Armageddon 05 - Die Besessenen
Zeit, daß du hinein gehst.«
»Jed?« Beths Stimme klang laut und schrill in seinem Helmlautsprecher. »Jed, kannst du mich hören?«
»Sicher, Baby.«
»Gut. Wir beobachten die Schirme ebenfalls. Rocio schickt uns die Bilder von den Kameras im Innern, also passen wir auf dich auf, Freund. Er hat recht mit dem medizinischen Modul. Sei vorsichtig damit, ja? Ich möchte noch etwas davon mit dir teilen, wenn du erst wieder zurück bist.«
Selbst in seinem benebelten Zustand interpretierte Jed ihre Worte richtig. Er betrat die Luftschleuse mit einem durch und durch majestätischen Gefühl.
Als die Luke hinter ihm geschlossen und der Druckausgleich hergestellt war, nahm er den Helm ab und atmete neutrale Luft ein. Es half ein wenig, den Kopf zu klären und die Euphorie abzubauen, ohne daß die Furcht direkt wiederkehrte. Es mußte gehen. Rocio versorgte ihn mit einer ganzen Reihe von Orientierungshinweisen, und vorsichtig setzte sich Jed den Korridor hinunter in Bewegung.
Der Lagerraum für die Besatzungsvorräte lag nicht weit von der Luftschleuse entfernt. Logischerweise. Rocio hatte die Dinge genau im Auge behalten und beobachtet, was geschah, wenn andere Hellhawks andockten. Einige seiner BiTek-Kameraden hatten noch immer eine menschliche Besatzung an Bord.
Die Kombatwespen in ihren Abschußrohren erforderten Aktivierungssequenzen, und indem sie Standardprozeduren der Konföderation folgten, hatten Kiera und Capone die Kodes zwischen ihren jeweiligen Anhängern aufgeteilt. Keine einzelne Person konnte die Wespen abschießen. Und es war ein deutlicher Fingerzeig, daß Kiera darauf verzichtet hatte, Rocio mit Waffen auszurüsten.
Jed fand die von Rocio beschriebene Tür und zog die Bolzen zurück. Kalte Luft strömte hinaus und ließ seinen Atem zu dünnem Nebel kondensieren. Das Innere des Lageraums war mit hohen freistehenden Regalen in lange Gänge aufgeteilt. Trotz der Behauptung der Organisation, daß die Normalisierung der Nahrungsmittelproduktion von New California oberste Priorität hatte, waren nicht viele Pakete übrig. Die Herstellung von Fertignahrung für die Raumfahrtindustrie war etwas ganz anderes und ungleich schwieriger; idealerweise durfte nichts krümeln, war geschmacksverstärkt und besaß die kleinste und leichteste nur mögliche Verpackung. Leroy Octavius hatte beschlossen, daß die Wiederinbetriebnahme der entsprechenden Fabriken nicht kosteneffektiv war. Folglich mußten sich die Schiffsbesatzungen mit alten Vorräten und ganz gewöhnlicher Fertignahrung zufrieden geben.
»Was ist da?« fragte Beth ungeduldig. Der Lagerraum war nicht mit eigenen Kameras ausgestattet; Rocio hatte sich auf das verlassen müssen, was an Waren hinein- und hinausgetragen worden war.
Jed ging zwischen den Regalreihen hindurch und wischte das Reif von den verschiedenen Etiketten. »Reichlich«, murmelte er. Vorausgesetzt, man mag Joghurt, Pfefferminzkuchen, Käse- und Tomatenflan (dehydriert und in Tüten, die aussahen wie dicke Biskuits), schwarze Johannisbeeren und Apfelmuskonzentrat zusammen mit gefriergetrockneten Würfeln aus Brokkoli, Spinat, Karotten und Kohl.
»O Scheiße!«
»Was ist los?« kam die besorgte Stimme Rocios.
»Nichts. Die Kisten sind schwer, das ist alles. Wir werden eine richtige Party feiern, wenn ich das alles erst zurück an Bord geschafft habe.«
»Gibt es auch Schokoladenorangen?« ertönte Garis Piepsstimme.
»Ich sehe mal nach, Schatz«, log Jed. Er kehrte nach draußen in den Korridor zurück und holte einen Karren, den jemand direkt vor dem Lagerraum zurückgelassen hatte. Er sah aus, als paßte er durch die Luftschleuse, was bedeutete, daß Jed damit alles zurück an Bord der Mindori transportieren würde können. Anschließend mußten sie die Vorräte nur noch die Gangway hinauf und in das Lebenserhaltungsmodul schaffen. Es würde ein langer harter Tag werden.
»Jemand kommt«, verkündete Rocio, nachdem Jed ein Dutzend Kisten aus dem Lagerraum auf den Karren geladen hatte.
Jed erstarrte mit einer Kiste gefriergetrockneter Roggenchips in den Armen. »Wer?« zischte er.
»Kann ich nicht sagen. Das Kamerabild ist nicht besonders gut. Ein kleiner Bursche.«
»Wo ist er?« Jed ließ die Kiste fallen und zuckte bei dem Geräusch zusammen.
»Hundert Meter von dir entfernt. Aber er kommt eindeutig in deine Richtung.«
»Ach du heilige Scheiße. Ist es ein Besessener?«
»Unbekannt.«
Jed rannte zum Ausgang des Lagers und schloß die Tür. Der Karren blieb draußen,
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