Armageddon 05 - Die Besessenen
eingenommen und sind synchronisiert, und die Voidhawks erreichen in diesem Augenblick das Apogäum. Es sieht gut aus.«
»Also schön«, sagte Prinzessin Kirsten. »Gott stehe mir bei, aber sie haben uns keine Alternative gelassen. General Hiltch, ich übergebe Ihnen hiermit die volle militärische Gewalt über Ombeys Streitkräfte. Greifen Sie den Feind an, Ralph, und vertreiben Sie ihn von meiner Welt.«
Die militärische Doktrin war – beinahe unausweichlich – wenig phantasievoll. Im Verlauf der Jahrhunderte hatten die Kriegsherren, Generäle und Imperatoren, jede nur mögliche Taktik und Gegentaktik versucht, verübt und verfeinert, bis nur noch wenig Raum für Fehler geblieben war. Und obwohl Mortonridge von einem philosophischen Standpunkt aus betrachtet einzigartig war, stellte es im militärischen Sinne lediglich ein Geiselszenario in bisher nicht dagewesenem Maßstab dar. Und unter diesem Gesichtspunkt war die Strategie zur Lösung vorgegeben.
Ralph wollte die Besessenen in kleinen Gruppen isolieren. Sie waren verwundbar, wenn sie nicht vereint operierten, und konnten überwältigt werden. Dazu mußte ihre Kommunikation unterbrochen werden, so daß sie sich nicht reformieren und zu einem Gegenangriff ausholen konnten. Sie mußten ständig unter Druck bleiben, durften keine Zeit zum Nachdenken erhalten. Und, falls möglich, wollte Ralph sie ihrer roten Wolke berauben. Zusammengefaßt: Teile und herrsche. Ein uraltes Prinzip, doch unterstützt von einer Feuerkraft, wie nur modernste Technologie sie zu liefern imstande war.
Ombey verfügte über viereinhalbtausend strategische Verteidigungsplattformen in niedrigem Orbit. Ihre Flugbahnen waren aufeinander abgestimmt, um jedes Ziel auf der Oberfläche ununterbrochen beschießen zu können, ganz ähnlich Elektronen in ihren Schalen um einen Atomkern.
Für die Befreiung von Mortonridge hatte sich all das geändert.
Raumschiffe der Navy hatten die Schutzaufgaben übernommen, so daß die Verteidigungsplattformen frei wurden. Ihre Korrekturtriebwerke hatten stundenlang gefeuert und die Plattformen zu fünfundzwanzig Einheiten starken Verbänden zusammengefaßt. Jetzt bildeten sie eine einzige Kette um den Planeten mit einer Inklination, die nur wenige Grad relativ zum Äquator geneigt war. Alle dreißig Sekunden passierte ein Verband Mortonridge.
In die Lücken zwischen den Verbänden hatte man Beobachtungssatelliten manövriert, bereit, die Bodentruppen mit einer wahren Datenflut zu versorgen, sobald die rote Wolke aufgebrochen war. Admiral Farquar benutzte ihre Sensoren, um die Terminatorlinie der Morgendämmerung zu beobachten, die sich über den Ozean hinweg der leuchtenden roten Wolke näherte. Taktische Diagramme verrieten ihm die Positionen der Landungsboote auf dem Weg zu ihren vorgegebenen Stränden. Weit über Ombey hatte die Flotte der Voidhawks das Apogäum passiert und beschleunigte nun mit acht g auf die Oberfläche zu.
In einer Stunde würde die Dämmerung über der Ostküste von Mortonridge hereinbrechen. Der Admiral übermittelte per Datavis seine Befehlsautorisierung an das strategische Verteidigungszentrum auf dem Guyana-Asteroiden. »Feuer«, befahl er.
Obwohl sie es niemals erfuhren, hätten die Streitkräfte der Befreier beinahe innerhalb der ersten neunzig Sekunden gewonnen. Der erste Verband aus strategischen Verteidigungsplattformen jagte fünfundsiebzig Elektronenstrahlen durch die oberen Atmosphärenschichten hinunter auf die rote Wolke. Sie waren auf die Nord-Süd-Achse gerichtet und defokussiert, so daß sie an der Stelle des Auftreffens einen Durchmesser von mehr als fünfzig Metern besaßen.
Die Absicht dahinter war nicht, die rote Wolke zu durchdringen, sondern sie mit elektrischer Energie zu übersättigen, der bekannten Achillesferse eines jeden Besessenen. Jeder Strahl wanderte mit irrsinniger Geschwindigkeit auf einem Zickzackkurs hin und her, die ihn in Zehn-Sekunden-Abständen von einer Küste zur anderen brachte.
Dann glitt der zweite Verband Verteidigungsplattformen über den Horizont und in Reichweite.
Die nächsten fünfundsiebzig Strahlenbündel jagten herab. Für einen Zeitraum von zehn Sekunden überlappten sich einhundertfünfzig Strahlen, bevor der erste Verband hinter dem Horizont versank.
Annette Eklund stieß einen Schrei der allerhöchsten Todesnot aus und fiel hilflos auf die Knie. Der Schmerz war unvorstellbar. Ein Schaft aus blauem Sonnenlicht jagte aus größerer Höhe als der
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