Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Wir brauchen eine Evakuierung! Schnell!«
»Das wird schwierig.«
»Was, zur Hölle, soll das heißen? Wo stecken die Flugzeuge der Royal Marines? Sie sollen uns den Rücken freihalten, verdammt noch mal!«
»Beide Maschinen helfen bei der lokalen Verteidigung aus. Es hätte Verdacht erweckt, wenn ich sie zurückgerufen hätte.«
»Dann tun Sie es jetzt!«
»Schon dabei, Ma’am. Eine Maschine müßte in zwanzig Minuten bei Ihnen sein.«
Monica hämmerte ihre gepanzerte Faust in den Sitz, und das Gewebe zerriß. Der Wagen raste jetzt durch den Schnee, und er lag angesichts der Tatsache, daß er manuell gesteuert wurde überraschend gut auf der Straße. Hinter ihnen waren vier Scheinwerferpaare zu sehen, und eine hastige Überprüfung per Datavis informierte Monica, daß es sich ausschließlich um Botschaftsfahrzeuge handelte. Wenigstens das verschaffte ihr ein wenig Befriedigung.
Sie legte ihre Maschinenpistole ab und nahm einen Maserkarabiner zur Hand, dann löste sie ihren Sicherheitsgurt.
»Was jetzt?« fragte Samuel, als sie sich nach vorn beugte, um bessere Sicht durch die Windschutzscheibe zu haben.
»Joshua Calvert, deine Zeit ist abgelaufen.«
»Uh-oh«, sagte der Elektronikexperte und blickte in einem Reflex nach oben.
Ashly näherte sich der Verhüttungsanlage von Westen her, in einem Abstand von fünf Minuten zu den edenitischen Fliegern. Die passiven Frontsensoren des Raumflugzeugs hatten die Raketenabschüsse und den anschließenden Luftkampf aufgefangen. Dann hatten Röntgenlaser aus dem Orbit gefeuert. Ashly hatte den Atem angehalten, als die Sensoren Mikrowellenradar entdeckt hatten, das über den Rumpf geglitten war. Es stammte von den Raumschiffen siebenhundert Kilometer höher.
Jetzt ist keine gute Zeit zum Sterben. Ganz besonders, nachdem ich weiß, was mich danach erwartet. Kelly hatte recht, scheiß auf Schicksal und Bestimmung, verbring den Rest deiner Tage in Null-Tau. Vielleicht versuche ich das auch, wenn ich heil hier rauskomme.
Nichts war geschehen.
Ashly stieß einen erleichterten Seufzer aus und stellte fest, daß er feuchte Hände bekommen hatte. »Ich danke dir, Herr im Himmel«, sagte er laut. Mit den eingeschalteten Tarnsystemen der allerneuesten Generation und bei Unterschall im Tiefstflug kaum zwanzig Meter über dem Boden war das Raumflugzeug so gut wie unsichtbar für jeden Sensor auf oder im Orbit um Nyvan.
Seine einzige Sorge hatte der unvermeidlichen Infrarotsignatur gegolten, doch die hatte der dichte Schnee verborgen.
Er befahl dem Bordrechner des Raumflugzeugs, einen gesicherten Kanal in das Netz Tonalas zu öffnen, in der Hoffnung, daß niemand mit schweren Waffen das schwache Signal entdeckte. »Joshua?« rief er per Datavis.
»Himmel, Ashly! Wir dachten schon, sie hätten dich ebenfalls erwischt!«
»Nicht in dieser Maschine.«
»Wo bist du?«
»Dreißig Kilometer vor der Verhüttungsanlage. Ich gehe jetzt gleich in eine Warteschleife. Was passiert dort unten bei euch?«
»Irgendein Idiot hat elektronische Störstrahlung gegen die Wagenkolonne eingesetzt. Bei uns ist alles in Ordnung; Dick hat unsere Programme resistent gemacht. Die Polizei ist für den Augenblick außer Gefecht. Wir sind immer noch hinter Mzu. Ich glaube, hinter uns sind noch ein oder zwei Botschaftsfahrzeuge, vielleicht auch mehr.«
»Hält Mzu immer noch auf die Verhüttungsanlage zu?«
»Sieht ganz danach aus.«
»Nun, wenn nicht in letzter Sekunde die Kavallerie über den Hügelkamm galoppiert, sind wir die letzten, die sie aufnehmen können. Außer mir ist innerhalb Sensorreichweite nichts mehr in der Luft.«
»Außer, sie besitzen ebenfalls Tarnvorrichtungen.«
»Du mußt immer schwarzsehen, wie?«
»Ich bin nur vorsichtig.«
»Also, falls sie getarnt sind, dann …« Ashly brach ab, als der Bordrechner ihn warnte, daß ein weiterer Radarstrahl aus dem Orbit über das Raumflugzeug strich. Diesmal war der Strahl anders konfiguriert; er tastete das Oberflächenprofil ab. »Joshua, Sie jagen euch! Raus! Macht, daß ihr aus dem Wagen kommt!«
Jeder einzelne Prozessorblock im Botschaftswagen schrillte alarmierend.
– Wir werden von den Fregatten der Organisation angepeilt! sagte Samuel zu der Hoya und Niveu. Er konnte nichts gegen die in ihm aufsteigende Panik tun. Früher einmal hätte ihm die Erkenntnis gereicht, daß seine Erinnerungen im Falle eines Falles sicher in die Hoya transferiert würden. Heute war er nicht mehr sicher, ob das alles war, was zählte.
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