Armageddon 05 - Die Besessenen
uns dem Eintrittspunkt«, verkündete Joshua. »Systemstatus bitte. Wie hält sich der Rumpf?« Der Bordrechner übermittelte per Datavis Bilder von den lokalen Sensoren in Joshuas neurale Nanonik. Die Thermopaneele der Lady Macbeth waren vollständig ausgefahren und drehten ununterbrochen ihre Schmalseite dem tobenden Feuer der Sonne entgegen. Die flachen Seiten erstrahlten in hellem Pink, während sie die aufgestaute Hitze des Schiffes in den Raum abstrahlten. Joshua hatte einen permanenten Fünfzehn-Minuten-Spin in ihren Bahnvektor einprogrammiert, um sicherzustellen, daß die gewaltige thermische Belastung gleichmäßig über den gesamten Rumpf verteilt wurde. Die Korrekturmanöver waren schwerfällig, doch angesichts der zusätzlichen Reaktionsmasse an Bord war das nicht anders zu erwarten. Die Kompensationsprogramme kamen jedenfalls zurecht, solange Joshua die Parameter immer wieder an die äußeren Bedingungen anpaßte.
»Bis jetzt gibt es noch keinerlei Überhitzung«, berichtete Sarha. »Diese Extraschicht Nullthermschaum leistet gute Arbeit. Aber wir fangen eine Menge Partikelstrahlung ein, weit mehr als das, was wir gewohnt sind. Wir müssen aufpassen.«
»Das sollte aufhören, sobald wir hinter dem Schild sind«, sagte Liol. »Kann nicht mehr lange dauern.«
»Siehst du?« sagte Beaulieu an Dahybi gewandt. »Du bist von Optimisten umgeben.«
Dreitausend Kilometer hinter der Antimateriestation gingen die Abfangschiffe der Navy in einen parallelen Orbit.
Falls Renko sich entschied, die Antimaterie-Rückhaltekammern der Station zu deaktivieren, würde die Strahlung der Explosion die Abschirmungen der Schiffe gefährlich hoch belasten, aber sie wären in Sicherheit. Relativ betrachtet. Doch bis jetzt schien Renko zu kooperieren.
Commander Kroeber übernahm die Verhandlungen mit der Stationsbesatzung, wie die Übergabe zu bewerkstelligen sei. Das zivile Schiff, das bereits an der Station angedockt lag, hatte mitsamt der menschlichen Stationsbesatzung abzulegen und mit einem der Schweren Kreuzer der Navy ein Rendezvous durchzuführen. Die Besessenen würden von Bord gehen und unter strengster Bewachung direkt in die Brigg gebracht werden, wo sie für die Dauer des Fluges bleiben würden. Falls sie ihre energistischen Kräfte einsetzten, ganz gleich aus welchem Grund, würden vierzigtausend Volt durch die Brigg geleitet werden. Der Schwere Kreuzer würde in Begleitung zweier Fregatten auf direktem Weg zu einer unbewohnten terrakompatiblen Welt fliegen (die sich gegenwärtig mitten in einer Eiszeit befand), wo man die Besessenen an Bord von Einweg-Landekapseln zusammen mit einer Ausrüstung zum Überleben in der tropischen Zone absetzen würde.
Die Konföderation würde keinen weiteren Kontakt mehr mit dieser Welt haben, abgesehen vielleicht von der Deportation anderer Besessener, mit denen ähnliche Vereinbarungen getroffen worden waren.
Kroebers alternatives Angebot, dem KNIS bei seiner Erforschung der energistischen Fähigkeiten zu helfen, bis eine befriedigende Lösung für das Problem gefunden war, wurde einhellig abgelehnt.
Nachdem die Besessenen sicher in der Brigg saßen, würde ein zweiter Kreuzer der Navy an dem zivilen Schiff anlegen und die normale Besatzung der Station an Bord nehmen, um sie zu einer Strafkolonie zu deportieren. Die Kontrolle über die technischen Einrichtungen war den Spezialisten der Navy zu übergeben, die ihre neue Station erst aus der Ferne per Datavis prüfen würden. Erst wenn völlige Kontrolle sichergestellt war, sollte ein dritter Kreuzer an der Station selbst anlegen, um sie zu sichern.
Nach einigem Hin und Her, hauptsächlich über den Inhalt der Überlebensausrüstung, die sie mit sich auf den Eiszeitplaneten nehmen würden, erklärte sich Renko mit den Bedingungen einverstanden. Die Besatzung der Lady Macbeth beobachtete die Vorgänge durch die optischen Sensoren. Die Übergabe verlief bemerkenswert glatt und nahm weniger als einen Tag in Anspruch. Eine Datavis-Übertragung des ersten Schweren Kreuzers zeigte die Besessenen, gekleidet in prachtvolle blaue Uniformen mit doppelten Reihen von Messingknöpfen. Sie lachten dreist, während sie in die Brigg geführt wurden. Die Stationsbesatzung wirkte offensichtlich erleichtert, mit einem Leben im Exil davongekommen zu sein. Sie übermittelten die Zugriffskodes für die Maschinen und Prozessorblocks ohne jedes Zögern.
»Sie können jetzt andocken, Kommandant Calvert«, meldete Admiral Saldana. »Lieutenant Grese
Weitere Kostenlose Bücher