Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
näher«, kreischte Eriba. »Heilige Mutter Maria, hilf uns!«
»Es gibt nicht viel, was Sie jetzt noch für uns tun könnte«, entgegnete Alkad. »Jetzt liegt alles in den Händen der Agenten.«
Die vier Voidhawks befanden sich in einem äquatorialen Standardorbit in fünfhundert Kilometern Höhe über Nyvan, als die Hoya Samuels panischen Ruf empfing. Ihre Position gestattete den BiTek-Raumschiffen, die Fregatten zu beschatten, die in einem Orbit mit hoher Inklination über Tonala hingen. Gegenwärtig waren lediglich die Urschel und die Pinzola über dem Horizont der Eisenbergverhüttungsanlage. Die Raimo folgte ihnen mit einem Abstand von zweitausend Kilometern.
Trotz der Entfernung von viertausend Kilometern zwischen der Hoya und den beiden Fregatten der Organisation fingen die Sensoren der Hoya die purpurnen Entladungen in den Wolken auf, als die Schiffe auf den vierten Polizeiwagen feuerten. Der Voidhawk beschleunigte mit sieben g, gefolgt von seinen drei Geschwistern. Alle vier gingen auf volle Kampfbereitschaft. Aus den Abschußrohren im unteren Toroid der Hoya glitten fünfzehn Kombatwespen, um mit dreißig g in verschiedene Richtungen davonzujagen. Sie ließen den Voidhawk im Zentrum einer sich rasch ausdehnenden Wolke aus Abgasplasma zurück. Nach fünf Sekunden schwangen die Wespen herum und nahmen Kurs auf die Fregatten.
Die Urschel und die Pinzola hatten keine Wahl; sie mußten sich verteidigen. Ihre Reaktionszeiten waren alles andere als normal. Jedes der beiden Schiffe stieß fünfundzwanzig Kombatwespen aus, um den Angreifern zu begegnen. Ihre Antimaterieantriebe beschleunigten mit vierzig g, während die Fregatten den Beschuß der Wagen am Boden abbrachen und ihre Röntgenlaser gegen den unausweichlichen Schwarm von Submunition richteten.
Die Raimo startete ihre eigene Salve von Kombatwespen zur Unterstützung der beiden anderen Schiffe und eröffnete damit einen weiteren Angriffswinkel gegen die Voidhawks. Zwei von ihnen reagierten mit defensiven Salven.
Mehr als hundert Kombatwespen starteten in einem Zeitraum von weniger als zwanzig Sekunden. Das grelle Leuchten ihrer Antriebsflammen durchdrang die nächtlichen Wolken an der Oberfläche mit einer Helligkeit, die das natürliche Mondlicht bei weitem überstieg.
Trotz der kontinuierlichen elektronischen Störpulse seitens der strategischen Verteidigungsplattformen empfing jeder Beobachtungssensor in Reichweite das tödliche Spektakel. Bedrohungsanalyseprogramme aktivierten sich und initiierten das, was ihren Parametern entsprechend als angemessene Reaktion vorgesehen war.
Offiziell erstreckte sich das Gelände der Eisenbergverhüttung über ein Gebiet von achtzehn Kilometern entlang der Küste in einem Streifen, der zwischen acht und zehn Kilometer breit war. Das war zumindest das Gelände, das die Regierung bei der Gründung im Jahre 2047 bereitgestellt hatte, mit einem Optimismus, der nur mit der Ankunft des Floresco-Asteroiden im Orbit um Nyvan drei Jahre zuvor zu vergleichen war. Abgesehen von der Biosphärenkaverne des Floresco entwickelte sich die Verhüttungsanlage zum größten zivilen Projekt, das Tonala je verwirklicht hatte.
Begonnen hatte es zumindest vielversprechend genug. Zuerst kaum mehr als ein kleiner Naturhafen, um die Schlepper mit den schwimmenden Eisenbergen aufzunehmen, nachdem sie mitten im Ozean gewassert waren. Als die Konstruktion des Hafens abgeschlossen war, gruben die Ingenieure einen gewaltigen Kanal, der parallel zur Küstenlinie verlief, mit einer Breite von hundertzwanzig und einer Tiefe von dreißig Metern, mehr als ausreichend für die schwimmenden Erzbrocken. Durch diesen Kanal wurde das Eisen zu den Abbauhütten gezogen, die das Kernstück der Verhüttungsanlage bildeten. Der Kanal verzweigte sich zwanzigmal, und jede Abzweigung führte zu einer eigenen Hütte.
Nachdem die ersten sieben Abbauhütten errichtet worden waren, ermittelte der Rechnungshof des Finanzministeriums von Tonala, daß die Nation nicht einmal die Stahlproduktion benötigen würde, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt worden war. In der Folge wurden die Mittel für die verbleibenden Hütten eingefroren, bis die wirtschaftliche Entwicklung sie erforderlich machen würde. Das war im Jahre 2458. Seither hatten sich die ungenutzten Kanäle nach und nach mit Sand und Pflanzen gefüllt, bis von ihnen irgendwann nichts mehr außer großen flachen Salzwassermarschen übriggeblieben war. Im Jahre 2580 schließlich war
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