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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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daran konnte er nichts ändern. Sein Herz begann wild zu schlagen, als er sich flach gegen die Wand neben der Tür drückte – als machte das einen Unterschied.
    »Er kommt näher«, meldete Rocio leise. »Noch siebzig Meter.«
    Jeds Hand kroch zu der Werkzeugtasche an seiner Hüfte. Seine Finger lösten den Verschluß und tasteten suchend im Innern umher. Dann schlossen sie sich um den kühlen, beruhigenden Griff der Laserpistole.
    »Dreißig Meter. Er nähert sich der Kreuzung zu deinem Korridor.«
    Sieh nicht auf den verdammten Karren, betete Jed. Lieber Gott, laß ihn nicht auf den verdammten Karren sehen.
    Er zog die Laserpistole hervor und warf einen flüchtigen Blick auf die einfachen Kontrollen. Dann drehte er das Wählrad auf konstanten Strahl und maximale Energie. Pulsfeuer war keine gute Idee; ein Besessener wäre jederzeit imstande, die Elektronik im Innern der Waffe zu stören, während Jed feuerte. Und er würde nur eine einzige Chance haben, mehr nicht.
    »Er ist im Korridor«, meldete Rocio. »Ich glaube, er hat den Karren gesehen. Er bleibt direkt vor der Tür stehen.«
    Jed schloß die Augen. Er zitterte am ganzen Leib. Ein Besessener wäre in der Lage, seine Gedanken aufzuspüren. Sie würden alle vor Capone gezerrt werden. Man würde ihn foltern und Beth in eins der Bordelle stecken.
    Ich hätte die Tür offen lassen sollen. Dann hätte ich wenigstens nach draußen auf den Gang springen und ihn überraschen können.
    »Hallo?« rief eine Stimme. Eine sehr helle Stimme, fast wie die eines jungen Mädchens.
    »Ist er das?« flüsterte Jed in das Anzugmikrophon.
    »Ja. Er hat den Karren untersucht. Jetzt steht er hinter der Tür.«
    Die Halteklammer bewegte sich langsam nach hinten. Jed starrte voll Entsetzen darauf. Wenn er doch nur noch einen Atemzug aus dem medizinischen Modul seines Anzugs hätte nehmen können …
    Wenn der Laser nicht funktioniert, töte ich mich selbst, beschloß er. Besser das, als …
    »Hallo?« Die Stimme klang ängstlich. »Ist da jemand?«
    Zaghaft öffnete sich die Tür.
    »Hallo?«
    Jed stieß einen wilden Schrei aus und sprang vor. Er hielt seinen Laser mit beiden Händen, während er herumwirbelte und in den Korridor feuerte. Webster Pryor verdankte sein Leben nur zwei Umständen: seiner eigenen geringen Körpergröße und Jeds recht erbärmlichen Zielkünsten.
    Der rote Strahl war blendend grell im Vergleich zur düsteren Korridorbeleuchtung. Jed blinzelte in dem verzweifelten Bemühen zu sehen, auf was er da eigentlich schoß. Blau-weiße Flammen und dicker schwarzer Rauch spritzten aus der gegenüberliegenden Korridorwand, während der Strahl eine mäandernde Linie in das Komposit fraß. Dann hörte der Rauch auf, und ein Sprühregen aus geschmolzenem Metall prasselte herab. Jed hatte den Strahl mitten durch einen Klimatisierungsschacht geführt.
    Er sah – im letzten Augenblick – einen kleinen Mann, der sich auf dem Boden zu seinen Füßen in Deckung warf, während der Strahl auf der Suche nach einem Ziel herumwirbelte. Ein panischer Angstschrei ertönte, und die Piepsstimme kreischte: »Nicht schießen! Bitte erschießen Sie mich nicht!«
    Jed schrie ebenfalls. Er hatte überhaupt keine Ahnung mehr, was eigentlich los war. Mißtrauisch nahm er den Finger vom Abzug der Waffe. Metall kreischte alarmieren, und der Klimaschacht senkte sich rings um das Loch, das Jed in die Seitenwand gebrannt hatte. Er blickte auf die Gestalt in der weiße Jacke und den schwarzen Hosen hinunter, die sich am Boden krümmte. »Was zur Hölle hat das zu bedeuten? Wer bist du?«
    Ein verängstigtes Gesicht blickte zu ihm auf. Es war kein Kerl, sondern ein Junge. Fast noch ein Kind. »Bitte, bitte töten Sie mich nicht«, flehte Webster. »Bitte. Ich will nicht werden wie die anderen. Sie sind schrecklich.«
    »Was ist los?« fragte Rocio.
    »Ich weiß es selbst nicht so genau«, murmelte Jed. Er warf einen Blick in den Gang. Die Luft schien rein.
    »War das ein Laser?«
    »Ja.« Jed richtete die Waffe auf Webster. »Bist du ein Besessener?«
    »Nein! Du?«
    »Selbstverständlich nicht, verdammt.«
    »Das konnte ich ja nicht wissen«, heulte Webster.
    »Wie bist du an die Waffe gekommen?« verlangte Rocio zu wissen.
    »Halt endlich die Klappe! Mann, laß mich erst mal zu Atem kommen. Ich hab’ eben eine, in Ordnung?«
    Webster blickte ihn verständnislos aus tränenverschleierten Augen an. »Was?«
    »Nichts.« Jed zögerte, dann steckte er die Laserpistole wieder in seine Tasche.

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