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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Der Junge schien harmlos zu sein, obwohl er in der Kellnerjacke mit den Messingknöpfen und der pomadig glänzenden Frisur recht merkwürdig aussah. Eins stand jedenfalls fest, er hatte noch mehr Angst als Jed. »Wer bist du?«
    Die Geschichte kam stockend heraus, immer wieder von Schluchzern unterbrochen. Er erzählte, wie er und seine Mutter während Capones Putsch in Gefangenschaft geraten waren. Wie sie zusammen mit Hunderten anderer Kinder und Mütter in einem der Asteroiden gefangen gehalten worden waren. Wie eine Frau vorbeigekommen war und sie aus der Menge gepickt hatte. Anschließend war er von seiner Mutter getrennt worden, um den Bossen der Organisation und einer merkwürdigen, aber sehr schönen Lady Essen und Getränke zu servieren. Er hatte immer wieder gehört, wie Capone und die Dame den Namen seines Vaters erwähnt hatten, und dann hatten sie immer bedeutungsvoll in seine Richtung gesehen.
    »Was machst du hier unten?« fragte Jed.
    »Sie haben mich losgeschickt, um Vorräte zu holen«, sagte Webster. »Der Koch hat gesagt, ich soll nachsehen, ob wir noch ein paar Schwäne auf Vorrat haben.«
    »Hier gibt es höchstens Lebensmittel für die Raumschiffsbesatzungen«, sagte Jed. »Hast du das denn nicht gewußt?«
    Webster schniefte laut. »Doch, sicher. Aber wenn ich überall nachsehe, kann ich eine Weile länger von ihnen wegbleiben.«
    »Stimmt.« Jed straffte die Schultern und blickte in eine der kleinen Kameralinsen. »Was machen wir jetzt?« fragte er verstört nach der Geschichte des Knaben.
    »Schaff ihn aus dem Weg«, sagte Rocio.
    »Was meinst du damit?«
    »Er macht alles kompliziert. Du hast doch eine Laserpistole, oder nicht?«
    Webster blickte starr und mit rotgeweinten Augen zu Jed hinauf, ein Häufchen Elend, hoffnungslos und niedergeschlagen. Genau so hatte Jed vor noch gar nicht langer Zeit Digger angesehen, wenn der Schmerz nicht mehr zu ertragen gewesen war.
    »Das kann ich nicht!« rief Jed entrüstet.
    »Was brauchst du dazu? Eine Einladung von deiner Mutter? Hör zu, Jed, sie werden wissen, was geschehen ist, in der gleichen Sekunde, wo er wieder unter ihre Augen tritt. Und dann kommen sie her und suchen nach dir. Sie kriegen dich und Beth und die Mädchen.«
    »Nein. Auf gar keinen Fall. Ich kann das nicht tun. Nicht einmal, wenn ich es wollte.«
    »Und was schlägst du statt dessen vor?«
    »Ich weiß es nicht! Beth? Beth, hast du das alles mitgekriegt?«
    »Ja, Jed«, antwortete sie. »Du wirst diesen Jungen auf keinen Fall anrühren, hörst du? Wir haben jetzt wieder reichlich zu essen, also bring ihn mit an Bord. Er kann bei uns bleiben.«
    Jed blickte verstört zu Webster. Diese ganze Situation wurde schlimmer und schlimmer. »Und wie soll ich hier wieder rauskommen?«
    »Hör auf, den Dummkopf zu spielen«, fuhr Beth ihn an. »Das ist doch wohl verdammt offensichtlich. Du mußt eins von den Fahrzeugen stehlen. Es gibt wirklich genug davon. Ein paar davon sind sogar an die Luftschleusen ganz in der Nähe angedockt, wo du reingegangen bist. Nimm eins davon und komm damit hierher zurück.«
    Jed hätte sich am liebsten zu einem Ball zusammengerollt. Ein Fahrzeug stehlen! Vor den Augen des verdammten Possessornests!
    »Bitte, Jed, komm zurück!« drängte Gari. »Ich habe Angst ohne dich.«
    »Schon gut, Schatz«, sagte er, zu erschöpft, um zu widersprechen. »Ich bin schon auf dem Weg.« Er drehte sich zu Webster um. »Und du achtest besser darauf, daß du nicht im Weg stehst.«
    »Also nimmst du mich mit?« fragte der Junge staunend.
    »So ähnlich, ja.«
    Jed machte sich nicht die Mühe, noch weitere Kisten aus den Regalen zu nehmen. Er schob den Karren vor sich her und achtete darauf, daß Webster die ganze Zeit über in seinem Blickfeld blieb. Rocio kontrollierte die Kameras und Sensoren, zu denen er Zugang besaß, und dirigierte Jed zu einem der angedockten Fahrzeuge. Jed und Webster mußten mit einem Lift hinauf auf die Ebene der Ankunftshallen, was ihm nicht im geringsten gefiel. Trotzdem gelang es ihm, die beiden unbemerkt an den noch bemannten Sektionen vorbeizuführen.
    Der Wagen, den er ausgewählt hatte, war ein kleiner Bus mit einer Kabine für fünf Personen. Groß genug, um den Karren aufzunehmen und einfach genug, damit Jed ihn steuern konnte. Drei Minuten, nachdem er von der Luftschleuse abgedockt hatte, war er zurück bei der Mindori. Tatsächlich brauchte er eine ganze Weile länger, bis er den Andockschlauch des Fahrzeugs ausgefahren und mit der Schleuse

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