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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zerbrochenem Mobiliar ab, und alles war tief in den weichen Schlamm gesunken. Bäche aus brennendem Napalm wanden sich durch Furchen und Risse, und fetter schwarzer Qualm stieg in die Höhe. Am Himmel schwebte eine Staubwolke, die dicht genug war, um die Sonne zu verdunkeln.
    Annette Eklund kämpfte gegen den zähen Schlamm und stemmte sich mühsam auf die Ellbogen. Langsam drehte sie den Kopf von einer Seite zur anderen, um die Überreste ihres kleinen Imperiums zu begutachten. Ihre energistischen Fähigkeiten hatten sie vor Knochenbrüchen und Quetschungen und Schürfwunden bewahrt, doch sie wußte, daß sie am ganzen Körper grün und blau war. Sie erinnerte sich undeutlich, daß sie an einem Punkt fast zehn Meter hoch in die Luft geschleudert worden war und sich langsam überschlagen hatte, während ein einstöckiges Café direkt neben ihr synchron einen Salto vollführt hatte und auf dem Flachdach gelandet war, wobei Stromkabel und Wasserleitungen aus Plastik, die aus einer Wand ragten, umhergezuckt waren wie Bullenpeitschen.
    Eigenartigerweise verspürte sie trotz der Benommenheit eine seltsame Bewunderung für den Angriff und die unglaubliche Präzision, die hinter dem künstlichen Beben gesteckt hatte. Stark genug, um die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, und doch so schwach, daß die Besessenen imstande waren, sich vor den Auswirkungen zu schützen. Genau so, wie der gute Ralph es vorhergesehen hatte. Selbsterhaltung ist der stärkste aller menschlichen Instinkte; die Besessenen würden Gebäude und Festungsanlagen augenblicklich vergessen angesichts einer derartig tödlichen Bedrohung.
    Annette lachte hysterisch und hustete wegen dem erstickenden Staub. »Ralph? Ich habe dir von Anfang an gesagt, du Bastard, du mußt zuerst die Stadt zerstören. Wer konnte ahnen, daß du mich so verdammt wörtlich nehmen würdest, du Bastard?« Es war nichts mehr übrig, das zu verteidigen gewesen wäre, kein Banner, kein Ziel, auf das sie ihre Armee hätte einschwören können. Die Serjeants waren auf dem Weg hierher. Unaufhaltsam. Unbezwingbar.
    Annette warf sich auf den Rücken und wischte den Sand aus Augen und Mund. Sie hechelte verzweifelt nach Sauerstoff. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie eine derartige Angst empfunden. Es war eine Emotion, die von jedem der vielen Bewußtseine ausstrahlte, die ringsum in den Trümmern der Stadt verstreut waren. Tausende von Bewußtseinen. Der einzige Aspekt, der ihnen noch gemeinsam war.
     
    Die Bäume waren während des Bebens kräftig durchgeschüttelt worden. Sie hatten sich mit schmatzenden Geräuschen aus dem Schlamm gelöst und waren über den Boden getanzt, während sich das gesamte Gelände in Bewegung befunden hatte. Wahrscheinlich ein höchst beeindruckender Anblick, aber nur aus respektvoller Entfernung.
    Stephanie hatte ununterbrochen geschrien, während sie panisch unter den gefährlichen Stämmen hindurchgekrochen und den kleineren Ästen ausgewichen war, die wie ein Rechen über den Boden streiften. Mehrere Male war sie getroffen und durch die Luft geschleudert worden wie von einer gigantischen Fliegenklatsche. Allein die energistischen Kräfte, welche die Zellen ihres Körpers miteinander verbanden, hatten verhindern können, daß sie in mehrere Teile zerfetzt worden war.
    Tina hatte nicht soviel Glück gehabt. Als der Boden sich allmählich wieder beruhigt hatte, war einer der schweren Bäume genau auf sie gefallen. Er hatte sie tief in den nassen Lehm gedrückt, bis nur noch ihr Kopf und ein Arm heraussahen. Sie wimmerte leise, während sich die anderen um sie versammelten. »Ich kann überhaupt nichts mehr spüren«, flüsterte sie. »Ich fühle meinen Körper nicht mehr.«
    »Los, wir schmelzen das Holz beiseite«, sagte McPhee hastig und deutete auf den Stamm. »Von hier bis hier. Kommt schon, konzentrieren wir uns.«
    Sie faßten sich an den Händen und stellten sich vor, wie die rote Rinde auseinanderfloß wie Wasser. Ein großer Bereich des Stammes verwandelte sich in Flüssigkeit und plätscherte davon. Franklin und McPhee stürzten vor und zogen Tina aus dem Schlamm. Ihre Hüften und die Beine waren zerschmettert. Blut rann aus mehreren tiefen Wunden, und Knochen hatten die Haut durchbohrt.
    Sie blickte auf ihre Verletzungen herab und heulte angstvoll auf. »Ich werde sterben! Ich werde in das Jenseits zurückgeschleudert!«
    »Unsinn, Baby«, widersprach Cochrane. Er kniete neben ihr nieder und fuhr mit der Hand über einen der tiefen Schnitte in

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