Armageddon 05 - Die Besessenen
ist, über Tranquility zu herrschen. Unsere Leben haben sich berührt, und ich bin Gott dankbar dafür. Wir beide wurden mit zwei Kindern belohnt, aber das ist alles. Das ist alles, was wir jemals haben werden. Schiffe, die sich in der Nacht begegnen.«
Joshua suchte nach dem Zorn, der noch Sekunden zuvor so hell in ihm gebrannt hatte. Er war verschwunden. Nichts als Taubheit war geblieben, und Schuldgefühle. Ich sollte gegen sie ankämpfen. Sie muß merken, daß sie mich braucht. »Ich hasse dich, weil du recht hast.«
»Ich wünschte, es wäre nicht so«, sagte sie sanft. »Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, weil ich so selbstsüchtig bin. Ich schätze, das ist mein Erbe: Saldanas gehen immer ihren Weg, und zur Hölle mit denen, die dabei auf der Strecke bleiben.«
»Möchtest du, daß ich wiederkomme?«
Ihre Schultern sanken müde herab. »Joshua, ich würde dich am liebsten zurückschleifen. Ich verbiete dir nichts. Ich sage nicht, daß du kein Vater sein kannst. Und wenn du in Tranquility bleiben möchtest und es versuchen, dann wird niemand diese Entscheidung mehr begrüßen und unterstützen als ich. Aber ich glaube nicht, daß es funktioniert. Es tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht glauben. Es mag jahrelang gut gehen, aber irgendwann wirst du dich umsehen und feststellen, wieviel du verloren hast. Und das würde unser Leben vergiften, langsam und unaufhaltsam, und unser Kind würde in einer emotionalen Kriegszone aufwachsen. Ich könnte das nicht ertragen. Hast du denn überhaupt nichts von dem verstanden, was ich dir gesagt habe? Du wirst der ganze Stolz und die Freude unseres Kindes sein. Es wird sich nach dir verzehren, wenn du zu Besuch kommst und Geschenke mitbringst und Geschichten erzählst. Die Zeiten, die ihr beide miteinander verbringt, werden sein wie Magie. Du und ich sind es, die nicht untrennbar sind. Eine der großen Liebesgeschichten der Menschheit. Es ist die Konvention des Vaterseins, die du vermissen wirst, nicht mehr und nicht weniger, Joshua.«
»Das Leben war früher nicht so kompliziert.«
Die Zuneigung, die sie für ihn empfand, kam fast körperlichem Schmerz gleich. »Ich schätze, das war es nicht, bevor ich vorbeigekommen bin. Das Schicksal ist ein verdammtes Miststück, wie?«
»Ja.«
»Kopf hoch, Joshua. Du kriegst jede Menge Spaß, ohne Verantwortung tragen zu müssen. Der Traum eines jeden Mannes.«
»Hör auf.« Er hob abwehrend die Hand. »Mach keine Witze über mich. Du hast mein Leben verändert. Sicher, zugegeben, jede Begegnung führt zu irgendeiner Form von Veränderung. Das ist es ja, was das Leben so wunderbar macht, ganz besonders meines bei all den Gelegenheiten, die sich mir bieten. Du hast ganz recht mit meinem Wandertrieb. Aber Begegnungen geschehen aus Zufall. Und du hast das hier mit voller Absicht getan. Also versuch jetzt bitte nicht, so zu tun, als wäre alles nicht ernst gewesen.«
Sie saßen noch eine ganze Weile mit den Rücken an den Sandhaufen gelehnt, und keiner von beiden sprach ein Wort. Selbst Tranquility blieb stumm. Die Habitat-Persönlichkeit spürte Iones Zögern, über das zu sprechen, was gesagt worden war.
Schließlich lehnten sie sich gegeneinander, und Joshua legte den Arm über ihre Schulter. Sie schmiegte sich an ihn und fing erneut an zu weinen. Nicht aus Angst und Sorge wegen dem, was gesagt worden war, sondern weil die Einsicht nur zögernd kam. »Laß mich heute nacht nicht allein«, sagte Ione leise.
»Ich werde dich niemals verstehen.«
Die Vorbereitungen, um miteinander ins Bett zu gehen, besaßen die Qualität einer religiösen Zeremonie. Das Schlafzimmerfenster mit dem Unterwasserausblick war milchig, und die Lichter brannten nur mit dem leichtesten Schimmer. Sie konnten nichts sehen außer sich selbst. Sie zogen sich aus und gingen Hand in Hand die Treppen zu der tiefen Senke hinab, in der das Bad eingelassen war. Sie badeten gemeinsam, benutzten duftende Schwämme, und die gegenseitige Körperpflege ging unmerklich über in eine erotische Massage.
Hinterher liebten sie sich mit eine Vehemenz, die von fast schmerzender Zärtlichkeit bis hin zu einer Leidenschaft reichte, die an Brutalität grenzte. Jeder der beiden Körper reagierte vollkommen auf die Forderungen des anderen, beutete den anderen aus, wie es nur vollkommene Vertrautheit miteinander möglich machte.
Der einzige Aspekt, den sie niemals wieder einfangen würden, war die emotionale Verbindung, die sie in den wenigen vorangegangenen Tagen
Weitere Kostenlose Bücher