Armageddon 05 - Die Besessenen
übermittelte ihr die entsprechende Datei. »Louise, möglicherweise werden Sie Probleme haben, Banneth Ihre Geschichte zu verkaufen. Falls das geschieht, lassen Sie es mich wissen. Ich bin vielleicht in der Lage zu helfen.«
»Selbstverständlich. Und noch einmal danke.«
Der Türsteher bedachte Andy mit einem mißtrauischen Blick, als sie vor dem Hotel aus dem Taxi stiegen. Louise bemerkte, wie sein Zögern und seine alte Unsicherheit zurückkehrten, und verspürte ein unbehaglich starkes Mitgefühl. »Warte drinnen in der Halle auf mich«, sagte sie zu Genevieve.
Louises kleine Schwester grinste Andy spitzbübisch an und ging nach drinnen.
Dankbar, daß kein Kichern zu hören gewesen war, atmete Louise tief durch. »Ich muß jetzt gehen, Andy.«
»Können wir uns wiedersehen?«
Die Hoffnung in seiner Stimme war unbeschreiblich. Ich hätte niemals mit ihm ausgehen dürfen, entschied sie. Ich wußte, daß er sich falsche Hoffnungen machen würde. Aber trotz aller Fehler ist er ein netter Kerl. »Nein, Andy. Es tut mir leid. Ich muß diese Person finden, und ich habe meinen Verlobten. Ich werde die Erde verlassen, sobald ich eine Möglichkeit finde. Es wäre nicht richtig, für keinen von uns. Ich möchte nicht, daß Sie denken, es wäre etwas, wo nichts ist.«
»Ich verstehe.« Er ließ den Kopf hängen.
»Aber Sie dürfen mir einen Abschiedskuß geben«, sagte sie scheu.
Mehr angsterfüllt als freudig drückte er sich an sie, und ihre Lippen berührten sich. Als sie sich wieder trennten, kräuselte sie mitfühlend die Lippen. »Ich habe diesen Abend wirklich genossen, Andy. Ich danke Ihnen.«
»Falls das mit Ihrem Verlobten nicht klappt, und falls Sie zur Erde zurückkehren …«, begann er mit neu gefundenem Optimismus.
»Dann stehen Sie ganz oben auf meiner Liste, Andy. Versprochen.«
Er blickte ihr mit hängenden Schultern hinterher, als sie durch die Eingangstür verschwand. Die Endgültigkeit war fast zuviel. Einen irrsinnigen Augenblick lang wollte er ihr hinterherrennen.
»Du wirst darüber hinwegkommen, Sohn«, sagte der Portier. »Da draußen gibt es massenhaft andere.«
»Nicht wie sie!« sagte Andy.
Der Türsteher zuckte die Schultern und lächelte mit aufreizender Gelassenheit.
Andy wandte sich ab und wanderte durch die mitternächtliche Menschenmenge davon, die die Bürgersteige füllte. »Aber ich habe sie geküßt«, flüsterte er vor sich hin. »Ich habe sie tatsächlich geküßt!« Er stieß einen ungläubigen Schrei aus, als die Ungeheuerlichkeit des körperlichen Kontakts endlich in sein Bewußtsein fand. »Ich habe Louise Kavanagh geküßt!« Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen machte er sich in Richtung Islington auf den Weg; er war viel zu abgebrannt, um sich eine Fahrt mit der Metro zu leisten.
Louise wartete, bis Genevieve fertig war und im Bett lag, bevor sie Banneths Nummer anrief.
»Hallo, Sie kennen mich nicht, aber mein Name ist Louise Kavanagh. Ich rufe an, weil ich sie wegen einem gewissen Quinn Dexter warnen möchte. Kennen Sie ihn?«
»Leck mich.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Louise befahl dem Netzprozessor des Zimmers, die Datavis-Verbindung wiederherzustellen. »Hören Sie, es ist wirklich wichtig. Ich habe Dexter auf Norfolk kennengelernt, und er will …«
Ein rotes Kreuz blinkte beharrlich auf, als die Verbindung erneut unterbrochen wurde. Beim dritten Versuch, Kontakt mit Banneth herzustellen, wurde sie von einem Filterprogramm abgefangen, das ihre ID verlangte. Sie lud die geforderten Daten, nur um zu erfahren, daß sie nicht auf der Liste der Personen stand, mit denen Banneth zu sprechen wünschte. »Verdammt!«
»Was ist denn?« Genevieve blickte sie schläfrig unter der Bettdecke hervor an.
»Banneth will nicht mit mir reden. Ich glaube das einfach nicht! Nach allem, was wir auf uns genommen haben, um sie zu warnen. So etwas … Dummes!«
»Und was willst du jetzt tun?«
»Ich schätze, mir bleibt nichts anderes übrig als Robson anzurufen.« Sie übermittelte dem Netzprozessor die entsprechende Edresse und fragte sich, ob der Mann vielleicht übersinnliche Fähigkeiten besaß. Für einen Privatdetektiv keine schlechte Gabe.
»Keine Sorge«, sagte Robson. »Ich komme zu Ihnen.«
Die Cocktail-Lounge war offensichtlich ein Fehler gewesen. Louise nahm an einem Tisch Platz und bestellte sich einen Orangensaft, während sie auf Ivanov Robsons Eintreffen wartete. Das Dekor war ebenso gepflegt wie der ganze Rest des Hotels, mit
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