Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
sind kein Prediger, Sie sind paranoid.«
»Ich bin Pragmatiker, Monica. Hoffe ich zumindest, wie alle Edeniten.«
»Also schön, Samuel, rein pragmatisch – was wollen Sie als nächstes unternehmen? Und bitte behalten Sie dabei im Gedächtnis, daß ich eine loyale Untertanin meines Königs bin.«
»Zuerst konzentrieren wir uns darauf, Dr. Mzu zu finden. Dann sorgen wir dafür, daß sie von den Dorados verschwindet. Die Frage der Obhut können wir später klären.«
»Schlagen Sie etwa eine gemeinsame Operation vor?« murmelte sie.
»Ja. Wenn Sie mitmachen. Wir haben mehr Ressourcen als Sie in den Dorados, glaube ich, was uns eine größere Chance verschafft, sie zu entführen. Keiner von uns kann sich erlauben, eine Spur zu vernachlässigen, die möglicherweise zu ihr führt. Ich bin sicher, Ihr Duke of Salion würde jede Aktion gutheißen, die zu Dr. Mzus augenblicklichem Verschwinden von der Bildfläche führt. Sie könnten Mzu auf unserem Evakuierungsflug begleiten, und wir würden hinterher bereitwillig einer gemeinsamen Obhut zustimmen, um dem Königreich zu zeigen, daß wir nicht die Technologie des Alchimisten von ihr erworben haben. Klingt das annehmbar oder nicht?«
»Ja. Sehr sogar. In Ordnung, ich bin dabei.«
Sie stießen mit den Flaschen an.
»Die Anführer der lokalen Partisanengruppe sind für heute abend zu einem Treffen gerufen worden«, sagte sie. »Leider weiß ich nicht genau, wo im Asteroiden es stattfinden soll. Ich warte darauf, daß sich unser Verbindungsmann bei mir meldet, sobald das Treffen vorüber ist.«
»Danke sehr, Monica. Wir wissen ebenfalls nicht, wo das Treffen stattfinden wird, aber wir gehen davon aus, daß Dr. Mzu dort sein wird.«
»Können Sie nicht die Partisanen beschatten lassen?«
»Das ist bestimmt nicht leicht, aber wir tun alles, was in unseren Kräften steht.«
Drei Tage lang war die Büroetage im Ayacucho-Asteroiden, in der das neue Hauptquartier des edenitischen Geheimdienstes untergebracht war, Zentrum eines bemerkenswerten Brutprogramms. Als die Agenten der »Verteidigungsdelegation« eingetroffen waren, hatten sie um die siebzigtausend genetisch veränderte Spinneneier mitgebracht. Jeder einzelne der Arachniden war affinitätsgebunden, und sie waren klein genug, um durch schmale Schlitze zu kriechen und durch das ausgedehnte mechanische Netz aus Liftschächten, Wartungstunnels, Frischluftzuleitungen, Kabelkanälen und Müllschluckerrohren zu krabbeln, das die Räume und öffentlichen Plätze des Asteroiden zu einem funktionierenden Ganzen verband.
Mehr als siebzig Stunden lang wurden die kleinen Eindringlinge durch lange schmale Rohre und Risse im Felsen gescheucht und durch Ritzen in schlecht eingepaßten Kompositpaneelen. Tausende kamen nie bei ihrem geplanten Zielort an; sie wurden Opfer von fleischfressenden Lebewesen, von effizienten Insektenfallen, von Sicherheitsbarrieren (hauptsächlich in den Bürogegenden der Konzerne), von merkwürdigen Flüssigkeiten oder klebrigen Flecken und dem gewöhnlichsten Versagen von allem: sie verirrten sich.
Doch für jede, die es nicht schaffte, kamen fünf andere an. Am Ende der Ausbringungsphase hatten die Edeniten visuelle Kontrolle über siebenundsechzig Prozent des Innenraums vom Ayacucho (was der Grund war, aus dem Samuel so wenig Mühe gehabt hatte, Monica Foulkes zu finden). Drei Voidhawks auf den Simsen des Ayacucho und zehn Voidhawks, die innerhalb der Partikelscheibe des Tunja-Systems patrouillierten, überwachten die Spinnen in Zusammenarbeit mit den edenitischen Agenten. Jeder Raum wurde einmal alle vier Stunden überwacht. Es war eine schrecklich ineffiziente Methode, um ein einzelnes Individuum aufzuspüren. Samuel wußte, daß es reinster Zufall war, wenn es ihnen mit dieser Methode gelang, Mzu aufzuspüren. Es war Sache der Feldagenten, durch langwierige Rasterfahndung diesem Zufall auf die Sprünge zu helfen: durch Durchsicht öffentlicher Dateien, Bestechung von Verwaltungsleuten, Unterdrucksetzen von Spitzeln und mehr als einmal richtige Erpressung.
Dreißig Jahre lang hatte die garissanische Partisanenbewegung eine Politik der glanzlosen Aktivitäten betrieben. Sie hatten mehrere anti-omutanische Kampagnen finanziert, um den Haß in der ersten Generation der im Exil Geborenen aufrechtzuerhalten. Söldner und ehemalige Angehörige der garissanischen Navy waren rekrutiert und auf Sabotagemissionen gegen überlebende omutanische Interessen geschickt worden. Es hatte sogar zwei
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