Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Sie wurde wieder ernst. »Sie haben sie gesehen, nicht wahr?«
»Ja. Ich fürchte, es gibt keinen Zweifel. Die Besessenen sind definitiv bereits im System.«
»Scheiße! Ich meinte die Jugendlichen mit den roten Tüchern.«
»Ah. Bitte seien Sie vorsichtig, Monica. Unsere … Untersuchung der Dorados hat mehrere Kader von Besessenen zutage gefördert. Sie sind hier, und sie breiten sich aus. Ich rate Ihnen, nicht zum Mapire zurückzukehren. Nach unseren Schätzungen dauert es keine drei Tage mehr, bis der Asteroid fällt. Wahrscheinlich weniger.«
»Haben Sie den Regierungsrat informiert?«
»Nein. Wir kamen zu dem Schluß, daß es zuviel Panik und Chaos auslösen würde. Die Regierung hätte drakonische Maßnahmen ergriffen und wäre vollkommen außerstande gewesen, sie durchzusetzen. Das hätte die Situation nur noch schlimmer gemacht. Die Dorados besitzen nicht die übliche Verwaltungsstruktur; sie sind trotz all ihrer Größe und wirtschaftlichen Bedeutung noch immer Konzernsiedlungen, ohne entsprechendes Personal, um die Ordnung zu garantieren. Kurz gesagt, die Besessenen werden die Dorados übernehmen, ganz gleich, was wir tun. Wir brauchen Zeit, um in Ruhe zu suchen, bevor sie es tun. Ich fürchte, Mzu ist wichtiger als alles andere, einschließlich der Information der Bevölkerung.«
»Oh. Danke jedenfalls für die Warnung.«
»Kein Problem. Haben Ihre Verbindungsleute bereits herausgefunden, wo Daphine Kigano ist?«
Monica verzog widerwillig das Gesicht. Ich sollte wirklich nicht darüber reden, nicht mit ihm. Standardvorgehensweise für Agenten. Doch die Ereignisse im Universum waren ganz und gar nicht mehr Standard. Außerdem hatte die ESA in den Dorados nicht gerade eine üppige Zahl an Ressourcen. »Nein. Aber wir wissen, daß sie dahintersteckt.«
»Ja. Zu diesem Schluß sind wir ebenfalls gekommen.«
»Ein gechartertes Raumschiff mit einer einzigen Person an Bord war ziemlich auffällig. Unser Büro hat die Datei der Einwanderungsbehörde unmittelbar nach dem Anlegen der Samaku überprüft: hundertprozentige visuelle Übereinstimmung. Allerdings weiß nur Gott allein, was sie im Narok-System gesucht hat.«
»Die Schiffe gewechselt, weiter nichts. Hoffen wir zumindest. Die Konföderierte Navy hat Befehl gegeben, die Samaku zu stoppen und die Besatzung zu verhören. Sämtliche Schiffe suchen nach ihr.«
»Gut. Hören Sie, Samuel, ich weiß nicht, wie Ihre Befehle lauten …«
»Ursprünglich: Finde Mzu, hindere sie daran, der garissanischen Partisanenbewegung den Alchimisten zu übergeben, finde den Alchimisten und bringe ihn zurück. Das heißt, falls alles glatt läuft. Falls das nicht gelingt, bin ich befugt, sie zu liquidieren und ihre neurale Nanonik zu löschen. Wenn wir den Alchimisten nicht kriegen, darf auch niemand sonst ihn haben.«
»Ja. So ähnlich wie meine Befehle. Ich persönlich denke, die zweite Option ist die bessere.«
»Möglich. Trotzdem gestehe ich, daß ich selbst nach fünfundsiebzig Jahren in diesem Job noch immer Skrupel habe, kaltblütig zu töten. Ein Leben ist ein Leben.«
»Es ist zum Besten für uns alle, mein Freund.«
Samuel lächelte traurig. »Ich kenne die Standpunkte, und ich weiß, was auf dem Spiel steht. Trotzdem ist ein neuer Faktor ins Spiel gekommen. Wir dürfen unter gar keinen Umständen dulden, daß sie oder der Alchimist in die Hände der Besessenen fallen.«
»Gott, das weiß ich selbst.«
»Was bedeutet, daß wir die zweite Option unter allen Umständen verhindern müssen, meinen Sie nicht?«
Sie sah ihn betroffen an; es war wie der strenge Blick eines liebenden Großvaters, der seine Weisheit zum Besten gibt.
Es machte sie wütend, daß er ihr das Offensichtliche so deutlich hatte sagen müssen. »Wie konnte ich das übersehen«, gestand sie kleinlaut.
»Niemand ist vollkommen.«
»Sicher. Betrachten Sie mich als geläutert. Was haben Sie also mit ihr vor?«
»Der Konsensus hat beschlossen, sie in Null-Tau zu bringen. Zumindest so lange, bis das Problem der Besessenen gelöst ist. Möglicherweise auch länger.«
»Wie lange?« Monica wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.
»Der Konsensus hält es für vernünftig, Dr. Mzu solange in Null-Tau zu lassen, bis der Alchimist tatsächlich gebraucht wird. Unsere Galaxis ist sehr groß; vielleicht gibt es irgendwo dort draußen auch noch andere Xenos, die uns nicht so freundlich gesonnen sind wie die Kiint oder die Tyrathca.«
»Ich habe mich offensichtlich getäuscht. Sie
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