Armageddon 05 - Die Besessenen
Klappe.« Er ging zum Fenster und spähte durch einen Spalt in den schweren Vorhängen nach unten. Personenwagen und Laster jagten über die Rampe fünf Stockwerke tiefer und kurvten hinunter auf den Erdboden. Weniger Fahrzeuge als üblich, und die Menschenmassen auf den Bürgersteigen waren deutlich dünner – aber Edmonton war auch schon den ganzen Tag über in milder Panik, seit die frühmorgendlichen Pendler herausgefunden hatten, daß die Vakzüge abgeschaltet worden waren. Jeder GovCentral-Pressesprecher in der Arkologie versicherte den Reportern, daß es keine Besessenen in Edmonton gab. Niemand glaubte ihnen. Die Ordnung geriet ins Wanken unter den Kuppeln. Aber nicht auf die Art und Weise, die Quinn eigentlich beabsichtigt hatte.
Ich glaube das verdammt noch mal nicht! tobte er innerlich. Irgendwelche Superbullen wissen, daß ich hier bin! Ohne die Vakzüge kann ich keine Dunkelheit über die Erde bringen! Und jetzt sind auch noch irgendwelche himmlischen Vigilanten hinter mir her! Gottes Bruder, wieso konnte alles so verdammt schief laufen? Selbst Banneth ist wertlos geworden.
Es muß eine weitere Seiner Prüfungen sein. Er will mir zeigen, daß der wahre Pfad zum Armageddon woanders liegt. Daß ich als Sein Messias nicht rasten darf, nicht einmal, um meine eigene Schlange zu laben. Aber wer zur Hölle ist dieser Freund von Carter McBride? Wenn er den kleinen Carter gekannt hat, dann muß er auf Lalonde gewesen sein. In Aberdale. Einer von den Männern.
Obwohl diese Schlußfolgerung die Menge an Verdächtigen kaum einengte. Alle Männer in diesem Dreckloch von einem Kaff hatten ihn gehaßt. Er zwang sich zur Ruhe und rief sich die wenigen Worte ins Gedächtnis zurück, die der Bastard auf dem Jesup-Asteroiden gesprochen hatte, als er in Quinns Zeremonie geplatzt war.
»Erinnerst du dich an diesen Teil?« hatte Quinns nachgeäfftes Gesicht gespottet. Wer auch immer es war, er mußte die Zeremonie der Sekte schon einmal gesehen haben. Und er stammte aus Aberdale.
Die Erkenntnis bereitete Quinn soviel Vergnügen, daß sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, wie es sonst nur ein Orgasmus hervorrief. Er wandte sich vom Fenster ab. »Ruf alle zusammen«, befahl er einem der nervösen Akolythen. »Wir machen uns bereit und schlagen gegen Banneth los. Ich will, daß mich jeder meiner Anhänger begleitet.«
»Scheiße, wir schlagen los?« Courtneys Augen leuchteten vor Begierde.
»Selbstverständlich.«
»Aber du hast mir versprochen, daß ich dabei sein und zusehen darf!«
»Das wirst du auch.« Es war die einzige Möglichkeit. Die Bullen würden die Vakzüge erst dann wieder einschalten, wenn sie sicher waren, daß sie jeden einzelnen Besessenen in der Arkologie eliminiert hatten.
Quinn würde sie zusammenbringen und das Gleiche mit ihnen machen, was dieser Freund von Carter McBride mit seinem Sabotagetrupp gemacht hatte. Hinterher würde die Zeit zu seiner wertvollsten Waffe. Nicht einmal die Superbullen konnten die Vakzüge für unbegrenzte Zeit abgeschaltet lassen, wenn es keine weiteren Hinweise mehr auf Besessene gab.
»Aber zuerst muß ich noch etwas erledigen, das keinen Aufschub duldet.«
Auf Quinns Geheiß hin aktivierte Courtney einen Prozessorblock und stellte eine Verbindung zum Kommunikationsnetz von Edmonton her. Quinn stand ein paar Meter hinter ihr und beobachtete den kleinen Schirm über ihre Schulter, während sie den Questor in das Haupteinwohnerverzeichnis von GovCentral schleuste. Es dauerte acht Minuten, bevor die gesuchte Datei im Speicher des Prozessorblocks eintraf. Quinn las die Informationen und grinste siegesgewiß. »Sie!« sagte er und zeigte Courtney und Billy-Joe das Bild, das er in der Datei entdeckt hatte. »Ich will sie haben. Ihr beide geht hinunter zur Vakstation und wartet dort. Es ist mir scheißegal, wie lange ihr warten müßt, aber ihr setzt euch in den ersten Vakzug nach draußen und fahrt nach Frankfurt. Findet sie, und bringt sie mir. Habt ihr verstanden? Ich will sie lebend.«
Ein Anruf von der Rezeption setzte Louise darüber in Kenntnis, daß eine Lieferung für sie eingetroffen war. Das Haustelephon war nahezu identisch mit den grobschlächtigen schwarzen Apparaten, die sie von Norfolk her kannte, nur, daß sie mit einer Glocke läuteten anstatt laut schrillten.
Jetzt, nachdem Louise über eine neurale Nanonik verfügte, erschien ihr diese Kommunikationsmethode als absurd primitiv. Wahrscheinlich wirkten sie auf Erdbewohner malerisch und
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