Armageddon 05 - Die Besessenen
Kraterrand, wie nur irgend möglich!«
»Sie sind bereits auf dem Rückzug«, antwortete die Edenitin.
»Was ist mit den anderen? Denen, die auf der Insel sind? Können Sie sie noch erreichen?«
Ihr verlorener Blick war alles, was Ralph Hiltch als Antwort benötigte.
Stephanie und ihre Freunde starrten die Serjeants an, die ihre Blicke mit dem gleichen Maß an Unsicherheit erwiderten. Zum ersten Mal seit einer Zeit, die ihrem betäubten Verstand wie Stunden erschien, hatte der Boden unter ihren Füßen aufgehört zu schwanken. Sie hob den Blick, und der Himmel leuchtete in einem sternenlosen tiefen Blau. Weißes Licht erstrahlte aus keiner identifizierbaren Richtung – aber es fühlte sich richtig an, wie sie es wünschte. Ihr Blick wanderte herum zu der Stelle, wo die andere Seite des Tals gelegen hatte. Der leere Himmel reichte bis zum Boden herab, und die, wirkliche Größe der Insel wurde offensichtlich. Ein winziger runder Ausschnitt Land, umgeben von einer faltigen Kette kleiner Hügel, der in seinem eigenen endlosen Universum trieb.
»O nein!« murmelte Stephanie verzweifelt. »Ich glaube, wir haben es vermasselt.«
»Sind wir frei?« fragte Moyo.
»Für den Augenblick, ja.« Sie fing an ihm zu beschreiben, was sie von ihrem neuen Zuhause sehen konnte.
Sinon und die übrigen Serjeants setzten sich über das allgemeine Affinitätsband miteinander in Verbindung. Rasch fanden sie heraus, daß mehr als zwölftausend von ihnen auf der Insel gestrandet waren. Ihre Maschinenpistolen funktionierten, doch das galt weder für die restliche Elektronik noch für ihre nanonischen Medipacks (ein paar der Serjeants waren im Verlauf der Erdbeben verwundet worden). Affinität war nicht beeinträchtigt, und – Sinon stellte fest, daß er über neue Sinne und Fähigkeiten verfügte. Er spürte die Bewußtseine der Besessenen, und er besaß energistische Kräfte. Er hob einen Stein vom Boden und hielt ihn in der Hand. Langsam wurde er transparent und begann zu funkeln. Nicht, daß ein Diamant von einem Kilogramm Gewicht in diesem Universum von Nutzen gewesen wäre.
»Könntet ihr Jungs vielleicht für den Augenblick mal dieses bescheuerte militärische Gehabe ablegen?« fragte Cochrane.
– Wie es scheint, ist unser ursprünglicher Auftrag in dieser Umgebung irrelevant geworden, wandte sich Sinon an seine Kameraden. Er schulterte seine Maschinenpistole. »Also schön«, sagte er zu dem Hippie. »Und was sollen wir Ihrer Meinung nach jetzt tun?«
»Wow, Mann, sieh mich nicht so an! Stephanie hat bei uns das Sagen.«
»Habe ich nicht. Außerdem habe ich nicht die geringste Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll.«
»Warum habt ihr uns dann überhaupt hierhergebracht?« fragte Choma.
»Weil das hier nicht Mortonridge ist«, antwortete Moyo. »Das ist alles. Stephanie hat Ihnen doch gesagt, daß wir große Angst hatten.«
»Und das ist das Resultat«, sagte Rana. »Jetzt müssen Sie mit den Konsequenzen Ihrer physischen Aggression fertig werden.«
– Wir sollten uns neu formieren und unsere Ressourcen zusammenlegen, schlug Choma vor. – Möglicherweise können wir sogar diese energistischen Kräfte einsetzen, um in unser Universum zurückzukehren.
Ihre Bewußtseine vereinten sich zu einem Mini-Konsensus und stimmten dem Vorschlag zu. Ein Treffpunkt wurde ausgemacht.
»Wir gehen und treffen uns mit unseren Kameraden«, verkündete Sinon schließlich. »Wir wären sehr erfreut, wenn Sie mit uns kommen würden. Ich schätze, Ihre Gedanken über die gegenwärtige Situation könnten sich als hilfreich erweisen.«
Das letzte Bild von Annette Eklund erschien vor Stephanies geistigem Auge. Die Frau hatte sie aus Ketton verbannt. Ketton existierte nicht mehr, aber bedeutete das auch, daß der Bann jetzt aufgehoben war? Irgendwie mochte Stephanie nicht recht daran glauben. Die einzige andere Alternative war also, daß sie für sich alleine blieben. Ohne jede Nahrung.
»Danke sehr«, sagte sie.
»Halt, halt, wartet mal!« warf Cochrane ein. »Ihr Jungs macht doch wohl nur einen Scherz! Seht mal, das Ende der Welt ist höchstens eine halbe Meile von uns entfernt! Seid ihr denn nicht eine Spur neugierig, wie es dahinter aussieht?«
Sinon blickte zu der Stelle, wo die kleine Insel endete. »Ein guter Vorschlag«, gestand er.
Cochrane grinste freundlich. »Daran müßt ihr Jungs euch gewöhnen, wenn ihr weiter mit mir zusammenbleibt.«
Die Brise gewann beträchtlich an Kraft, je weiter sie sich der Kante näherten.
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