Armageddon 05 - Die Besessenen
nicht das größte Problem«, unterbrach der Leitende Admiral die beiden und begegnete ihren überraschten Blicken mit gelassenem Humor. »Ich dachte eher an die medizinischen Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Bis jetzt hatten wir gewaltiges Glück, daß die Nachrichtenmedien der Sache keine Bedeutung beimessen, aber das wird nicht anhalten, verlassen Sie sich darauf. Irgendwann werden die Menschen die Implikationen begreifen – falls wir jemals erfolgreich Planeten wie Lalonde oder Norfolk in unser Universum zurückbringen. Die Verbündeten des Königreichs haben jede nur denkbare Anstrengung unternommen, um medizinischen Nachschub zu liefern, und trotzdem steigt die Zahl der krebsbedingten Todesfälle weiter an.« Er schnippte mit den Fingern in Keatons Richtung, der beim Samowar Platz genommen hatte.
»Sir.« Der junge Lieutenant trat vor. »Die medizinische Abteilung Trafalgars hat die Konsequenzen der De-Possession untersucht. Offengestanden haben wir großes Glück, daß auf Mortonridge nicht mehr Menschen leben. Das Königreich und seine Alliierten sind wahrscheinlich gerade eben so imstande, ausreichend nanonische Medipacks für zwei Millionen Krebskranke zu liefern, obwohl wir nicht sicher sind, was die korrekte Anwendung betrifft. Die Anzahl der erfahrenen Ärzte ist ein kritischer Faktor. Allerdings gehen wir davon aus, daß ein ganzer Planet voller ehemaliger Besessener, bei einer durchschnittlichen Bevölkerung von siebenhundertfünfzig Millionen Menschen, sämtliche medizinischen Einrichtungen der gesamten Konföderation überfordern würde. Unseres Wissens haben die Besessenen bisher achtzehn Planeten in ihre Gewalt gebracht sowie mehrere hundert Asteroidensiedlungen. Wir erwarten, daß die von Capone infiltrierten Welten ihnen folgen werden. Letzten Endes würde das bedeuten, daß wir von dreißig Weltbevölkerungen sprechen, möglicherweise sogar bedeutend mehr.«
»Scheiße!« rief Kohlhammer und warf dem jungen Lieutenant einen sehr beunruhigten Blick zu. »Was wird geschehen, wenn sie alle zurückkehren?«
»Angesichts des fortgeschrittenen Stadiums der Krebskrankheit, in dem sich die meisten ehemaligen Besessenen befinden – eine extrem hohe Sterberate, und das innerhalb kürzester Zeit, falls keine ordentliche medizinische Behandlung erfolgt.«
»Das ist eine sehr klinische Ausdrucksweise, Lieutenant.«
»Jawohl, Sir. Sie sollten außerdem überlegen, daß die Seelen der Possessoren entweder nicht wissen, welche Schäden sie ihren Wirtskörpern zufügen, oder aber sie sind außerstande, diese zu heilen. Mit ihren energistischen Fähigkeiten können sie durchaus auch schwere Verletzungen reparieren, doch wir haben bisher keinerlei Hinweise, daß sie auch mit dieser Krankheitsform umzugehen verstehen. Durchaus denkbar, daß sie es nicht können.«
»Worauf wollen Sie hinaus?« fragte die Lalwani.
»Falls nicht die biochemische Umgebung auf den Planeten, die sie aus unserem Universum entführt haben, auf die eine oder andere Weise radikal anders ist als bei uns, dann leiden alle Besessenen darunter, ganz gleich, wo sie sich befinden. Was bedeutet, daß die Wirtskörper sterben werden, sollten sie nicht bald behandelt werden.«
Lalwanis Schock war so vehement, daß sie nicht verhindern konnte, daß ein Teil davon in das allgemeine Affinitätsband sickerte. Automatisch öffneten sämtliche Edeniten im Asteroiden ihre Bewußtseine und boten ihr emotionale Unterstützung.
Zögernd lehnte sie ab.
»Dreißig Planetenbevölkerungen?« fragte sie ungläubig, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. Sie blickte von Lieutenant Keaton zum Leitenden Admiral. »Und Sie wußten es?«
»Ich habe den Bericht heute morgen erhalten«, gestand Samuel Aleksandrovich. »Bisher habe ich den Präsidenten noch nicht informiert. Er soll erst die Konföderationsversammlung wieder unter Kontrolle bringen, bevor wir ihm die Hiobsbotschaft verkünden.«
»Gütiger Gott im Himmel«, murmelte Kohlhammer. »Wir können sie nicht retten. Wenn wir sie zurückholen, werden sie sterben, und wenn wir sie in Ruhe lassen, sterben sie auch.« Er warf Keaton einen Blick zu, der fast wie ein Flehen aussah. »Hat die medizinische Abteilung irgendeine Idee?«
»Jawohl, Sir. Sie hat sogar zwei.«
»Endlich! Endlich zeigt mal jemand ein wenig Initiative. Lassen Sie hören!«
»Die erste ist recht einfach und geradeheraus. Wir senden den Besessenen, von denen wir wissen, daß sie noch in unserem Universum sind,
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