Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Ausbruch von Licht und Lärm schoß durch die Tür und in den Korridor hinaus. Das Platoon stürmte mitten in das Chaos.
Es war ein synchroner Angriff.
Alle drei Türen des Gerichtssaals wurden zur gleichen Zeit aufgesprengt. Dreimal zehn Überladungsgranaten wurden zur gleichen Zeit in den Saal gefeuert. Drei Marine-Platoons stürmten gleichzeitig in den Saal.
Dr. Gilmore war noch immer auf Peytons neurale Nanonik geschaltet und empfing die Bilder aus den Sensoren seines Schalenhelms. Er benötigte eine Weile, bis er begriff, was er dort sah.
Die Blendmunition brannte langsam aus, und der Nebel wurde dünner. Starke Scheinwerferkegel von den Kampfanzügen der Marines bildeten ein verrücktes Zickzackmuster auf dem zerstörten Mobiliar. Überall lagen Leichen. Ein paar davon waren Opfer des früheren Kampfes. Zehn andere waren offensichtlich exekutiert worden. Jeder von ihnen war durch einen Blitz aus weißem Feuer in den Kopf getötet worden.
Peyton bahnte sich einen Weg durch einen Ring von nahezu zwanzig Marines, der sich in der Mitte des Gerichtssaals gebildet hatte. Im Zentrum stand Jacqueline Couteur, nur undeutlich zu erkennen inmitten eines kleinen Wirbelwinds, der sich um sie herum gebildet hatte.
Es sah aus, als wäre sie in einen Kokon aus Luft gehüllt. Der Wirbelwind erzeugte ein hohes Pfeifen, während er leicht von einer Seite zur anderen schwankte.
Jacqueline Couteur hatte die Hände erhoben. Sie blickte mit einer nahezu unheimlichen Gelassenheit auf die Pistolen, die auf sie gerichtet waren. »Also schön«, sagte sie. »Sie haben gewonnen. Ich glaube, ich brauche meinen Anwalt doch noch.«
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10. Kapitel
Die Menge, die sich draußen vor dem Sternenkratzer versammelt hatte, zählte nahezu dreitausend Menschen. Die meisten sahen aus, als wären sie ziemlich sauer, daß man sie herbeizitiert hatte, doch niemand stritt mit Bonneys Deputys, wenn sie riefen. Jeder wollte seine Ruhe haben. Auf einem Planeten hätten sie einfach in die Wildnis davongehen können; hier in Valisk existierte diese Option nicht.
Ein Teil des sanft geschwungenen Daches der Lobby war eingestürzt, Überbleibsel aus einem der frühen Kämpfe während der Übernahme des Habitats. Bonney kletterte auf den Schutthaufen. Sie hielt einen Prozessorblock in der Hand und drehte ihn so, daß sie den Bildschirm sehen konnte.
»Deine letzte Chance, Rubra«, sagte sie. »Verrate mir, wo der Knabe steckt, oder ich mache ernst.« Der Schirm des Blocks blieb unverändert schwarz. »Du hast gehört, was Patricia gesagt hat. Ich weiß, daß du es gehört hast, weil du ein verschlagener Mistkerl bist. Du hast mich jetzt seit einer ganzen Weile manipuliert. Immer wieder verrätst du mir, wo er sich versteckt, und wenn ich komme, ist er nicht mehr da. Du hilfst ihm genauso, wie du mir hilfst, nicht wahr? Wahrscheinlich versuchst du, ihm angst zu machen, damit er mit dir kooperiert. Ist das der Grund? Nun, damit ist es vorbei, Rubra. Patricias Besuch ändert alles. Wir spielen jetzt nicht mehr nach deinen Regeln, Rubra. Ich muß nicht mehr vorsichtig sein, ich muß keine Rücksicht mehr auf dein kostbares, empfindliches Habitat nehmen. Es war lustig, all die kleinen Bastarde zu jagen, die du überall versteckt hast. Ich hatte eine Menge Spaß dabei. Aber du hast die ganze Zeit betrogen, du Mistkerl. Eigenartig, genau davor hat Dariat uns die ganze Zeit gewarnt.« Sie war auf dem Dach angekommen und trat nun zum Rand und vor die Menge. »Wirst du jetzt endlich reden?«
»DIESE KLEINEN DUMMEN MAEDCHEN, DIE IHR HIERHER LOCKT – DU HAST WIRKLICH FREUDE MIT IHNEN, NICHT WAHR, DU KLEINE LESBE?« stand auf dem Display zu lesen.
Bonney ließ den Prozessorblock fallen, als sei er ein benutztes Stück Toilettenpapier. »Das Spiel ist vorbei, Rubra. Du hast verloren; ich setze Nuklearwaffen ein, um dein beschissenes Habitat aufzubrechen.«
– Dariat, ich denke, das hier solltest du dir besser anhören.
– Was denn jetzt schon wieder?
– Bonney, wie gewöhnlich. Aber die Dinge haben eine unangenehme Entwicklung genommen. Ich denke, es war ein großer Fehler von Kiera, sie ohne Aufsicht zurückgelassen zu haben.
Dariat verband sich gerade rechtzeitig mit den Beobachtungsroutinen, um zu sehen, wie Bonney die Menge mit erhobener Hand zum Schweigen aufforderte. Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf sie.
»Wir besitzen die Gabe des Erschaffens«, begann sie. »Ihr könnt euch selbst jeden Wunsch erfüllen, der nur vorstellbar ist. Und
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