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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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leben seit Jahrhunderten in Frieden, und wir haben uns ein gutes und respektables Zuhause erschaffen. Ihr verdammten Dreckskerle habt all das zerstört! Vernichtet! Ihr habt es uns gestohlen, und jetzt versucht ihr, alles wieder aufzubauen, was ihr angeblich so haßt! Ihr seid nicht einmal verdammte Wilde, ihr seid noch viel weniger als das! Kein Wunder, daß die Hölle euch nicht wollte.«
    »Hey!« Carmitha schüttelte ihn heftig. »Hey, beruhige dich!«
    »Faß mich nicht an!« brüllte er. Er zitterte am ganzen Leib. »O mein Gott!« Er sank auf die Knie und schlug die Hände vor das Gesicht. Seine Stimme klang ganz elend und unglücklich, als er fortfuhr: »Ich bin er! Ich bin er! Es gibt keinen Unterschied mehr! Das ist nicht das, was wir gewollt haben! Verstehst du denn nicht? So sollte das Leben niemals sein! Das hier sollte ein Paradies werden!«
    »Ist es aber nicht.« Sie rieb ihm über den Rücken in dem Versuch, den verkrampften Muskeln ein wenig Erleichterung zu verschaffen. »Du mußt einfach das Beste daraus machen, genau wie jeder andere auch.«
    Er gab ein schwaches Nicken von sich, von dem Carmitha vermutete, daß es ein Ja bedeuten sollte. Sie kam zu dem Schluß, daß der Zeitpunkt wahrscheinlich nicht sonderlich gut geeignet war, um ihm zu erzählen, daß seine geliebte Louise schwanger war.

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10. Kapitel
     
    Mortonridge blutete in den Ozean. Es war ein langer, schwerer Tod, und es war, als hätten sich all die Qual, die Folter und das Elend eines Konflikts, der niemals etwas anderes sein konnte als unerträglich bitter, in Schlamm manifestiert. Glitschigem, hinterhältigem und grenzenlosem Schlamm, der die Entschlossenheit beider Seiten genauso unter sich begrub wie ihre physische Umgebung. Die lebende Schicht aus Mutterboden, die Mortonridge überzog, war entlang der Bergkette, dem Rückgrat der Halbinsel, aufgerissen und glitt unaufhaltsam die Hänge hinab in die flacheren Gebiete an den Küsten. All der fette schwarze Boden, der sich in Jahrhunderten und Jahrtausenden gebildet hatte, während immer neue Generationen von Regenwald auf den verrottenden Stämmen ihrer Vorfahren gewachsen waren, war innerhalb von zwei Tagen weggespült. Nichts mehr als übersättigter Schlamm, in dem sich Unmengen an Nitraten, Bakterien und einheimischen Wurmarten konzentrierten und der zu einem gigantischen Erdrutsch geworden war. Hügelgroße Moränen aus Dreck schoben sich durch die Täler, vorangetrieben von einem irrsinnigen Druck, den Kubikkilometer weiteren Schlamms dahinter ausübten.
    Die Schlammwoge durchspülte jedes Tal, wälzte sich über jeden Hang, füllte jede Höhlung aus und legte den dichteren Unterboden frei, eine kompakte Mischung aus Ton und Kies, so steril wie das Regolith, aus dem Asteroiden bestehen. Keine Samen, keine Sporen und keine Eier waren übriggeblieben, die neues Leben hätten hervorbringen können. Und selbst wenn, es hätte keine Nährstoffe und keinen Boden mehr gegeben, in den sie ihre Wurzeln hätten schlagen können.
    Ralph setzte die Beobachtungssatelliten ein, um den mächtigen schwarzen Fleck zu beobachten, der sich immer weiter in das Meer hinein ausbreitete. Aus der Mündung des Juliffe auf Lalonde war eine ähnliche Farbe in das Meer geblutet, erinnerte er sich. Doch das war nur ein kleiner Fleck gewesen. Dies hier war eine ökologische Katastrophe, wie es seit dem dystopischen einundzwanzigsten Jahrhundert auf der Erde nicht mehr vorgekommen war. Meeresbewohner starben zu Millionen in dem unnatürlich schwarzen Wasser. Sie erstickten unter den zahllosen Leichnamen ihrer landbewohnenden Vettern.
    »Sie hatte recht, wissen Sie?« wandte sich Ralph am Ende der ersten Woche an Cathal Fitzgerald.
    »Wer?«
    »Annette Eklund. Erinnern Sie sich noch, als wir sie an der Feuerschneise getroffen haben? Sie hat gesagt, wir müßten die Stadt zerstören, wenn wir sie befreien wollen. Und ich stand da und antwortete ihr, daß ich tun würde, was auch immer erforderlich sei. Ganz gleich, wie hoch der Preis sein würde. Mein Gott.« Er sank in den dick gepolsterten Sessel hinter seinem Schreibtisch. Wäre nicht der Stab im Operationszentrum gewesen, auf der anderen Seite der Glaswand, hätte er wahrscheinlich das Gesicht in den Händen verborgen.
    Cathal blinzelte in das funkelnde Licht des AV-Projektors auf dem Schreibtisch. Der ungesunde dunkle Fleck rings um die Küste von Mortonridge war beinahe im gleichen Ausmaß gewachsen, wie die dichte schwarze Wolke über dem Land

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