Armageddon 05 - Die Besessenen
würde ich sie wiedersehen.«
»Netter Gedanke«, sagte Franklin. »Vielleicht lassen dich die Serjeants ja eine letzte Nachricht aufzeichnen, wenn wir mit ihnen kooperieren.«
»Wie steht es mit dir?« fragte Stephanie.
»Ich würde die traditionelle Art und Weise vorziehen. Eine Henkersmahlzeit. Versteht ihr, ich hab’ immer sehr gerne gegessen. Neue Sachen ausprobiert und so. Aber ich hatte nie viel Geld. Und ich habe fast alles andere schon getan, was ich mir vom Leben gewünscht habe. Ich würde mir die feinsten Delikatessen aussuchen, die das Universum zu bieten hat, zubereitet vom besten Koch der Konföderation, und dazu Norfolk Tears bis zum Abwinken.«
»Mein Wunsch ist ganz bescheiden«, sagte Cochrane. »Das heißt, abgesehen vom Offensichtlichen. Ich möchte Woodstock wiederauferstehen lassen. Nur, daß ich diesmal der Musik besser zuhören würde. Mann, ich kann mich höchstens an fünf Stunden vom ganzen Konzert erinnern. Könnt ihr das glauben, Leute! Was für ein verdammter Mist!«
»Ich möchte selbst auf die Bühne«, sagte Tina so leise, daß es kaum zu hören war. »Eine richtige Schauspielerin sein, Anfang zwanzig und so schön, daß Poeten bei meinem Anblick ins Schwärmen geraten. Und wenn mein neues Stück uraufgeführt wird, soll es das Ereignis des Jahres sein, und die gesamte gehobene Gesellschaft soll sich um die Eintrittskarten prügeln.«
»Ich würde gerne wieder durch Elisea Woods spazieren«, sagte Rana. Sie warf Cochrane einen argwöhnischen Blick zu, doch er hörte höflich zu. »Es lag am Rand der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, und überall wuchsen diese wundervollen Slandau-Blumen. Sie hatten farbempfindliche Blütenblätter; wenn man eines berührte, wechselte es die Farbe. Immer, wenn ein Wind aufkam, sah es aus, als stünde man mitten in einem riesigen Kaleidoskop. Ich verbrachte Stunden dort. Dann kamen die Stadtplaner und rissen alles weg, um einen Industriepark zu errichten. Ich konnte machen, was ich wollte, Petitionen, Bürgerinitiativen – weder der Bürgermeister noch der zuständige Abgeordnete hörten auf mich. Es war ihnen egal, wie schön der Park war und wie sehr die Menschen ihn liebten. Geld und die Industrie haben noch jedesmal gewonnen.«
»Ich denke, ich möchte meinen Eltern nur sagen, daß es mir leid tut«, murmelte Moyo. »Mein ganzes Leben war eine einzige Verschwendung.«
»Meine Kinder«, sagte Stephanie und grinste McPhee vielsagend an. »Ich würde meine Kinder gerne noch einmal sehen.«
Sie verstummten, und jeder verfiel seinen Tagträumen von dem, was niemals sein würde.
Plötzlich erhellte sich der Himmel. Alle mit Ausnahme von Moyo blickten nach oben, und Moyo bemerkte ihre unvermittelte Aufregung. Zehn kinetische Harpunen rasten heran und zogen ihre charakteristischen Plasmaschweife hinter sich her. Sie kamen in einer konischen Formation, die sich allmählich nach unten hin verbreiterte. Eine zweite Formation von ebenfalls zehn Harpunen erschien hinter der ersten. Automatisch materialisierte eine Sonnenbrille auf Stephanies Nase.
»Ach du Scheiße«, stöhnte McPhee. »Schon wieder diese verdammten kinetischen Harpunen!«
»Sie werden rings um Ketton einschlagen.«
»Eigenartig«, sagte Franklin. »Warum haben sie nicht alle gleichzeitig abgeschossen?«
»Spielt das eine Rolle?« entgegnete Rana. »Es ist offensichtlich das Signal, daß der Angriff beginnt.«
Mißtrauisch beobachtete McPhee die kinetischen Harpunen. Die erste Formation expandierte noch immer, während die brennende Luft rings um die konischen Nasen heller und heller leuchtete.
»Ich denke, wir gehen besser in Deckung«, sagte Stephanie. Sie rollte sich herum und stellte sich eine Schicht aus harter schützender Luft rings um sich vor. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
Die Harpunen, die Ralph Hiltch gegen Ketton einsetzte, waren ein anderer Typ als jene, mit denen er zu Beginn des Feldzugs das Kommunikationsnetz von Mortonridge zerschmettert hatte. Sie waren beträchtlich schwerer und länger und von einem Design, das die Trägheit weiter vorn konzentrierte. Beim Aufprall penetrierten sie den weichen, nassen Boden ohne größeren Widerstand. Erst als sie den Fels tiefer unten erreichten, setzten sie ihre gewaltige kinetische Energie mit ihrem irrsinnigen Zerstörungspotential frei. Die Druckwelle der Explosion jagte durch den Schlamm nach oben. Direkt oberhalb des Einschlagpunkts hob sich die gesamte Umgebung wie ein Vulkan, der einen Weg aus dem Erdreich
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