Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Zum achten Mal an diesem Morgen tastete seine Hand unwillkürlich nach dem Halfter, in dem eine Neun-Millimeter-Automatik mit Dumdumgeschossen steckte. Er öffnete die Klappe und legte die Finger um den Griff. Am vergangenen Abend hatte er zwei Stunden auf dem Schießstand in den Offiziersquartieren verbracht und ohne die Hilfe eines nanonischen Programms mit der Waffe geübt. Nur für den Fall.
    Ein acht Mann starkes Platoon Marines, angeführt von einem Sergeant und mit Maschinenpistolen bewaffnet, führte die vier Gefangenen in den Gerichtssaal. Jacqueline Couteur war die erste in der Reihe, gekleidet in ein schickes graues Kostüm. Wären nicht die Handschellen aus Carbotanium gewesen, man hätte sie für eine angesehene Geschäftsfrau halten können. Um ihr rechtes Handgelenk lag ein schmales Sensorband, das den Energiefluß in ihrem Körper überwachte. Sie blickte sich um und musterte die Marines, die an jeder der drei Türen Posten bezogen hatten. Dann entdeckte sie Murphy Hewletts grimmiges Gesicht. Sie lächelte ihm großmütig zu.
    »Miststück«, knurrte er leise.
    Die Marines setzten Jacqueline Couteur auf die Anklagebank und verbanden ihre Handschellen mit einer langen Kette. Die anderen drei Besessenen, Randall, Lennart und Nena mußten auf der Bank neben der Couteur Platz nehmen. Nachdem auch sie angekettet worden waren, postierten sich die Marines hinter ihnen. Der Sergeant befahl seinem Prozessorblock zu überprüfen, ob die Sensorarmbänder ordnungsgemäß funktionierten, dann nickte er dem Gerichtsdiener zu.
    Die vier Verteidiger wurden hereingebeten. Jacqueline lächelte ihnen freundlich zu; es war das dritte Mal, daß sie Udo DiMarco begegnet war. Der Anwalt war nicht gerade glücklich, daß man ihn zu ihrem Verteidiger bestellt hatte, das hatte er ihr gegenüber zugegeben, um dann hinzuzufügen, daß er sein Bestes tun würde.
    »Guten Morgen, Jacqueline«, sagte er und bemühte sich angestrengt, die Marines hinter ihr zu ignorieren.
    »Hallo, Udo. Ist es Ihnen gelungen, an die Aufzeichnungen zu kommen?«
    »Ich habe den Richter gebeten, eine entsprechende Verfügung zu erlassen, ja. Kann sein, daß es eine Zeitlang dauert; die Navy behauptet, die Forschung der KNIS wäre geheim und vom Beweismittelgesetz von 2053 ausgenommen. Ich habe selbstverständlich Widerspruch eingelegt, aber wie gesagt, es dauert seine Zeit.«
    »Sie haben mich gefoltert, Udo! Der Richter muß diese Aufzeichnungen sehen! Ich bin innerhalb von Sekunden wieder frei, wenn die Wahrheit endlich ans Licht kommt!«
    »Jacqueline, das ist erst eine vorläufige Anhörung, um festzustellen, ob alle erforderlichen Arrestprozeduren befolgt wurden und Ihren legalen Gewahrsamsstatus zu etablieren.«
    »Ich wurde nicht in Arrest genommen, ich wurde entführt!«
    Udo DiMarco seufzte, dann fuhr er fort: »Die andere Seite wird argumentieren, daß Sie sich als Possessorin widerrechtlich einen Körper angeeignet und deswegen gegen das Gesetz verstoßen haben. Damit hat sie eine Grundlage für Ihren Gewahrsam. Man wird außerdem argumentieren, daß Ihre energistischen Fähigkeiten eine neue und gefährliche Waffentechnologie darstellt, die für sich genommen ausreicht, um die Untersuchungen des KNIS zu rechtfertigen. Bitte rechnen Sie nicht damit, heute morgen als freier Mensch aus diesem Gericht zu spazieren.«
    »Nun, ich bin sicher, Sie tun Ihr Bestes.« Sie lächelte ihn aufmunternd an.
    Udo DiMarco straffte sich unbehaglich und zog sich auf die Bank der Verteidigung zurück. Sein einziger Trost war die Tatsache, daß die Medien nicht zu der Anhörung zugelassen waren; niemand würde erfahren, daß er eine Besessene verteidigte. Er rief per Datavis die Informationen aus seinem Prozessorblock, die er zusammengetragen hatte.
    Ironischerweise besaß er stichhaltige Argumente für die Freilassung der Couteur, doch er hatte sich bereits fünf Minuten, nachdem man ihm den Fall auf den Tisch gelegt hatte, dafür entschieden, sie nur dem Anschein nach zu verteidigen. Jacqueline Couteur würde es niemals erfahren, aber Udo DiMarco besaß viele Familienangehörige in New California.
    Der Gerichtsdiener stand von seinem Platz auf und verkündete mit lauter Stimme: »Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich für Richterin Roxanne Taynor. Die Sitzung des Magistratskonzils ist hiermit eröffnet.«
    Richterin Taynor erschien in der Tür hinter dem Richterstuhl. Alle erhoben sich, einschließlich der vier Besessenen. Die Bewegung hatte zur

Weitere Kostenlose Bücher