Armageddon 05 - Die Besessenen
folgen.« Er senkte die Arme wieder.
»Wir werden Dir folgen«, echoten die Akolythen. Ihre rauhen Stimmen waren fiebrig vor Erwartung.
»Und wenn Du den Wahren Pfad zur Rettung am Ende der Welt erleuchtest, werden wir Dir folgen.«
»Wir werden Dir folgen«, echoten die Akolythen.
»Und wenn Deine Legionen über die Engel des Falschen Gottes herfallen, werden wir Dir folgen.«
»Wir werden Dir folgen.«
»Und wenn die Zeit gekommen ist …«
»DIE ZEIT IST GEKOMMEN«, verkündete eine einzelne Stimme.
Die Akolythen knurrten überrascht, während Garth verstummte, mehr erstaunt als aufgebracht wegen der Unterbrechung. Seine Akolythen wußten, wie bedeutsam die Zeremonie für ihn war, wie wenig er bereit war, ein Sakrileg zu tolerieren. Nur der wahre Gläubige kann den Glauben in anderen inspirieren.
»Wer hat das gesagt?« verlangte Garth zu wissen.
Eine einzelne Gestalt kam aus dem hinteren Bereich des Tempels, gekleidet in eine mitternachtsschwarze Robe. Die Öffnung auf der Vorderseite der Kapuze schien alles Licht zu verschlucken; nicht die kleinste Spur von einem Kopf war darunter zu erkennen. »Ich bin euer neuer Messias, und ich bin gekommen, um die Nacht unseres Herrn auf diesen Planeten herabzubringen.«
Garth versuchte, mit Hilfe seiner Retinaimplantate etwas unter der Kapuze zu erkennen, doch auch sie fanden keinerlei Licht. Nicht einmal Infrarot konnte die Schwärze durchdringen. Dann meldete seine neurale Nanonik zahlreiche Programmabstürze. Er kreischte: »Scheiße!« und richtete die linke Hand mit ausgestreckten Fingern auf die Gestalt in dem schwarzen Umhang. Der Feuerbefehl für den Mikropfeilwerfer traf nie in seinem Zeigefinger ein.
»Schließt euch mir an«, befahl Quinn. »Oder ich werde würdigere Besitzer für eure Körper finden.«
Ein weiblicher Akolyth warf sich auf Quinn und trat mit eisenbeschlagener Stiefelspitze nach seiner Kniescheibe. Zwei andere standen hinter ihr und hatten die Fäuste erhoben.
Quinn hob eine Hand. Der Ärmel seiner Robe rutschte zum Ellbogen und gab den Blick auf schneeweiße Haut und graue Klauenfinger frei. Drei dünne Blitze zuckten aus den Fängen und jagten blendend weiß durch die düstere, rauchgeschwängerte Luft. Sie trafen Quinns Angreifer, die nach hinten geworfen wurden wie von der vollen Ladung einer Schrotflinte.
Garth packte einen der großen schlangenförmigen Kerzenständer und holte damit zu einem wilden Schwinger aus, der Quinns Schädel zertrümmern sollte. Nicht einmal ein Besessener würde ein zerschmettertes Gehirn überstehen. Die eingedrungene Seele würde den besessenen Körper verlassen müssen. Dann verdichtete sich die Luft rings um den Kerzenständer und vernichtete seinen Schwung, bis er Zentimeter über Quinns Kapuze zum Halten kam. Der Schlangenkopf, der die Kerze hielt, zischte laut und schloß das Maul. Die obere Hälfte der Wachskerze fiel herab.
»Auf ihn!« kreischte Garth. »Er kann nicht alle von uns überwinden! Opfert euch, für Gottes Bruder!«
Ein paar der Akolythen schoben sich näher an Quinn heran, doch die meisten blieben, wo sie waren. Der Kerzenständer begann auf der ganzen Länge zu glühen. Schmerz raste in Garths Hände. Er konnte das Zischen seiner Haut hören. Rauchwölkchen stiegen auf, doch er konnte nicht loslassen. Seine Finger wollten ihm nicht mehr gehorchen. Er sah, wie die Haut Blasen warf und schwarz wurde, kochende Säfte rannen über seine Handgelenke herab.
»Tötet ihn!« kreischte er in Panik. »Tötet ihn! Tötet ihn!« Die höllischen Schmerzen in seinen brennenden Händen brachten ihn zum Schreien.
Quinn wandte sich zu ihm um. »Warum?« fragte er. »Dies ist die Zeit von Gottes Bruder. Er hat mich gesandt, um dich zu führen. Gehorche mir.«
Garth fiel auf die Knie. Seine Arme zitterten, und seine verbrannten Hände umklammerten noch immer den weißglühenden Kerzenständer. »Du bist ein Besessener!«
»Ich war ein Besessener. Ich habe meinen Körper zurückgewonnen. Allein mein Glaube an den Lichtbringer hat mich befreit.«
»Du wirst uns alle zu Besessenen machen!« kreischte der Magus.
»Einige von euch. Doch genau das ist es, was die Bruderschaft predigt: Eine Armee von Verdammten, loyale Anhänger unseres Dunklen Herrn.« Er drehte sich zu den Akolythen um und hob die Hände. Zum ersten Mal war sein Gesicht unter der Kapuze sichtbar, bleich und von tödlicher Entschlossenheit. »Die Zeit des Wartens ist vorbei. Ich bin gekommen, und ich bringe euch den Sieg für
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