Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
unserem Fall irren die Kiint, Athene. Die Habitat-Persönlichkeit besitzt eine Seele. Unsere individuellen Erinnerungen sind die Saat, die ihr Bewußtsein ernährt. Je mehr von uns in der Multiplizität leben, desto erfüllter ist ihre Existenz und ihr Vermächtnis. Das Wissen über das Jenseits hat unsere Kultur nicht zerstört. Wir können uns anpassen, können lernen und wachsen. Diese Zeiten unverletzt zu überstehen bedeutet letztlich unseren Triumph. Und genau dafür kämpfe ich, für diese physische Chance. Ich weiß, daß die Befreiung von Mortonridge eine Täuschung ist. Wir alle wissen das. Aber das ändert nichts daran, daß sie begründet ist.
– Ihr werdet Menschen töten. Ganz gleich, wie vorsichtig ihr seid, wie gut ihr es auch meinen mögt, ihr werdet Menschen töten.
– Ja. Ich habe das hier nicht angefangen, und ich werde gewiß nicht derjenige sein, der es beendet. Aber ich muß meinen Teil dazu beitragen. Nichts zu tun wäre eine Unterlassungssünde. Was die anderen und ich auf Mortonridge tun, verschafft dir vielleicht die nötige Zeit.
– Mir?
– Dir, dem Konsensus, den Forschern der Adamisten, vielleicht sogar ihren Priestern. Ihr alle müßt nach einer Lösung suchen. Die Kiint haben einen Weg gefunden, um dem Jenseits gegenüberzutreten und zu überleben. Es gibt ihn. Wir müssen ihn nur finden.
– Ich tue, was ich kann, doch das ist in meinem Alter nicht mehr viel.
– Unterschätz dich nicht.
– Danke sehr, Sinon. Wie es scheint, ist deine Persönlichkeit doch nicht so sehr beschnitten worden, weißt du?
– Einige Teile meiner Persönlichkeit lassen sich nicht beschneiden, nicht wenn ich meine Identität behalten möchte. Wobei mir einfällt, daß ich dich um einen letzten Gefallen bitten möchte.
– Sprich weiter.
– Ich möchte, daß du Syrinx erklärst, was ich getan habe. Ich kenne meine kleine Slyminx. Sie wird wahrscheinlich explodieren, wenn sie erfährt, daß ich mich freiwillig gemeldet habe.
– Ich erzähle es ihr. Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann, aber …
Der Sergeant verneigte sich vor ihr, so weit es seine zahlreichen nanonischen Medipacks gestatteten. – Ich danke dir, Athene.
– Ich kann dir zwar nicht meinen Segen geben, aber paß bitte auf dich auf.
Diesmal gab es keine überschwengliche Abschiedsfeier. Auf Monterey herrschte dieser Tage eine ernstere, weniger triumphale Atmosphäre. Trotzdem zog es Al in den großen Ballsaal des Hilton, um das Zusammenziehen seiner Flotte zu beobachten; zur Hölle mit den bösen Vorahnungen, die sich in seinem Verstand ausbreiteten. Er stand vor dem Fenster und starrte auf die Raumschiffe, die sich rings um den Monterey-Asteroiden sammelten. Es waren mehr als hundertfünfzig, die weitesten kaum mehr als große glitzernde Sterne. Ionentriebwerke feuerten mikrosekundenlange Schübe, um die Position der Schiffe zu halten. MSVs und Personenfähren glitten zwischen ihnen hindurch und lieferten Mannschaften und Ausrüstung und neue Kombatwespen ab.
Die getarnten Minen der Voidhawks vom Yosemite existierten nicht mehr, und im Raum rings um New California war Ruhe eingekehrt. Selbst die Voidhawks, die abgestellt waren, um die Organisation zu beobachteten, fanden es zunehmend schwerer, ihre Position über den Polen des Planeten zu halten.
Wie um die Veränderungen im lokalen strategischen Glück zu demonstrieren, flatterte ein Hellhawk am Turm des Monterey Hilton vorbei. Er wand sich in komplexen Kurven, um den stationären Adamistenschiffen auszuweichen. Es war einer von den riesigen Geiern, ein rotäugiges Ungeheuer mit einer Flügelspannweite von gut hundertachtzig Metern und einem gefährlich aussehenden Schnabel.
Al drückte die Nase ans Fenster und starrte ihm hinterher, wie er im Tiefflug über den Asteroiden jagte. »Flieg, du Prachtexemplar!« rief er ihm hinterher. »Bring sie zur Strecke!«
Eine kleine rote Wolke verpuffte im Nichts, als eine getarnte Spionagesonde im Laserstrahl des Hellhawks verdampfte. Der gigantische Vogel vollführte eine Siegesrolle, und die Federn an den Flügelspitzen standen stolz im Sonnenwind.
»Wow!« Al trat vom Fenster zurück und lächelte großmütig. »Ist das nicht mal was anderes, he?«
»Ich bin froh, daß ich meinen Teil der Abmachung zu deiner Zufriedenheit erfüllen kann«, sagte Kiera mit kühler Zurückhaltung.
»Lady, nach dieser Geschichte hier kriegst du so viele Körper für dein Valisk, wie du nur willst. Al Capone weiß, wie er seine Freunde
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