Armageddon 05 - Die Besessenen
Tinas Unterleib. Das zerrissene Fleisch schloß sich und verschmolz miteinander. »Siehst du? Und jetzt hör bitte auf mit diesem Verliererscheiß.«
»Die Verletzungen sind zu schwer!«
»Los, kommt und helft mir!« Cochrane blickte die anderen an. »Zusammen können wir es schaffen. Jeder nimmt sich eine Wunde vor.«
Stephanie nickte hastig und sank neben ihm auf den Boden.
»Du wirst sehen, alles wird wieder gut«, versprach sie Tina. Allerdings hatte die Frau schrecklich viel Blut verloren.
Sie knieten rings um Tina nieder und legten die Hände auf ihre Wunden. Dann setzten sie ihre energistischen Kräfte ein, zusammen mit dem Wunsch zu heilen und zu reinigen. In dieser Stellung fand Sinons Trupp die sieben. Sechs von ihnen knieten um eine siebte herum wie im Gebet. Tina lächelte ausdruckslos, während ihre bleichen Finger Ranas Hand packten und nicht mehr loslassen wollten.
Vorsichtig schlichen Sinon und Choma durch das Gewirr umgestürzter Bäume näher. Sie richteten ihre Maschinenpistolen auf die andächtige Gruppe. »Ich möchte, daß ihr euch alle flach auf den Bauch legt und die Hände hinter den Köpfen verschränkt. Jetzt«, befahl Sinon. »Und versucht erst gar nicht, eure energistischen Kräfte einzusetzen.«
Stephanie wandte sich zu ihm um.
»Tina ist schwer verwundet. Sie kann sich nicht bewegen.«
»Ich werde diese Behauptung für den Augenblick akzeptieren, vorausgesetzt, ihr widersetzt euch nicht. Ihr anderen, legt euch hin.«
Langsam wichen die sechs von Tina zurück und legten sich bäuchlings in den nassen Schlamm.
– Ihr könnt jetzt kommen, sagte Sinon zum Rest des Trupps. – Die Besessenen scheinen keinen Widerstand zu leisten.
Dreißig Serjeants tauchten bemerkenswert lautlos unter dem Gewirr von Baumstämmen und Zweigen auf. Ihre Maschinenpistolen blieben unentwegt auf die sieben am Boden liegenden Gestalten gerichtet.
»Ihr werdet jetzt die versklavten Körper freigeben«, sagte Sinon.
»Das können wir nicht«, widersprach Stephanie. Sie spürte das Elend und die Furcht in ihren Freunden genauso stark wie die Angst, die sich in ihrem eigenen Kopf breitmachte. Sie verwandelte ihre Stimme in ein erbärmliches Krächzen. »Sie müßten doch inzwischen wissen, daß wir nicht freiwillig dazu imstande sind.«
»Also schön«, sagte Sinon und zog seinen Fesselstab aus dem Gürtel.
»Allerdings brauchen Sie diese Dinger auch nicht«, fuhr Stephanie fort. »Wir werden uns nicht wehren.«
»Tut mir leid, aber das ist nun einmal die Vorgehensweise.«
»Hören Sie, ich bin Stephanie Ash. Wir waren es, die Ihnen die Kinder gebracht haben. Das muß doch etwas zählen! Fragen Sie Lieutenant Anver von den Königlichen Marines, er wird Ihnen bestätigen, daß ich nicht lüge.«
Sinon schwieg und zog seinen Prozessorblock hervor, um sich mit dem Datenspeicher von Fort Forward in Verbindung zu setzen. Die Aufnahmen der Frau schienen tatsächlich zu passen, und der Mann mit der bunten Kleidung und der Jimi-Hendrix-Mähne war nicht zu verwechseln.
– Wir dürfen uns nicht von ihrem Aussehen täuschen lassen, warnte Choma. – Sie können jede Gestalt annehmen, die sie wollen.
– Solange sie kooperieren, gibt es keinen Grund zu unnötiger Gewaltanwendung. Bisher haben sie unseren Befehlen gehorcht. Außerdem wissen sie, daß es keine Fluchtmöglichkeit mehr gibt.
– Du bist einfach zu vertrauensselig.
»Sie werden einer nach dem anderen aufstehen, wenn der Befehl dazu kommt«, sagte Sinon zu den Gefangenen. »Wir werden Sie zu unserem Feldlager bringen, wo man Sie in Null-Tau legen wird. Jeder von ihnen wird zu jedem Zeitpunkt von wenigstens drei Maschinenpistolen in Schach gehalten. Sobald Sie einen Befehl verweigern, werden wir die Fesselstöcke einsetzen, um Ihre energistischen Fähigkeiten zu neutralisieren. Haben Sie das verstanden?«
»Sehr deutlich«, antwortete Stephanie. »Ich danke Ihnen.«
»Gut. Sie als erste.«
Stephanie erhob sich vorsichtig aus dem Schlamm und achtete darauf, keine hastige Bewegung zu machen. Choma winkte mit dem Lauf seiner Maschinenpistole und deutete auf den schmalen Weg durch die umgestürzten Bäume hindurch. »Gehen wir.« Stephanie ging los. Hinter sich hörte sie, wie Sinon dem nächsten befahl aufzustehen. Sie spürte, daß es Franklin war.
»Tina braucht eine Bahre«, sagte Stephanie. »Und jemand muß Moyo führen. Er hat sein Augenlicht verloren.«
»Keine Sorge«, antwortete Choma schroff. »Wir achten schon darauf, daß alle im
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