Armageddon 05 - Die Besessenen
jedem Außenseiter einen mächtigen Schock versetzt, der Recherchen über die Mitglieder der Behörde angestellt hätte. Das heißt, einen mächtigen, aber auch relativ kurzen Schock in der knappen Zeit, die ihm bis zu seiner leisen und unauffälligen Exterminierung noch geblieben wäre.
Und obwohl B7 die Antithese der Demokratie war, nahm es seine Aufgabe, die Republik Erde zu schützen, extrem ernst. Possession war die eine große Gefahr, die das Potential besaß, GovCentral nicht nur zu stürzen, sondern buchstäblich zu eliminieren, eine Aussicht, wie sie seit nahezu vierhundertfünfzig Jahren nicht mehr bestanden hatte, seit der Großen Expansion und dem vorausgegangenen irrsinnigen Bevölkerungsdruck.
Die Possession war deswegen auch der Grund für das erste Treffen aller sechzehn Mitglieder von B7 seit zwölf Jahren. Ihre Sens-O-Vis-Konferenz folgte dem üblichen Standardformat: Ein runder Raum mit weißen infiniten Wänden, einem ovalen Tisch im Zentrum und daran die generierten Repräsentationen. Es gab keinen Vorsitzenden oder Leiter unter ihnen; jeder besaß seinen eigenen Aufgaben- und Verantwortungsbereich, die hauptsächlich nach geographischen Gegebenheiten aufgeteilt waren. Mit einer Ausnahme: Eines der Mitglieder von B7 war Supervisor für die Abteilung des GISD, die sich mit der Kontrolle der militärischen Abwehrdienste befaßte.
Über dem Tisch hing eine omnidirektionale Projektion. Sie zeigte ein Lagerhaus auf dem Planeten Norfolk, das mit unnatürlicher Vehemenz und Wildheit brannte. Mehrere Feuerlöschapparate, die wie Museumsstücke aussahen, rasten zusammen mit Männern in Khaki-Uniformen darauf zu.
»Wie es scheint, hat das Kavanagh-Mädchen die Wahrheit berichtet«, sagte der Supervisor für Zentralamerika.
»Daran habe ich nicht eine Sekunde gezweifelt«, antwortete Westeuropa.
»Sie ist jedenfalls ganz sicher nicht besessen«, sagte der Militärische Abwehrdienst. »Jetzt jedenfalls nicht mehr. Aber sie würde die Erinnerungen in sich tragen, wäre sie besessen gewesen.«
»Wenn sie besessen gewesen wäre, hätte sie das sicherlich zugegeben«, entgegnete Westeuropa gleichgültig. »Sie machen die Angelegenheit für uns komplizierter als erforderlich.«
»Möchten Sie eine vollständige Persönlichkeitsextraktion, um die Echtheit ihrer Aussagen zu bestätigen?« erkundigte sich Südafrika.
»Ich denke nicht, daß wir diesen Schritt unternehmen sollten«, sagte Westeuropa und absorbierte die höflich ausgedrückte Überraschung, die von den übrigen Repräsentationen am Tisch an seine Adresse gingen.
»Würden Sie sich explizieren?« erkundigte sich Südpazifik kokett.
Westeuropa blickte den Geheimdienst-Supervisor fragend an. »Sind die Daten von der Mount’s Delta inzwischen eingetroffen?«
Der Supervisor für die militärischen Abschirmdienste nickte pflichtschuldig. »Jawohl. Wir konnten verifizieren, daß sich zwei Passagiere an Bord der Mount’s Delta befanden, als das Schiff an Supra Brazil angedockt hat. Einer der beiden tötete den anderen auf eine außerordentlich blutige Weise unmittelbar nach Beendigung der Andocksequenz. Der Körper scheint buchstäblich explodiert zu sein. Wir wissen nichts weiter über das Opfer, als daß es männlich gewesen ist. Wir wissen immer noch nicht, wer es war; in unseren Speichern befindet sich kein korrelierendes DNS-Profil. Ich habe sämtliche Regierungen, mit denen wir in Kontakt stehen, darum gebeten, ihre eigenen Datenbänke durchzugehen, doch ich hege nicht viel Hoffnung, daß wir damit etwas erreichen.«
»Und warum nicht?« erkundigte sich Südpazifik.
»Die Mount’s Delta kam aus dem Nyvan-System. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Bürger eines ihrer Nationalstaaten. Und von denen ist nicht mehr viel übrig.«
»Nichts Bedeutsames jedenfalls«, stimmte Westeuropa zu.
»Zugegeben«, sagte der militärische Abschirmdienst. »Wir haben die Mount’s Delta in alle Einzelteile zerlegt und äußerste Sorgfalt bei der forensischen Analyse der Lebenserhaltungskapsel und der Umweltsysteme angewandt. Die Untersuchung der fäkalen Rückstände im Abfallrecyclingsystem hat zur Identifikation der DNS der zweiten Person an Bord geführt. Und an dieser Stelle wird die Geschichte interessant, weil die Identität zweifelsfrei ist.« Der Supervisor gab dem Prozessorblock für die Sens-O-Vis-Kontrolle einen Datavis-Befehl, und das Bild über dem Tisch wechselte. Es zeigte ein Bild aus Louise Kavanaghs Erinnerung,
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