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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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letzte Stadium des Aufmarsches mit einer fast gottgleichen Leidenschaftslosigkeit beobachten konnte. Was wahrscheinlich das Beste ist, dachte er. Wenn er die persönliche Verantwortung für jeden Todesfall übernahm, würde er innerhalb der ersten zwei Minuten vollkommen den Verstand verlieren. Trotzdem hatte er diesen letzten Inspektionsflug unternehmen wollen. Um sich selbst zu überzeugen, daß er nicht träumte, wenn schon nichts anderes. Die letzte Unsicherheit beseitigen, daß all die Daten und Bilder, mit denen er jongliert hatte, in physische Realität umgesetzt worden waren.
    Es gab nicht den geringsten Zweifel. Die Armee dehnte sich unter ihm aus, seine Armee. Mächtige Kolonnen fuhren über das schwarze Land, und langgezogene Ketten kurvten im Licht ihrer eigenen Scheinwerfer über Hügel und durch Täler. Einzelne Fahrzeuge waren kaum mehr als blitzende Lichtpunkte, wie Symbole auf einer taktischen Karte. Nur, daß es keine Farben gab, nichts als weißes Scheinwerferlicht im grellen Kontrast zu dem schwarzen Untergrund.
    Es war nach Mitternacht, und der Aufmarsch war zu zwei Dritteln abgeschlossen. Beide Flanken waren in Stellung gegangen, und nur die Hauptmacht fehlte noch, die schwierigste Aufgabe. Die Angriffsspitze würde entlang der M6 vorstoßen, damit die riesigen Nachschubkonvois leichter vorankamen. Die Fernstraße zu benutzen war eine bestürzend offensichtliche Strategie, aber unumgänglich, wenn die Befreiung so schnell wie möglich abgeschlossen werden sollte.
    Die Eklund hatte die Straße ohne jeden Zweifel sabotiert, doch Brücken konnten repariert, Blockaden aus dem Weg geräumt und Gräben aufgefüllt werden. Die Pioniertruppen waren darauf vorbereitet. Wenigstens hatten die Besessenen keine Luftstreitmacht, obwohl Ralph vor seinem geistigen Auge hin und wieder Bilder von primitiven Doppeldeckern sah, die im Tiefflug über seine Jeeps jagten und sie unter Beschuß nahmen. Siegesrollen, und der weiße Seidenschal des Piloten flatterte im Wind. Albern.
    Ralph richtete die Sensoren auf die rote Wolke. Die Ränder reichten noch immer bis auf den Boden herab und trennten die Halbinsel vom Rest des Planeten. Undeutliche Wellenbewegungen verliefen über die breiige Oberseite. Er meinte zu bemerken, daß sie unruhiger waren als üblich, doch das konnte durchaus Einbildung sein. Zum Glück fand er nirgendwo ein Anzeichen dieser unheimlichen ovalen Formation, die er schon einmal gesehen hatte. Die einem Auge so verblüffend ähnlich sah, auch wenn er sich weigerte, sie so zu bezeichnen. Wenn er doch nur einen einzigen kurzen Blick auf das Land darunter hätte werfen können, um sich zu versichern, daß die Halbinsel noch da war, wenn schon nichts anderes. Sie hatten keinerlei Daten mehr über das Geschehen unter der Wolke erhalten, seit die Eklund die Wolke abgesenkt hatte. Es gab keine Verbindung zum Netz, und kein Nicht-Besessener hatte die Feuerschneise überwunden. Ein letzter Schwenk mit den Sensoren des Fliegers enthüllte nichts Neues.
    »Bringen Sie uns zurück«, befahl er Cathal.
    Der Flieger ging in eine weite Kurve und nahm Kurs auf Fort Forward. Ein gutes Stück voraus am westlichen Himmel starteten und landeten noch immer riesige Thunderbirds, und ihre deltaförmigen Hitzeschilde leuchteten dumpf vor dem schwarzen Sternenhimmel. Das Bild hatte sich nicht geändert. Cathal landete den Flieger im abgesicherten Kommandokomplex auf der Südseite der neu entstandenen Stadt. Ralph kletterte die Aluminiumleiter hinunter und ignorierte die bewaffnete Eskorte, die ihn auf seinem Rückweg in die Baracke begleitete. Die äußeren Zeichen seiner neuen Position waren bereits vor einiger Zeit zur Gewohnheit geworden, nichts als ein weiterer Aspekt dieses unglaublichen Ereignisses.
    Brigadier Palmer (die erste Person, die Ralph befördert hatte) wartete draußen vor der Tür des Operationszentrums. »Und?« fragte sie, während sie gemeinsam eintraten.
    »Ich habe keine weiße Fahne gesehen, falls Sie das meinen.«
    »Wir würden es bemerken, wenn sie es wollten.« Wie viele andere auch, die an der Befreiungsaktion teilnahmen, insbesondere unter denjenigen, die von Anfang an dabei waren, war sie davon überzeugt, eine Verbindung zu den Besessenen hinter der Wolke zu spüren, ihre kollektive Stimmung zu spüren. Ralph war nicht überzeugt, obwohl er zugeben mußte, daß die Besessenen eine Art psychischer Präsenz erzeugten.
    Das Operationszentrum war ein langgestreckter rechteckiger Raum, der mit

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