Armageddon 05 - Die Besessenen
hatte. Das dichte goldene Haar war im Nacken zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammengebunden, und mit seinem modischen gelben Geschäftsanzug sah er wirklich todschick aus.
»Willkommen, Mrs. Kavanagh«, begrüßte er sie. Aus dem vor Selbstvertrauen strotzenden gutmütigen Klang seiner Stimme entnahm Louise, daß er genau wußte, welche Wirkung er auf andere hatte.
Die Dielenbretter knarrten protestierend unter seinen Schritten, als er die beiden Schwestern in sein Büro führte. Die Bücherregale darin erinnerten Louise an das Arbeitszimmer ihres Vaters, obwohl sie nur sehr wenige ledergebundene Folianten sah. Ivanov Robson nahm in einem breiten Ledersessel hinter einem Schreibtisch mit einer großen Rauchglasplatte Platz. Die Arbeitsfläche war leer bis auf einen kleinen Prozessorblock und ein eigenartiges Glasrohr mit einer verchromten Kappe darauf, vielleicht achtzehn Zoll hoch und mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt, die von unten beleuchtet war. Fette orangefarbene Tropfen schwebten langsam in der Flüssigkeit auf und ab wie vertikale Pendel.
»Sind das Xeno-Fische?« fragte Genevieve neugierig. Es war das erste Mal, daß sie etwas sagte, seit sie Robson gesehen hatte. Der riesige Mann besaß selbst auf ihr vorlautes Wesen eine nicht zu übersehende einschüchternde Wirkung. Sie hatte sich die ganze Zeit über hinter Louise versteckt.
»Nein, nichts dergleichen«, antwortete Robson freundlich. »Das ist eine Antiquität. Eine echte Lavalampe aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Hat mich ein Vermögen gekostet, aber ich liebe sie. So, was kann ich für Sie tun?« Er legte die Fingerspitzen zusammen und blickte Louise direkt in die Augen.
»Ich muß jemanden finden«, antwortete sie. »Äh, falls Sie den Auftrag ablehnen, nachdem ich alles gesagt habe, verstehe ich das sehr gut. Ich glaube, sie heißt Banneth.« Louise begann zu erzählen, wie sie von Cricklade geflohen und schließlich hier auf der Erde gelandet waren, doch diesmal schmückte sie die Geschichte nicht ganz so stark aus wie üblich.
»Ich bin beeindruckt«, murmelte Ivanov rumpelnd, als sie geendet hatte. »Sie haben den Besessenen Auge in Augen gegenübergestanden und überlebt. Das ist eine ziemliche Leistung. Falls Sie jemals Geld brauchen, ich kenne ein paar Leute bei den Nachrichtenagenturen.«
»Ich brauche kein Geld, Mister Robson. Ich möchte lediglich diese Banneth finden. Keiner der Questoren scheint in der Lage, sie für mich aufzuspüren.«
»Es ist mir beinahe peinlich, Geld von Ihnen zu nehmen, aber ich werde es natürlich trotzdem tun.« Er grinste breit und enthüllte dabei ein Gebiß, das ganz und gar mit Gold überzogen war. »Mein Honorarvorschuß beträgt zweitausend Fuseodollars, zahlbar im voraus. Falls ich Banneth finde, macht das noch einmal fünftausend. Plus etwaige Spesen. Selbstverständlich werde ich nach Möglichkeit Quittungen vorlegen.«
»Einverstanden.« Louise streckte ihm ihre Jupiter-Kreditdisk entgegen.
»Zuerst noch ein paar Fragen«, sagte Ivanov, nachdem das Geld transferiert worden war. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloß gedankenversunken die Augen. »Sie wissen von dieser Banneth nur eins mit Sicherheit, nämlich daß sie diesen Quinn Dexter gequält hat, richtig?«
»Ja. Jedenfalls hat er das erzählt.«
»Und diese Banneth lebt definitiv auf der Erde? Interessant. Was auch immer zwischen den beiden gewesen sein mag, es klingt alles andere als angenehm. Was bedeutet, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach in kriminelle Machenschaften verwickelt waren. Ich denke, das sollte als Ausgangspunkt für meine Nachforschungen genügen.«
»Oh.« Louise blickte ihn nicht an. Es war so offensichtlich, wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtete. Sie hätte einen Questor in die Kriminalarchive schicken können.
»Ich bin ein Profi, Mrs. Kavanagh«, sagte Robson freundlich. »Sie wissen sicherlich, daß die Besessenen zwischenzeitlich die Erde erreicht haben, oder?«
»Ja. Ich habe die Nachrichten aus New York gesehen. Der Bürgermeister meint, sie wären alle gefaßt und eliminiert worden.«
»Was soll er schon anderes sagen? Trotzdem hat GovCentral die Vakzüge nach New York noch nicht wieder freigegeben. Das sollte Ihnen etwas sagen, oder? Und jetzt wurde der Eiffelturm ohne jeden ersichtlichen Grund gesprengt, nur um die Bevölkerung zu demoralisieren und in Wut zu versetzen. Was meiner Meinung nach bedeutet, daß die Besessenen inzwischen auch schon in Paris angekommen sind.
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