Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
genehmige sämtliche maßvollen Ausgaben für Sensorsonden. Die Industriestationen sind bestimmt froh über den Auftrag, nachdem ich keine weiteren Waffen mehr für unser strategisches Verteidigungsnetzwerk geordert habe. Vielleicht erhalten wir sogar endlich wieder vernünftige Preise.«
Parker trank seinen Tee aus und überlegte, ob er die Frage stellen durfte, die ihm auf den Lippen brannte. Seine Verantwortlichkeiten als Direktor des Forschungsprojekts waren genau definiert, doch er war auch nur ein Mensch. »Sind unsere Verteidigungsanstrengungen ausreichend, Ma’am? Ich habe von Arnstadt gehört.«
Ione lächelte und bückte sich, um Augustine vom Boden hochzuheben. Er hatte versucht, an einem Tischbein hinaufzuklettern. »Ja, Parker, unsere Verteidigungsanstrengungen sind mehr als ausreichend.« Sie ignorierte den erstaunten Blick des Direktors beim Anblick des kleinen Xenos und streichelte Augustines Kopf. »Glauben Sie mir, die Organisation dieses Al Capone hat nicht den Hauch einer Chance, Tranquility zu erobern.«
----
2. Kapitel
Die KF-T-Bar war nichts Besonderes, aber nach einer fünfundfünfzigstündigen Tour in einer engen Lebenserhaltungskapsel eines interorbitalen Schleppers mit niemandem außer der Familie des Kommandanten, um sich zu unterhalten, war Monica Foulkes durchaus nicht danach, sich in einem öden Hotelzimmer einzuschließen. Ein Drink und ein wenig Gesellschaft, das ist es, was ich jetzt brauche. Sie saß auf einem Hocker an der Theke und trank ein importiertes Bier, während ringsum das spärliche Nachtleben des Ayacucho wirbelte.
Die ökonomischen Auswirkungen der Quarantäne beeinflußten jeden Aspekt des täglichen Lebens in den Dorados, selbst hier. Es war erst zweiundzwanzig Uhr dreißig lokaler Zeit, und nur fünf Pärchen bewegten sich auf der Tanzfläche. Es gab sogar einige freie Tische. Doch die Männer waren noch immer auf Streifzug – sie hatte bereits drei Einladungen zu einem Drink erhalten.
Das einzige, was Monica wirklich Sorgen machte, war die beunruhigende Anzahl von jungen Leuten, Frauen wie Männern, die rote Taschentücher um die Knöchel trugen. Monica war nicht sicher, ob die Annäherungsversuche sexueller Natur waren oder ob sie konvertiert werden sollte. Die Zahl der Jugendlichen, die mit Kiera Salter sympathisierten, nahm allmählich besorgniserregende Ausmaße an; der Leiter des ESA-Büros auf dem Mapire schätzte, daß zwanzig Prozent der jugendlichen Bevölkerung zu Salters Anhängern zählten. Monica hätte die Zahl näher bei fünfzig Prozent angesiedelt, und angesichts des eintönigen Lebens hier zwischen den Asteroiden war sie eher überrascht, daß sie nicht noch höher lag.
Das Sensoranalyseprogramm ihrer neuralen Nanonik meldete einen großen Mann, der offensichtlich zu ihr wollte, allerdings erst, als er nur noch zwei Meter entfernt war und seine Absicht offensichtlich.
»Kann ich Sie zu einer weiteren Flasche einladen?«
Die abweisende Antwort, die sie auf der Zunge hatte, löste sich in Nichts auf, als sie die ein wenig zu langen, ergrauenden Haare über seiner Stirn erblickte. »Sicher.« Sie grinste kokett.
Er nahm auf dem Hocker neben ihr Platz und signalisierte der Frau hinter dem Tresen, zwei weitere Flaschen zu bringen. »Das ist schon viel eleganter als unsere letzte Begegnung.«
»Stimmt. Wie geht es Ihnen, Samuel?«
»Ich fühle mich überarbeitet und unterbezahlt. Genau wie alle anderen Regierungsangestellten überall in der Konföderation.«
»Sie haben vergessen zu erwähnen, wie undankbar Ihr Job doch ist.«
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte er fröhlich. »Das ist der Vorteil der edenitischen Kultur. Jeder trägt seinen Teil zum größeren Ganzen bei, ganz gleich, worin der einzelne gut ist.«
»O Gott.« Sie nahm die neue Flasche von der Frau hinter der Theke entgegen. »Ein predigender Edenit! Was habe ich doch für ein Glück.«
»Was machen Sie hier?«
»Ich verhandle mit Herstellern von Waffensystemen. Offiziell bin ich Repräsentantin von Octagon Exports; jedenfalls steht das in meinem Paß.«
»Könnte schlimmer sein.« Samuel kostete von seinem Bier und starrte bestürzt die Flasche an. »Ich für meinen Teil gehöre zu einer Delegation der edenitischen Habitate in diesem System, die über gegenseitige Maßnahmen zur Verbesserung der Verteidigung verhandelt. Ich bin Spezialist für interne Sicherheitsprozeduren.«
Monica lachte und prostete dem älteren Edeniten mit ihrer Flasche zu. »Viel Glück.«
Weitere Kostenlose Bücher