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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Fälle standen Raumschiffsbesatzungen vor Gericht, deren Schiffe von der Navy aufgebracht worden waren, und die Anklage lautete auf Piraterie oder den Besitz von Antimaterie. Weniger alltäglich waren Fälle, in denen es um Kriegsverbrechen ging, in der Regel Resultate der Unabhängigkeitsbemühungen von Asteroidensiedlungen. Es gab nur zwei mögliche Strafen für jemanden, der vom Magistratskonzil für schuldig befunden wurde: Tod – oder lebenslange Deportation auf eine Strafkolonie.
    Das vollzählige Konzil besaß weiterhin die Vollmacht, über souveräne Regierungen zu Gericht zu sitzen. Die letzte derartige Sitzung hatte Omuta (in Abwesenheit) des Genozids für schuldig befunden und angeordnet, das gesamte Kabinett des Planeten sowie das militärische Oberkommando zu exekutieren.
    Die letzte Verantwortlichkeit des Konzils bestand in der Vollmacht, eine Person, eine Regierung oder ein ganzes Volk zu Feinden der Menschheit zu erklären. Laton war solcherart verdammt worden, genau wie Mitglieder der Schwarzen Syndikate, die Antimaterie produzierten, und verschiedene Terroristen und unterlegene Kriegsgegner. Die Proklamation zum Feind der Menschheit war genaugenommen ein Todesurteil, das jeden Offiziellen der Konföderation ermächtigte, den Delinquenten über sämtliche nationalen Grenzen hinweg zu verfolgen und jede lokale Regierung zur Mithilfe verpflichtete.
    Und genau diese Proklamation wollte der Generalprovost nun vor dem Magistratskonzil gegen die Besessenen erwirken. Mit diesem Urteil in der Tasche wäre der KNIS frei, mit Jacqueline Couteur und den anderen Besessenen in der Dämonenfalle zu tun, was immer ihm beliebte. Doch zuvor mußte der gesetzliche Status der Besessenen etabliert und die Frage geklärt werden, ob die Couteur eine feindliche Gefangene nach den Kriterien des ausgerufenen Notstands oder ein unglückliches Opfer war. Und so lange hatte sie das Recht auf einen gesetzlichen Vertreter.
    Der Gerichtssaal im Trafalgar-Asteroiden, in dem die vorläufige Anhörung stattfinden soll, war ein Hochsicherheitstrakt der Stufe drei. Er besaß nichts von der Ausstattung, die man in öffentlichen Gerichtssälen fand; lediglich die unverzichtbare Anklagebank, Tische für Staatsanwaltschaft und Verteidigung, den Richterstuhl und eine kleine Galerie für Prozeßbeobachter. Es gab weder Plätze für die Medien noch die Öffentlichkeit.
    Maynard Khanna traf fünf Minuten vor Beginn der planmäßigen Anhörung ein und nahm vor der kleinen Galerie Platz. Als ein Mensch, der an die Ordnung des militärischen Lebens gewöhnt war, mißtraute er den juristischen Berufen zutiefst. Anwälte waren es, die das einfache Prinzip von Recht und Unrecht abgeschafft und durch Abstufungen von Schuld ersetzt hatten. Und sich damit zu Einnahmen durch Gebühren verholfen, die in ganzzahligen Vielfachen des Gehalts eines gewöhnlichen Navy-Captains daherkamen.
    Die Angeklagten hatten das Recht auf eine Verteidigung, soviel wollte Maynard zugestehen, aber er verstand einfach nicht, wie die Anwälte Schuldgefühle vermieden, wenn sie ihre Mandanten frei bekamen.
    Lieutenant Murphy Hewlett nahm hinter Khanna Platz und zupfte unbehaglich seine Uniformjacke glatt. Dann beugte er sich vor und sagte: »Ich glaube einfach nicht, was hier geschieht.«
    »Ich auch nicht«, murmelte Khanna zurück. »Aber der Generalprovost meint, es handele sich lediglich um eine Formalität. Kein Gerichtshof in der gesamten Galaxis würde die Couteur freilassen.«
    »Um Himmel willen, Maynard, wir hätten sie noch nicht einmal aus ihrer Dämonenfalle lassen dürfen, das wissen Sie so gut wie ich.«
    »Das ist ein Hochsicherheitstrakt. Wir dürfen ihrem Anwalt keinen Veranlassung geben, aus verfahrensrechtlichen Gründen Einspruch zu erheben.«
    »Verdammte Juristen!«
    »Nur zu wahr. Aber was machen Sie eigentlich hier?«
    »Ich bin Zeuge für den Generalprovost. Ich soll dem Richter schildern, daß wir uns auf Lalonde in einer richtigen Kriegssituation befunden haben, was nach konföderiertem Kriegsrecht die Gefangennahme von Jacqueline Couteur rechtfertigt. Nur für den Fall, daß ihr Anwalt auf unrechtmäßigen Freiheitsentzug plädiert.«
    »Wissen Sie, das ist das erste Mal, daß ich anderer Meinung bin als der Leitende Admiral. Ich habe ihm gesagt, er soll sie in der Dämonenfalle lassen und diesen legalen Unsinn vergessen. Gilmore verliert wertvolle Tage Forschungszeit mit diesem Mist.«
    Murphy schniefte verächtlich und setzte sich zurück.

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