er sah aus, als gehörte er hinter den Reklamationsschalter einer Steuerbehörde.
Sie starrten Joshua und seine merkwürdigen Begleiter voller Überraschung an.
Joshua blickte von einem zum anderen. Unsicherheit breitete sich in ihm aus, doch dann meldete sich wieder die Intuition. Er schnippte entschlossen mit den Fingern und deutete dann auf den jüngeren der beiden.
»Jede Wette, Sie sind der Datenexperte, und Ihr Freund dort ist für den bewaffneten Kampf zuständig. Eine gute Tarnung, alle Achtung.«
Das Flirren des AV-Projektors verblaßte. Der jüngere Mann schob seinen Stuhl zurück und stützte den Kopf in die Hände. »Sehr schlau,
Weitere Kostenlose Bücher