Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
insgeheim vermutete, daß Weners Knochen um einiges dicker waren als normal. Eine überstehende Stirn und ein vorspringendes Kinn verliehen ihm einen permanent mürrischen, ablehnenden Gesichtsausdruck – passend genug. So etwas ließ sich nicht durch genetische Manipulation erreichen; es war ein Beweis, daß das Inzesttabu nach und nach unter den Bewohnern der Downtown an Macht verlor. Fünfzehn Jahre in der Bruderschaft, und Wener war so weit innerhalb der Hierarchie aufgestiegen, wie er jemals aufsteigen würde.
    »Sie haben Tod und Jay-Dee erwischt«, berichtete Wener. Er lächelte bei der Erinnerung. »Tod ist mit wehenden Fahnen untergegangen. Er hat ein paar von den verdammten Bullen erwischt, bevor sie ihn mit einem Elektrostab erwischten. Dann haben sie angefangen, ihn zu treten. Ich konnte entkommen.«
    »Wieso haben sie euch überhaupt entdeckt?« erkundigte sich Garth. Er hatte Wener und fünf andere losgeschickt, um eine Mall abzugrasen. Ganz einfache Sache: Zwei von ihnen stoßen mit einem Passanten zusammen, schneiden den Riemen einer Tragetasche durch oder durchtrennen den Stoff einer Hosentasche. Wer protestierte, wurde von fünf harten Gesichtern angestarrt, die zu durchtrainierten jugendlichen Körpern gehörten und scheinbar nur auf eine Ausrede warteten, um so fest zuzuschlagen, wie sie nur konnten. Drei Sekunden, und alles ist vorbei. Zwanzig Opfer in einer Mall, dann zieht man sich zurück und beginnt in der nächsten wieder von vorn.
    Wener wackelte mit dem Fleisch auf den Schultern, sein Äquivalent zu einem Achselzucken. »Keine Ahnung. Die Cops haben vielleicht gemerkt, was vor sich ging.«
    »Verdammte Scheiße.« Garth wußte genau, was geschehen war. Sie hatten eine Glückssträhne erwischt und waren zu lange geblieben, bis die Polizei geschnallt hatte, was los war. »Hatten Tod oder Jay-Dee irgendwas bei sich?«
    »Kreditdisks.«
    »Scheiße.« Das war’s dann wohl. Die Bullen würden sie direkt vor den Richter schleppen. Irgendein Justizassistent würde die Akte aufschlagen und Zwangsdeportation als Strafe verhängen. Zwei weitere loyale Gefolgsleute an irgendeine beschissene Kolonie verloren. Obwohl Garth gehört hatte, daß die Quarantänevorschriften selbst für Kolonistenschiffe galten. Die Zettdee-Verwahranstalten in den Orbitalstationen waren stark überfüllt, und die Nachrichtensender verbreiteten stündlich neue Gerüchte über Aufstände und Unruhen.
    Wener schob die Hände in die Hosentaschen und brachte Kreditdisks und anderen bürgerlichen Schund zum Vorschein: Datenfleks, Schmuck, handtellergroße Prozessorblocks … »Das hier hab’ ich mitgebracht. Wir sind nicht völlig umsonst losgezogen.« Er breitete seine Beute auf Garths Schreibtisch aus und musterte den Magus mit einem hoffnungsvollen Blick.
    »In Ordnung, Wener. Aber in Zukunft werdet ihr vorsichtiger sein. Verdammte Scheiße, Gottes Bruder haßt Versager!«
    »Jawohl, Magus.«
    »Schön, mach, daß du mir aus den Augen kommst, bevor ich dir für eine Nacht den Hot Spot verpasse.«
    Wener rumpelte aus dem Allerheiligsten und schloß hinter sich die Tür. Garth befahl dem Prozessorblock für das Zimmermanagement, die Lichter einzuschalten. Kerzen und Dämmerlicht waren die gewohnten Insignien der Sekte, so standardisiert wie die Accessoires einer globalen Fastfoodkette. Wann immer Akolythen bei Garth vorsprachen, zollte sein Arbeitszimmer diesem Brauch Tribut. Eine düstere Höhle, erleuchtet einzig und allein von ein paar flackernden roten Kerzen in eisernen Kandelabern, mit unsichtbaren Wänden.
    Jetzt schalteten sich starke Scheinwerfer an der Decke ein und enthüllten den Blick auf ein prachtvoll möbliertes Zimmer: Barschränke mit einer Auswahl der besten Drinks, eine ausgedehnte AV- und Sens-O-Vis-Bibliothek, der allerneueste Desktop-Prozessor der Kulu Korporation (Echt – keine Fälschung), und ein paar ausgefallenere Kunstgegenstände, die sich nur schlecht bis gar nicht verhehlen ließen. Eine Hommage an Garths eigene Gier und Hingabe. Wenn du etwas siehst, das du haben willst: Nimm es dir.
    »Kerry!« brüllte er.
    Sie kam durch die Tür, die in sein privates Appartement führte. Splitterfasernackt. Er hatte ihr seit dem Tag, an dem ihr Bruder sie gebracht hatte, nicht mehr gestattet Kleidung zu tragen. Das bestaussehende Girl, das die Sektion seit Menschengedenken erworben hatte. Ein paar Kunstgriffe mit kosmetischen Adaptionspacks, und sie war die visuelle Perfektion.
    »Bring mir meine Robe für

Weitere Kostenlose Bücher