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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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programmieren, litt unter den gleichen seelischen Folgen wie jeder andere ehemalige Besessene auch. Und Rubras Nachfahren hatten alle Hände voll zu tun, um die Energieversorgung des Habitats aufrechtzuerhalten. Sie konnten den Kranken nicht viel helfen. Außerdem war die Zahl einfach zu groß, und die Chancen für viele mehr als gering.
    Nach dem anfänglichen Optimismus, als die Lichtröhre wieder gebrannt hatte, breitete sich unter den Bewohnern grimmige Resignation aus, je deutlicher ihnen ihre Lebensumstände bewußt wurden. Ein Exodus setzte ein. Sie wanderten in Richtung der Kavernen in der nördlichen Abschlußkappe. Lange Karawanen aus Menschen wanden sich aus den Parks rings um die Sternenkratzer über die schmalen Wege durch den gesamten Innenraum des Habitats. Häufig benötigten sie mehrere Tage, um die zwanzig Kilometer Wüstensteppe zu durchqueren, die sich zwischen dem Sternenkratzerring und der Abschlußkappe erstreckte. Sie suchten nach einem Zufluchtsort, wo ihre Medipacks besser funktionierten, wo es eine organisierte Autorität gab und etwas Vernünftiges zu essen, einen Ort, wo nicht ständig Geister lauerten. Dieser heilige Gral war überall, nur nicht in den heruntergekommenen Slums, die sich um die Sternenkratzerlobbys zogen.
    – Ich weiß nicht, was zur Hölle sie von mir erwarten, beschwerte sich die Habitat-Persönlichkeit bei Dariat (und nicht nur bei ihm), als sich die ersten Karawanen auf den Weg gemacht hatten. – In den Kavernen gibt es nicht annähernd genug zu essen für alle.
    – Dann solltest du dir besser Gedanken machen, wie du Nahrung beschaffst, erwiderte Dariat. – Weil sie nämlich genau das richtige tun. Die Sternenkratzer sind unbewohnbar geworden.
    Die Energieversorgung im Innern der großen Türme war so erratisch wie seit der ersten Minute, nachdem sie in diesem fremden Kontinuum angekommen waren. Die Aufzüge funktionierten nicht mehr. Die Nahrungsdrüsen erzeugten einen ungenießbaren Brei. Verdauungsorgane waren außerstande, den Abfall aufzunehmen und zu zersetzen. Die Belüftungsschächte stotterten und pfiffen.
    – Wenn die Sternenkratzer sie nicht ernähren können, dann sind die Kavernen erst recht nicht dazu imstande, erwiderte die Persönlichkeit.
    – Unsinn. Wenigstens die Hälfte aller Bäume in deinem Innern sind Obstbäume.
    – Kaum mehr als ein Viertel. Außerdem stehen sie alle am südlichen Ende, nicht hier oben.
    – Dann organisierst du eben ein paar Teams, um das Obst zu ernten und die verbliebenen Vorräte aus den Sternenkratzern herbeizuschaffen. Dir würde sowieso nichts anderes übrigbleiben. Du bist die Regierung, vergiß das nicht. Du trägst die Verantwortung. Sie werden tun, was du ihnen sagst, genau wie immer. Es wird ein Trost für sie sein, wenn die alte Persönlichkeit wieder das Kommando übernimmt.
    – Schon gut, schon gut. Ich brauche keine Nachhilfestunden in Psychologie.
    Nach und nach wurde wieder eine gewisse Ordnung hergestellt. Die Kavernen erinnerten bald an eine Mischung aus Zigeunerlager und Feldlazarett. Menschen ließen sich fallen, wo sie einen freien Platz fanden, und warteten darauf, daß ihnen gesagt wurde, was sie als nächstes zu tun hatten. Die Persönlichkeit nahm ihre gewohnte Rolle auf und machte sich daran, Befehle zu erteilen. Krebserkrankungen und Anorexien wurden untersucht und auf der Liste der zu behandelnden Symptome an oberste Stelle gesetzt und die nanonischen Medipacks entsprechend verteilt. Wie die Fusionsgeneratoren und das physikalische Labor funktionierten auch sie am besten in den tieferen Bereichen in der Schale. Die Gesündesten wurden in Teams aufgeteilt und ausgesandt, um Nahrung zu ernten. Andere Gruppen wurden in die Sternenkratzer geschickt, wo sie jegliche brauchbare Ausrüstung einsammeln sollten – Decken, Tücher, Werkzeuge, ein ganzes Spektrum der verschiedensten Dinge. Außerdem mußten Transportmöglichkeiten organisiert werden.
    Die Geister folgten ihren ehemaligen Wirten wie Schatten. Während der Dämmerung spukten sie draußen in der Steppe, um sich im Verlauf des Tages in den Nischen und Hohlräumen zu verkriechen, von denen die gesamte nördliche Abschlußkappe durchsetzt war. Nackte Feindschaft war noch immer ein unüberwindlicher Graben, der sie daran hinderte, in einen der unterirdischen Bereiche vorzudringen.
    Auch Dariat war auf diese Weise vertrieben worden. Die ehemaligen Besessenen machten keinen Unterschied zwischen den Geistern. Außerdem – hätten sie

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