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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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kam die Antwort.
    Liscard übermittelte die Information per Datavis direkt in Andys neurale Nanonik. Er nahm sich Zeit für den Rückweg zu seinem Tresen, eine gemessene Annäherung, die es ihm ermöglichte, ihre Figur zu genießen. Die Bilder, die er bereits zuvor von ihr aufgenommen hatte, waren schön und gut und wunderbar, aber in seinem privaten Sens-O-Vis wirkten sie wie elektronische Puppen. Nachdem er sie einmal aufgerufen hatte, sehnte er sich nach weiteren, substantielleren Replikationen. Jetzt schaltete er seine Retinaimplantate auf Infrarot und kanalisierte den Informationsstrom durch ein Diskriminierungsprogramm. Auf diese Weise war er imstande, durch das Gewebe ihrer Kleidung hindurch die Körpermuskulatur und den Rippenkäfig zu erkennen. Ein Gitternetz enthüllte die präzisen dreidimensionalen Maße dieser wundervollen Brüste. Die Hautfarbe hatte er bereits abgespeichert; es war ein leichtes für das Skulpturprogramm, ihren ganzen Körper damit zu texturieren, von den Beinen nach oben und den Schultern abwärts. Damit blieb nur noch der Geschmack übrig, wenn er mit der Zunge über ihren Bauch fuhr und in ihren Schritt. Die korrekte Tonhöhe, wenn sie voller Dankbarkeit aufjauchzte und stöhnte und ihn betrachtete, den besten Liebhaber, den sie je gekannt hatte.
    Andy haßte sich selbst dafür, daß er sich in Sens-O-Vis-Sprites flüchtete. Es war der endgültige, letzte und demütigendste Beweis dafür, daß er ein völliger Loser war. Aber Louise war so phantastisch, daß er nicht widerstehen konnte. Besser, geliebt und verloren zu haben als gar nicht geliebt. Selbst wenn diese Liebe rein digital war.
    »Was ist mit ihm?« fragte Genevieve laut. »Warum sieht er dich so eigenartig an?«
    Andys Lächeln war nur eine dünne Maske über seinem entsetzten Schrecken, als die hohe Piepsstimme ihn aus den Gedanken riß. Kalter Schweiß trat auf sein hochrotes Gesicht. Seine neurale Nanonik konnte ihm nicht helfen; sie war voll und ganz damit beschäftigt, seine Erektion zu dämpfen.
    Louise musterte ihn mit aufkeimendem Mißtrauen. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Danke, es geht schon«, murmelte Andy. Er hastete hinter den Tresen zurück und ignorierte Genevieves Stirnrunzeln. »Ich denke, Ivanov Robson ist genau die Person, die Sie suchen. Er hat sich auf das Auffinden vermißter Menschen spezialisiert. Beide Arten … Ja. Manche Leute gehen wirklich verloren. Sie verabschieden sich aus dem Leben oder lassen ihre Edreßeinträge veralten – genau wie Ihre Bekannten. Und dann gibt es noch die, die absichtlich ihre Spuren verwischen wollen. Schuldner, treulose Partner, Kriminelle. Sie wissen schon.«
    »Ich verstehe. Ich danke Ihnen jedenfalls, dieser Mister Robson klingt genau richtig.«
    Andy übermittelte ihr per Datavis sowohl Edresse als auch physikalische Anschrift des Detektivs. Louise lächelte dankbar und winkte ihm unsicher zu, während sie nach draußen ging.
    Andy atmete tief durch. Seine Hände zitterten schon wieder, und er mußte sich an der Tresenkante festhalten. Idiot. IDIOT! Wenigstens war sie nicht wütend nach draußen gestürmt oder hatte einen Eklat wegen seiner dämlichen erotischen Tagträumereien veranstaltet. Noch hatte er eine Chance.
    Ja. Ungefähr genauso hoch wie die Chance, zum König von Kulu gekrönt zu werden.
    Er blickte nach unten, um sich noch einmal zu überzeugen. Das mittlere Regal unter dem Tresen enthielt einen Stapel von fünfzehn Hyperpaedia-Fleks. Seine einzige und letzte Ausrede, sie noch einmal wiederzusehen.
     
    Das Taxi kam am Ende der Fernshaw Road zum Halten, wo sie in die Edith Terrace einmündete. Louise und Genevieve stiegen aus, und die Tür glitt hinter ihnen zu. Das Fahrzeug beschleunigte lautlos und entfernte sich.
    Louise blickte sich um. Sie befanden sich in einer ruhigen Anwohnerstraße. Die Gehwege bestanden aus richtigen Pflastersteinen statt aus gegossenem Carbo-Beton. Silberbirken und Platanen, die aussahen, als wären sie Hunderte von Jahren alt, säumten beide Seiten der Straße. Ihre gewaltigen Kronen bildeten ein geschlossenes Dach, einen angenehmen smaragdfarbenen Schutzschirm gegen das grelle Sonnenlicht. Die Häuser waren ausnahmslos nicht höher als zwei oder drei Stockwerke, genauso alt wie die Bäume und weiß oder pastellfarben gestrichen. Die Schieferdächer verrieten ihr Alter; Jahrhunderte des Verfalls und einer immer aggressiver werdenden Umwelt hatten jeden Stützbalken und jeden Dachsparren angegriffen. In der gesamten

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