Armageddon 05 - Die Besessenen
aus einem der Jupiter-Habitate. Genevieve bekam Mineralwasser.
»Du darfst ein Glas Wein mit uns trinken«, sagte Louise zu ihrer kleinen Schwester, als Genevieve Anstalten machte zu meutern.
»Ja, Louise. Danke, Louise.«
Sie starrte das kleine Mädchen an, bis es den Blick senkte. Sie hatte Genevieve bittere Vergeltung geschworen, falls sie während des Abendessens aus der Rolle fiel.
Es war ein merkwürdiger Abend. Louise genoß ihn wegen der Erfahrung, die sie sammelte. Wie es sein mußte, in einer vor Leben pulsierenden Arkologie zu leben und von jungen Männern ausgeführt zu werden. Sich schick zurechtzumachen. Exotische Speisen zu sich zu nehmen. Unterhaltungen, bei denen es nicht nur um die Ernte, um Verwandte und lokale Ereignisse ging, sondern um die gewaltigen Dinge, denen sich die Konföderation gegenübersah und wie die Navy damit zurechtkam, und um die letzten Nachrichten über den Befreiungsfeldzug von Mortonridge.
Sie hatte die Freiheit zu sagen, was sie dachte, basierend auf ihren persönlichen Erfahrungen. Und eine ganz und gar unglaubliche Geschichte zu erzählen, während man ihr gebannt zuhörte.
Während all das geschah, vergaß sie sogar für ein paar Augenblicke, wie falsch und vorübergehend das alles war. Daß sie niemals wirklich ein Mädchen aus der Stadt sein konnte, weil sie bald Mutter wurde. Daß Joshua sie noch nie in einem so schicken Kleid gesehen hatte. Daß das Leben nie mehr so sorglos sein würde wie früher, jetzt, nachdem die menschliche Rasse wußte, daß das Jenseits wartete. Und Quinn Dexter, der durch die wundervollen, ehrfurchtgebietenden irdischen Arkologien schlich und Anstalten machte, alles in einen riesigen Scherbenhaufen zu verwandeln.
Beim Dessert stellte sie fest, daß sie beinahe neidisch auf Andy war. Er konnte dieses Leben führen: Mädchen jagen, mit seinen Freunden auf Partys gehen, die Universität besuchen, seinen Abschluß machen, seine Programme schreiben, und reisen. Wahrscheinlich. Falls die Besessenen nicht gewannen.
»Alles in Ordnung?« fragte er besorgt. Er hatte gerade von seinen Plänen erzählt, ein eigenes Softwarehaus zu gründen, sobald er genügend Geld gespart hatte. Ein Traum, der diesen Monat wieder in weitere Ferne gerückt war.
»Es tut mir leid.« Sie legte die Hand auf seine und drückte sie sanft. »Sie werden mir wahrscheinlich nicht glauben, weil es klingt wie ein Klischee, aber das war einer der schönsten Abende in meinem ganzen Leben. Ich bin sehr froh, daß Sie mich ausgeführt haben.«
Der Blick voller unendlicher Sehnsucht, mit dem er antwortete, hätte sie fast zum Weinen gebracht wegen dem, was niemals sein würde. Sie winkte den Kellner herbei.
»Drei Gläser Norfolk Tears bitte.«
Genevieve unterbrach ihre Angriffe gegen die Dessertschale in dem Versuch, auch noch den letzten Rest des köstlichen Schokoladen-Orangen-Soufflés herauszukratzen, und lächelte in hoffnungsvollem Staunen.
»Ja, du auch«, sagte Louise lachend. Und zu Andy gewandt fuhr sie fort: »Ich möchte Sie einladen. Falls Sie noch nie Norfolk Tears getrunken haben, müssen Sie sie probieren. Es ist die einzig richtige Art, einen so wunderschönen Abend wie diesen abzuschließen.«
Die Getränke wurden in schlanken Kristallflöten auf einem silbernen Tablett serviert. Louise sog prüfend das Bouquet ein. »Wessex County, wahrscheinlich vom Gut Clayton«, sagte sie.
»Jawohl, Ma’am«, sagte der Kellner verblüfft. »Das ist korrekt.«
Die drei hoben ihre Gläser. »Auf daß wir unser Leben genießen und es nicht verschwenden«, sagte Louise.
Sie tranken darauf.
Louise empfing die Datavis-Botschaft im Taxi auf dem Rückweg ins Ritz, ein roter Telephonhörer, der unauffällig in einer Ecke ihres Gesichtsfelds blinkte (das NAS2600 verfügte über Tausende verschiedener Symbole, aus denen man auswählen konnte – doch dieses war das vertrauteste). Das Gefühl von Behaglichkeit, das der Abend in Louise hervorgerufen hatte, verflog augenblicklich. Die Nachricht konnte nur geschäftlich sein.
Ihre neurale Nanonik bestätigte den Ruf, und das rote Telefon wich dem Symbol von Ivanov Robsons Identitätsnachweis.
»Ich habe gute Neuigkeiten«, berichtete der Privatdetektiv. »Ich habe Banneth gefunden.«
»Wo?« fragte Louise per Datavis.
»Sie befindet sich gegenwärtig in Edmonton.«
»Danke sehr.« Das war eine der Arkologien, die den Nachrichten zufolge isoliert worden waren. »Haben Sie ihre Edresse?«
»Selbstverständlich.« Er
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